: Paul Quincy
: Mord auf Befehl Wild Bull Turner und die Moral der Macht
: Kuebler Verlag
: 9783863461683
: 1
: CHF 3.60
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 251
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
1779: Mit unguten Gefühlen verlässt William Turner Antigua, weil die dort kommandierenden Admirale sich keine Zeit für ein Kriegsgerichtsverfahren gegen ihn nehmen. Die Ungewissheit, wie es mit seiner Karriere weitergehen wird, ist bedrückend. Er macht sich auf eine lange, mühselige Überfahrt als Eskorte eines Geleits gefasst, dessen Ziel England ist. Da erscheint es ihm fast wie eine Befreiung, dass er eine neue Order erhält, in der er aufgefordert wird, einen Stützpunkt der amerikanischen Freibeuter mit Feuer und Schwert auszuheben. Nachdem er diese Aufgabe mit Glück und Bravour erledigt hat, segelt er nach New York, um dort die Gefechtsschäden an seinem Schiff beseitigen zu lassen. Auf der Reede vor Manhattan erwartet ihn eine Nachricht aus London vom Chef des Geheimdienstes persönlich, der ihn auffordert, den Residenten Hinkie zu liquidieren, weil dieser zum Verräter geworden ist. Das stürzt Turner in einen ernsthaften Gewissenskonflikt. Jemanden im Kampf zu töten, das gehört zu seinem Beruf; auch einen Mann im Duell zu töten, der seine Ehre angetastet hat, würde sein Gewissen nicht belasten, aber jemanden aus dem Hinterhalt zu meucheln, dagegen sträubt sich seine Moralvorstellung. Wie wird er diesen Konflikt lösen? Dann wird auch noch im Laderaum der Ville de Rouen sein Zahlmeister brutal ermordet. Anfangs scheint klar zu sein, wer die Täter waren, aber bei der Vorverhandlung macht ein gesetzeskundiger Commander den beteiligten Offizieren klar, dass es auch andere mögliche Täter gibt, die durchaus ein Motiv und die Gelegenheit hatten, die Untat zu begehen. Weil er die Schäden in New York nicht beseitigen lassen konnte, muss William Turner mit dem unangenehmen Gefühl zur Werft in Halifax auf Nova Scotia auslaufen, dass es an Bord seines Schiffes einen Mann - oder sogar mehrere - gibt, der einen Mord auf dem Kerbholz hat. Wie gut, dass Lady Jane ihn tröstet und ihm hilfreich zur Seite steht.

Paul Quincy war Seemann und weltweit als Wachoffizier und in leitender Position auf Schiffen der Großen Fahrt unterwegs. Er schreibt selbst Bücher und hat als Übersetzer etwa 60 Romane und Fachbücher - zum größten Teil historische maritime Romane aus den Napoleonischen Kriegen - vom Englischen ins Deutsche übertragen. Er ist Autor eines Fachbuchs über Navigation, unter dem Pseudonym Paul Quincy Autor der Reihe um William Turner, in denen er Spannung mit historischen Fakten und viel Wissen über die Lebensumstände der damaligen Zeit verknüpft.
"Nun ist es aber gut, ihr Streithähne!", knurrte Turner missmutig und funkelte Horace Ferry und Tom Brown böse an. Die beiden hatten sich lautstark gestritten, wer heute Abend dem Dinner den letzten Schliff verleihen sollte."Ich dachte ich habe mit euch erwachsene, verständige Männer vor mir, aber davon kann ja wohl keine Rede sein! Ihr führt euch auf verzogene Bälger in einem Internat für höhere Töchter! Möwenschiss im Konfektschälchen! Ich werde mich gezwungen sehen, einen von euch beiden als Aufwärter in den gunroom der young gentlemen zu versetzen."
Die beiden so unterschiedlichen Männer erbleichten, sogar Toms dunkler Teint wurde erkennbar um einige Grade heller.
"Oh, nein, Sir! Das können Sie nicht tun", stieß Horace hervor und blickte ihn wie ein verschrecktes Kaninchen an, das in der Hand, die es sonst so liebevoll streichelte, das scharfe Schlachtermesser entdeckte."Der Messe der Midshipmen ist die Hölle. Die jungen Herren, mögen sich an Deck anständig benehmen, aber in ihrem Bau sind sie eine gemeingefährliche Bande, die sich die wildesten Streiche ausdenkt und ständig hinter etwas Essbarem her ist." Er hielt sich affektiert die Hand vor den Mund und flüsterte furchtsam:"Nein, Sir, was würde ich mir da für geschmacklose Zoten anhören müssen, was für plumpe Anpöbeleien! Das ist kein Aufenthaltsort für einen Gentlemen, Sir." Er verstummte schockiert und blickte verstört vor sich hin.
"Na, den Rüpeln würde ich schon Mores lehren!", knurrte Tom,"aber leider sind es Offiziere und der eine oder andere dieser Ausgeburten der..." Er verschluckte den Rest des Satzes, atmete tief durch und fuhr fort,"...würde mich ohne zu zögern an die Gräting bringen, wenn ich einem der ihren mal richtig das Fell gerben würde. Ils ont une bande mauvais garçons et ils ont du bagout! Bevor ich da den Aufwärter mache, häkle ich lieber Strampelanzüge für den kleinen Richie!" Vor lauter Ärger war er entrüstet wieder in seine französische Muttersprache verfallen.
Turner grinste unmerklich in sich hinein. In Antigua hatte die Messe der Midshipmen auf"Bitten" des Admirals Zulauf bekommen. Leider war Starke, der über eine natürliche Autorität verfügte, nach seiner Beförderung von dort in die Offiziersmesse umgezogen, aber der in theoretischen Dingen etwas unbeholfene Armstrong, sowie der rothaarige Teufel Horner, dessen Gedanken zwar genauso wirr waren wie sein widerborstiger Schopf, der aber im Grunde ein gutmütiger Lausbub war, hatten sich nicht zu den alleinigen Herrschern des Gunroom aufschwingen können. Horners alter Freund Blake, der im Gefecht mit der Coquette einen Arm verloren hatte, aber von der schönen Michelle ins Leben zurückgeholt worden war, als er bereits den halben Weg über den Hades zurückgelegt hatte, war genesen und hatte eine zugegeben ziemlich primitive Armprothese angepasst bekommen, die es ihm zwar ermöglichte, seinen Dienst recht ordentlich zu versehen, aber für Prügeleien wenig geeignet war - jedenfalls bis jetzt.