: Markus A. Will
: Bad Banker im Währungskrieg
: hey! publishing
: 9783942822060
: 1
: CHF 5.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 492
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Wirtschaftskrimi am Puls der Zeit. Wer hätte gedacht, dass der Euro zu einer griechischen Tragödie mutiert? Oder dass China und die USA einen Krieg führen, von dem niemand so richtig etwas mitbekommt? Der Schweizer Bankier Carl Bensien will mit Hilfe einer geheim operierenden 'Viererbande', die seit Jahren über den 'Schwur von Piräus' verbunden ist, die Welt vor dem drohenden Desaster bewahren. Während sich die Staaten wie in einem Stellungskrieg belauern, beginnt Bensien wie ein Agent in feindlichen Lagern zu operieren. Doch nicht nur den Bad Banker ist Bensien ein Dorn im Augen, sondern auch dem ein oder anderem Staat ... Markus A. Will liefert mit 'Bad Banker im Währungskrieg' eine brandaktuelle Erweiterung von 'Der Schwur von Piräus' (2011), in der die Verbrechen um die Eurokrise in über 60 Extraseiten bis Ostern 2013 weitergeschrieben werden.

Markus A. Will, ein Insider der internationalen Bankenszene, hat in den 90er-Jahren für zwei führende Investmentbanken in Frankfurt und London gearbeitet. Heute führt er seine eigene Unternehmensberatung und ist als Privatdozent an der Universität St. Gallen tätig. www.markuswill.com Foto: (c) privat

Teil I: Sprachlos in Davos


7. und 8. Januar 2010


Die Viererbande


Immer am ersten Donnerstag eines neuen Jahres traf sich die Viererbande bei einem Griechen. Am 7. Januar 2010 um 20 Uhr in Frankfurt am Main im“El Greco“, einer ehemaligen Kneipe mit typisch deutscher Einrichtung: schweres dunkles Holz, große Theke und einfache Stühle mit Tischen, denen man die Jahrzehnte Stammtischrunden mit Pils und Korn noch ansah. Mit Bildern der Akropolis und ein paar Skulpturen von Athena bis Zeus verziert, sah das El Greco nicht wirklich griechisch aus, aber Stratos war weit und breit der beste griechische Koch, wie der Gastgeber des Abends besser als alle anderen beurteilen konnte: Dr. Konstantin Diospolos war an der Reihe die Viererbande zu bewirten.

Da es am Montag noch einmal kurz zurück an den Arbeitsplatz bei der EZB, der Europäischen Zentralbank, ging, hatte‚Dispo‘, der Grieche der Viererbande, nach Frankfurt geladen. Elegant in dunkelblauem Cord, ohne Krawatte, stand der kleine Währungsspezialist mit viel zu stark gegeltem Haar bei Stratos, dem Restaurantbesitzer, und wartete auf seine Gäste. An Frankfurt und seine hessische Küche konnte und wollte er sich auch nach fünf Jahren nicht gewöhnen. Berlin, wo er 1970 auf die Welt gekommen war und fünf Jahre mit seinen Eltern im Exil gelebt hatte, war ihm deutlich näher. Seine Mutter war Deutsche, eine waschechte Berlinerin, die sich in einen jungen heißblütigen Griechen verliebt hatte. Die Odyssee durch die Finanzkapitalen dieser Welt würde alsbald eine neue Etappe bieten: Büroleiter des IWF-Chefs in Washington sollte er Ende Januar werden, noch rechtzeitig vor dem World Economic Forum in Davos.

Als Erste der Bande traf‚Friedhof‘ im El Greco ein, immer ein wenigüberpünktlich, was ihrem generellüberkorrekten Charakter entsprach. Annafried Olson geborene Fjordhof und von allen deshalb nur Friedhof genannt. Ein Name, den ihr das deutsche Bandenmitglied Ellen Klausen verpasst hatte. Friedhof verband den Trip nach‚Mainhattan‘ mit einem Besuch beim Statistischen Bundesamt in Wiesbaden, aber natürlich zahlte sie die Tage vor der Arbeit in Wiesbaden aus ihrer privaten Schatulle. Als Beamtin bei EUROSTAT, dem Statistischen Amt der Europäischen Union in Luxemburg, war sie bis zum Jahresende für Deutschland zuständig gewesen. Als solche musste sie noch das Zahlenwerk für 2009 abschließen, wofür sie ein paar Tage brauchen würde. Dass sie nun ausgerechnet Chefin für die südeuropäische Gruppe würde, war zwar ein Gehalts- und Karrieresprung, aber um die Zahlen der Südländer hatte sie bislang einen großen Bogen gemacht. Seit das Land 2001 dem Euro beigetreten war, gab es Verfahren gegen und Schwierigkeiten mit Defiziten von Griechenland.

Der neue Job würde alles andere als ein Zuckerschlecken sein. Griechenland war auf dem besten Weg, das Sorgenkind der Europäischen Union zu werden. Sie spürte förmlich, dass die Eurozone in den nächsten Monaten eine griechische Tragödie erleben würde. Im Herbst 2009 hatte die neue griechische Regierung unter Giorgos Andrea Papandreou zugeben müssen, dass die Neuverschuldung viel höher war als bislang offiziell angegeben: 12,7 Prozent statt der erlaubten drei Prozent. Noch im Dezember hatten Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Griechenlands herabgestuft und damit einen gewaltigen Risikoaufschlag der Staatsanleihen ausgelöst. Die Schulden wurden unbezahlbar.

Griechenland war das Problem des Euro und damit von nun auch das von Friedhof. Griechenland hatte sich in die Eurozone hineingelogen. Anna traute der ganzen Sache nicht, selbst den neuen Zahlen nicht. Sie wollte sich erst einmal richtig in die Datenmengen eingraben. Die Griechen hatten Militärausgaben nicht als solche deklariert und damit ihre Verschuldungsquote gedrückt. Aber die früheren griechischen Regierungen hatten vor allem ihr Volk belogen, hatten ihnen vorgegaukelt, dass sie besser im europäischen Wettbewerb lägen, als sie es am Ende taten. Sie hatten mit Staatsgeldern ein System aufrechterhalten, das schon lange nicht mehr funktionierte. Griechenland war zu teuer, um im europäischen Wettbewerb zu bestehen.

Nun musste die neue Regierung unter Papandreou das alles ausbaden. Den stolzen Griechen nicht nur die Wahrheit sagen, sondern auch den Europäern, die es aber alle im Prinzip zumindest geahnt haben mussten. Die Heuchelei ging Anna schon jetzt fürchterlich auf die Nerven. Das jetzige Tamtam ging gegen die griechische Ehre– da musste sie sich nur den heißblütigen Dispo anschauen–, aber Annafried wus