1.
15. Juni 1514 NGZ, 21.00 Uhr
Terrania Space Port
Rhodan passierte die von zwei einsatzbereiten Kampfrobotern bewachte Strukturschleuse. Draußen auf dem Raumhafenfeld empfing ihn die brütende Hitze einer Juninacht in der Gobi-Region, die einem auch um diese Zeit – kurz nach neun Uhr abends – noch den Schweiß ausbrechen lassen konnte. Es roch nach dem Ozon energetischer Entladungen, nach Syntho-Schmierfett und nach dem sommerlichen Blütenmeer der Khooloi-Gobi-Ebene. In weiter Ferne waren Stimmen zu hören, summten Abschirmfelder, schabte Metall auf Metall beim Verladen von Containern.
Aber in diesem Moment sah Rhodan die Wüste vor sich, die einmal an diesem Ort geherrscht hatte.
Die Menschen hatten es weit gebracht. Das konnte man ohne Übertreibung sagen.
Er hob das rechte Handgelenk, an dem er einen Kommunikator in Form einer dezenten Metallspange trug. »Basil?«
»Na endlich!«, vernahm er eine lebhafte, jung klingende Stimme. »Ich versuche schon den ganzen Nachmittag, dich zu erreichen. Dein Kommunikator war abgeschaltet!«
»Ich hatte einen privaten Termin«, sagte Rhodan. Er musterte die mattsilbern schimmernde Kuppel hinter sich. Ein Paratronschirm, der dank eines vorgeschalteten Spiegelfelds nicht erahnen ließ, was sich darunter verbarg. Er würde die STARDIVER bis zu ihrem Einsatz zuverlässig schützen, und niemand würde sich etwas dabei denken, denn Schutzschirme wie dieser erhoben sich in diesem Teil des Raumhafens zu Dutzenden. »Und danach noch einen vertraulichen«, fügte er hinzu.
»Hab ich mir schon gedacht. Aber weil doch diese Besprechung anberaumt ist und wegen heute Abend ...«
»Ja, ich weiß«, sagte Rhodan. »Hol mich erst mal ab. Terrania Space Port. Sagen wir, an der Raumhafenmeisterei Ost. Weißt du, wo das ist?«
»Also bitte! Klar weiß ich das«, empörte sich die Stimme aus dem Akustikfeld. »Mann, du solltest mal einen Blick ins Trivid werfen.Terrania-3. Meine speziellen Freunde ... oder nein, lass es. Ich komme. Bin sozusagen schon unterwegs.«
Basil Nunn lachte, dann unterbrach er die Verbindung.
Rhodan setzte sich in Bewegung, folgte den sanft leuchtenden Bodenmarkierungen, auf denen zu bleiben ratsam war, wenn man sich als Fußgänger auf dem Gelände des Raumhafens bewegte. In weiter Ferne hoben gerade zwei Schlachtschiffe ab, stählerne Kugeln, die auch aus dieser Distanz – zwanzig Kilometer, schätzte Rhodan – noch ungemein imposant wirkten. Vor allem, weil das einzige Geräusch, das man hörte, das der Luft war, die sie verdrängten: Es klang wie das tiefe, unheilvolle Fauchen eines Drachen. Alles andere machten die Antigravs.
Unterwegs musste er schmunzeln. Hatte dieser Bursche es mal wieder geschafft, ihn neugierig zu machen! Er tippte auf ein Sensorfeld an seinem Kommunikator, das ein kleines Holofeld erscheinen ließ.Terrania-3. Wenn es denn sein musste. Er hielt nicht viel von Trivid-Nachrichten, insbesondere nicht von diesem Kanal.
Was dort lief, war eine Gesprächsrunde mit zwei Frauen, die aussahen wie Mutter und Tochter, angeblich aber Zwillinge waren. Die eine war zusammen mit der Erde in jene Anomalie versetzt worden, aus der das Neuroversum entstanden war, ihre Schwester hatte sich zu dem Zeitpunkt auf Olymp aufgehalten. Als das Solsystem am 26. August 1503 NGZ an seinen angestammten Platz zurückgekehrt war, hatte man auf der Erde noch das Jahr 1470 NGZ geschrieben – die Bewohner der solaren Welten hatten somit rund 33 Jahre einfach übersprungen. Und um so viel war nun die eine Zwillingsschwester älter als die andere.
Erstaunlich, dass das elf Jahre danach immer noch ein Thema ist, dachte Rhodan und sagte laut: »Basil?«
Die Verbindung wurde blitzschnell wieder aufgebaut. »Bitte nicht hetzen«, kam die Antwort. »Rings um den Raumhafen gelten Geschwindigkeitsbeschränkungen.«
Perry Rhodan lächelte flüchtig. »Ich wollte dich nur fragen, was du an der Sendung aufTerrania-3 relevant findest.«
Ein gedämpftes