: Friedrich Nietzsche
: Also sprach Zarathustra Nietzsche, Friedrich - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur
: Reclam Verlag
: 9783159600284
: Reclams Universal-Bibliothek
: 1
: CHF 5.30
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 371
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Solitär der Literaturgeschichte und zugleich Hauptwerk des Philosophen Friedrich Nietzsche. Eine philosophische Dichtung 'für Alle und Keinen'? in der (der erfundene, östlichen Weisheitslehren verpflichtete) Zarathustra die 'Lehren' Nietzsches verkündet: Von der ewigen Wiederkehr des Gleichen, dem Übermenschen, vom Tod Gottes und dem Willen zur Macht. Text aus Reclams Universal-Bibliothek mit Verweis auf die Seitenzählung der kritischen Studienausgabe sämtlicher Werke in 15 Bänden, die 1980 im Deutschen Taschenbuch Verlag und im Verlag Walter de Gruyter erschienen ist.

Friedrich Nietzsche (15.10.1844 Röcken bei Lützen [Sachsen] - 25.8.1900 Weimar) prägte mit seiner Philosophie ganze Generationen von Literaten, zu deren bekanntesten Thomas Mann gehört. Bereits während seiner Altphilologie-Professur in Basel zwangen ihn gesundheitliche Probleme 1879 in die Frühpensionierung. Dies gilt als Auftakt einer langen Krankheitsgeschichte, die mit dem berühmten Zusammenbruch in Turin 1889 einen Höhepunkt findet. Als Grund wird eine Progressive Paralyse als Folge einer Syphilis-Erkrankung ausgemacht. Kern von Nietzsches 'Philosophie mit dem Hammer' ist die Auflösung aller starren Denkmuster. Diese verdichtet sich in prägnanter Weise in einer Mischform aus Prosa und Lyrik - den Aphorismen. Seine frühe Einsicht, dass es keine absoluten Wahrheiten und Werte gibt, führte ihn zum Nihilismus und zur 'Umwertung aller Werte'. Diese gipfelt in seinem Spätwerk Also sprach Zarathustra in einer Überwindung aller Schranken und mündet in absoluter Lebensbejahung. Maßgeblich hierfür ist der von ihm geformte Begriff des 'Übermenschen'.

[11] Zarathustra’s Vorrede.


1.

Als Zarathustra dreissig Jahr alt war, verliess er seine Heimat und den See seiner Heimat und gieng in das Gebirge. Hier genoss er seines Geistes und seiner Einsamkeit und wurde dessen zehn Jahre nicht müde. Endlich aber verwandelte sich sein Herz, – und eines Morgens stand er mit der Morgenröthe auf, trat vor die Sonne hin und sprach zu ihr also:

»Du grosses Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht Die hättest, welchen du leuchtest!

Zehn Jahre kamst du hier herauf zu meiner Höhle: du würdest deines Lichtes und dieses Weges satt geworden sein, ohne mich, meinen Adler und meine Schlange.

Aber wir warteten deiner an jedem Morgen, nahmen dir deinen Überfluss ab und segneten dich dafür.

Siehe! Ich bin meiner Weisheit überdrüssig, wie die Biene, die des Honigs zu viel gesammelt hat, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken.

Ich möchte verschenken und austheilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Thorheit und die Armen wieder einmal ihres Reichthums froh geworden sind.

Dazu muss ich in die Tiefe steigen: wie du des Abends thust, wenn du hinter das Meer gehst und noch der Unterwelt Licht bringst, du überreiches Gestirn!

[12] Ich muss, gleich dir,untergehen, wie die Menschen es nennen, zu denen ich hinab will.

So segne mich denn, du ruhiges Auge, das ohne Neid auch ein allzugrosses Glück sehen kann!

Segne den Becher, welcher überfliessen will, dass das Wasser golden aus ihm fliesse und überallhin den Abglanz deiner Wonne trage!

Siehe! Dieser Becher will wieder leer werden, und Zarathustra will wieder Mensch werden.«

– Also begann Zarathustra’s Untergang.

2.

Zarathustra stieg allein das Gebirge abwärts und Niemand begegnete ihm. Als er aber in die Wälder kam, stand auf einmal ein Greis vor ihm, der seine heilige Hütte verlassen hatte, um Wurzeln im Walde zu suchen. Und also sprach der Greis zu Zarathustra:

Nicht fremd ist mir dieser Wanderer: vor manchem Jahre gieng er hier vorbei. Zarathustra hiess er; aber er hat sich verwandelt.

Damals trugst du deine Asche zu Berge: willst du heute dein Feuer in die Thäler tragen? Fürchtest du nicht des Brandstifters Strafen?

Ja, ich erkenne Zarathustra. Rein ist sein Auge, und an seinem Munde birgt sich kein Ekel. Geht er nicht daher wie ein Tänzer?

Verwandelt ist Zarathustra, zum Kind ward Zarathustra, ein Erwachter ist Zarath