1. Kapitel,
in dem zur Geisterstunde viel passiert, eine Roboterbande angreift und sich zwei beschnuppern müssen
Der zweite Schlag der Kirchturmuhr klang bis in Paulas Traum. Sie schlief zwei Stockwerke über Muhackl, hinter dem Fenster mit den Papp-Fledermäusen. Drei, vier, fünf … Beim zwölften Schlag machte Paula die Augen auf. Schade, sie hätte so gerne weitergeträumt! Ihr Traum war richtig schön gruselig gewesen: Sie und der Geist wollten Larissa gerade ordentlich eins auswischen!
Natürlich war ihr Geisterfreund kein langweiliges Bettlaken-Gespenst, das nur mit seinen Ketten rasselte, sondern eincooler Geist. Ein Wiedergänger, der durch Wände gehen konnte und Gegenstände zum Schweben brachte!
Er sah fast aus wie ein ganz normaler Junge, nur seine Kleidung war unheimlich altmodisch. Kniestrümpfe und Hosenträger. Außerdem war er schwarz-weiß, wie auf einem alten Foto.
Nachdem er Paula sein gruseliges Schloss gezeigt hatte, hatte er sie an der Hand genommen und sich mit ihr zusammen unsichtbar gemacht. Und ausgerechnet in dem Moment, als Paulas Erzfeindin Larissa sich vor Bammel fast in ihre Glitzerjeans gemacht hätte, war Paula aufgewacht!
Paula kletterte aus dem Stockbett. Sie schnappte sich ihre Decke und wickelte sich ein wie eine Kohlroulade. Der Mond hatte die Klamottenhaufen und Bücherberge auf ihrem Fußboden in eine Schattenlandschaft verwandelt. Im Slalom bahnte sie sich einen Weg hindurch und machte es sich auf dem Fensterbrett gemütlich. Ein Vogel, der sich mit seinem Ausflug in der Uhrzeit geirrt hatte, flatterte vor der Scheibe einen Bogen und verschwand hinter dem Haus mit der Nummer 9.
Das Dachrinnen-Konzert konnte Paula durch das Fenster nicht hören, aber sie sah, wie die Schatten der Äste über die Hauswand tanzten. Und noch etwas sah sie: Hinter einem der Fenster flackerte ein schwacher Lichtschein und eine dunkle Gestalt bewegte sich durch das Zimmer.
Wie elektrisiert setzte Paula sich auf und starrte gebannt auf das Nachbarhaus. Aber das stand doch leer! Seit einer Ewigkeit! Es war eine stinklangweilige Bruchbude. Paula war zwar schon hundertmal daran vorbeigegangen, aber sie hatte das Haus nie besonders beachtet.
Paula fielen fast die Augen aus dem Kopf: Die schiefe Dachrinne, der bröckelige Putz und die vergilbten Vorhänge hinter den Fenstern, die im Mondlicht fast grün aussahen – na klar! Alles war haargenau wie in ihrem Gespensterbuch, das sie vor dem Einschlafen gelesen hatte! Wie hatte sie das nur übersehen können? Paula lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter und sie zog sich die Decke feste