Da müssen Sie sich erst mal arbeitslos melden.
Oder warum es manchmal besser ist, einfach loszulegen.
Ist die Entscheidung endlich gefallen, kann es nicht schnell genug gehen.
Zwei Stufen auf einmal nahm ich hinauf in die vierte Etage des Business Centers. Überall Glas und Stahl, dazwischen Sichtbeton, in die zugigen Flure waren Barcelona Chairs und entsprechende Sofas gestellt, als ob der unternehmerische Erfolg sämtlicher Mieter des Businessgebäudes von pseudo-avantgardistischer Architektur und der Möblierung durch Design-Klassiker abhinge.
Zimmer 405, Existenzgründer-Service, einmal laut geklopft, und hinein preschte ich, atemlos und voller Vorfreude auf mein großartiges Projekt, das mich seit vielen Wochen ununterbrochen beschäftigte: die Gründung einer kleinen Agentur für gute Texte.
Im Raum bremste ich sofort ab, denn unmittelbar hinter der Tür quetschten sich drei Personen an überdimensionierte Schreibtische, auf denen sich Aktenordner und Papierstapel türmten. Auf einem Tisch sah man vor lauter gelben Klebezetteln die Schreibtischunterlage nicht mehr, auf dem nächsten lag eine Computertastatur, auf deren Buchstabentasten sich überall ein bräunlich-schwärzlicher Film um eine helle, fettig glänzende Mitte gebildet hatte. Über allem waberte der Geruch von Filterkaffee, der seit Stunden auf der lauwarmen Heizplatte einer orangefarbenen Kaffeemaschine tapfer vor sich hin reduziert wurde.
Von den drei Mitarbeitern, zwei Frauen, ein Mann, schaute nur der Mann auf. Er saß rechts von mir und war ungefähr in meinem Alter, schwarzer Lockenkopf, etwas zu ernste Augen. Er trug ein ausgewaschenes, dunkelblaues T-Shirt und eine Hose aus feingeripptem Kord, die Füße steckten in schwarzen Lederschuhen, die vorne zehenschonend gerundet waren.
Ich stellte mich kurz vor, schaute dabei alle drei abwechselnd an, denn noch wusste ich nicht, bei welcher der drei Personen ich den Termin hatte, der mir per Telefon vier Wochen zuvor zugewiesen worden war. Die Frau links von mir hob kurz den Kopf, um sich dann wieder in ihre Unterlagen zu vertiefen. Der Lockenkopf seufzte.
»Da ist Frau Yildiz für zuständig. Aber die ist krank.«
Es folgte keine weitere Erläuterung. Ich wartete noch ein bisschen in das träge Schweigen der drei Menschen hinein. Die Pause schien ungewohnt lange, denn nun hoben beide Frauen gleichzeitig den Kopf, mit neugierigem Gesichtsausdruck.
»Ähm, ja, Frau Yildiz ist seit drei Tagen krank. Wann sie wiederkommt, wissen wir leider auch nicht«, ließ der Lockenkopf verlauten.
Meinen Namen hatte ich genannt und mein Anliegen vorgetragen, nämlich den Termin zur Erstberatung für Existenzgründer wahrnehmen zu wollen. Weder hatten die drei Mitarbeiter sich vorgestellt, noch gaben sie mir anständig Auskunft. Mein Elan fiel von Sekunde zu Sekunde mehr in sich zusammen. War das hier eine Beratungseinheit für Existenzgründer oder der Club der stillen Trinker schlechten Kaffees?
»Frau Yildiz geht also nicht. Wer von Ihnen könnte mich denn beraten?«, versuchte ich es.
Der Lockenkopf wand sich, während die beiden Frauen sehr schnell ihre Köpfe senkten und wieder mit ihren Papieren raschelten.
»Nee, das geht nicht, darauf sind wir jetzt nicht vorbereitet. Da müssen Sie nochmals wiederkommen, wenn Frau Yildiz wieder gesund ist.«
Die hellen Blätter der Grünlilien auf dem Fensterbrett zitterten leicht, als draußen ein Lkw vorbeidröhnte. Die eine Frau schloss das Fenster und quetsch