: Rebecca Michéle
: Königin für neun Tage Eine Liebesgeschichte aus der Tudor Zeit
: Dryas Verlag
: 9783941408487
: 1
: CHF 4.10
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 440
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
England zur Zeit der Herrschaft Henry VIII. Tudor Lord Fenton droht seiner Frau, sie nach Vorbild König Henrys zu verstoßen, sollte sie ihm keinen Sohn schenken. In ihrer Verzweiflung verkleidet sie die neugeborene Tochter als Junge. Der Betrug wird erst entlarvt, als Antonia als Knappe an den Hof des Königs kommt und sich dort in den Ritter Norman verliebt. Als dieser die Wahrheit erkennt, will er nichts mehr mit ihr zu tun haben. In ihrer neuen Rolle als Frau wird sie die Vertraute von Lady Jane Grey. So sehr sich die Mädchen wünschen, ihr Glück zu finden - sie werden in die Welt der Intrigen und Komplotte am Hofe hineingezogen, und für beide beginnt ein Spiel auf Leben und Tod - und um ihre große Liebe.

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 13 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de

1. KAPITEL

Fenton Castle, Dorset, 5. August 1532

Das Gesicht schweißüberströmt, das schlichte Leinenkleid am Körper klebend, versuchte die untersetzte, kurzatmige Frau mit dem jungen Burschen Schritt zu halten. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Jüngling war ihrem Blickfeld entschwunden, als vor Kate Trevor die grauen Mauern der Burg aufragten. Sie verharrte kurz, wischte sich den Schweiß aus den Augen und blickte besorgt zum Himmel hinauf. Es war der heißeste Sommer, seit sie denken konnte. Der Regen ließ auf sich warten, die Felder lagen verdorrt in der Sonne und drückende Schwüle machte jede Tätigkeit im Freien zur unerträglichen Anstrengung. Jetzt jedoch verdunkelten schwarze Gewitterwolken den Himmel. Mit Besorgnis erkannte Kate Trevor am Horizont eine gelbliche Wolkenfront, die auf Hagel schließen ließ.
Blitz und Donner folgten im selben Augenblick. Die korpulente Frau beeilte sich schnaufend, die rettende Burg zu erreichen. Gerade als heftiger Platzregen einsetzte, hatte sie die geschlossene Zugbrücke erreicht. Sie hämmerte vehement an die kleine Pforte, die in die massive Holzkonstruktion eingelassen war. Das schmale Fenster öffnete sich, und ein ungewaschener Mann mit struppigem Bart musterte sie missmutig.
»Was wollt Ihr?«
Ein Schwall alkoholgeschwängerten Atems ließ Kate Trevor augenblicklich zurückweichen, und sie schnappte mehrmals nach Luft, während es um sie herum gleichzeitig blitzte und donnerte.
»Euer Herr hat nach mir geschickt. Ich bin die Hebamme«, schrie sie gegen den Gewittersturm an.
Die schwarzen Augenbrauen des Mannes zogen sich über seiner Hakennase unwillig zusammen.
»Ich kenne die Hebamme. Ihr seid nicht Mary Trevor!«
»Ich bin Kate, ihre Schwester, und ebenso als Hebamme …«
Rums! Die Klappe wurde zugeworfen. Nur mit Mühe konnte Kate Trevor noch die Worte »Wartet hier!« verstehen. Sie trommelte mit beiden Fäusten gegen das Holz und rief: »Lasst mich bitte ein!«, doch hinter der Tür rührte sich nichts mehr.
In diesem Augenblick setzte der Hagel ein. Taubeneigroße Körner prasselten hernieder und prallten schmerzhaft auf Kates Rücken und Arme. Sie versuchte, sich so dünn wie möglich zu machen, und drückte sich direkt an die Wand der äußeren Burgmauer, um vor dem Unwetter ein wenig Schutz zu finden. Kate Trevor war keine abergläubische Frau, sie sah in einem Gewitter eine ganz normale Naturerscheinung, doch jetzt schien es ihr, als hätte der Himmel alle Schleusen geöffnet und die Wassermassen wollten sie mitreißen.
»Auf was habe ich mich da nur eingelassen?«, murmelte sie und wünschte sich zurück in die einfache Hütte mit dem festen und dichten Dach. »Das hat man nun davon, wenn man sein Leben in den Dienst anderer Frauen stellt!«
Nach einer Ewigkeit, wie es Kate schien, knirschte der Schlüssel im Schloss, und endlich wurde die kleine Pforte geöffnet. Kate musste sich bücken und sich regelrecht hindurchzwängen, doch dann stand sie endlich im trockenen Tordurchgang. Bedingt durch das Unwetter herrschte hier beinahe völlige Finsternis. Kate versuchte blinzelnd, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, als sie eine ti