: Zygmunt Bauman
: Flüchtige Zeiten Leben in der Ungewissheit
: Hamburger Edition HIS
: 9783868545692
: 1
: CHF 7.20
:
: Soziologie
: German
: 168
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Wir leben in einer Welt des Übergangs von der 'festen' zur 'flüssigen' Moderne. Unsicherheit und Ungewissheit prägen den Alltag vieler Menschen, denen ohne stabile gesellschaftliche Formen und Institutionen ein Bezugsrahmen sowohl für ihr Handeln als auch für langfristige Lebenspläne fehlt und die sich gezwungen sehen, ihr Leben aus einer endlosen Abfolge von kurzfristigen Projekten und Episoden zusammenzuflicken. Konzepte wie 'Karriere' oder 'Fortschritt' können nur noch von wenigen aktiv verfolgt werden, und 'in Sicherheit zu leben' bedeutet schon heute vielerorts - vorausgesetzt, man kann es sich leisten -, bewacht zu werden und abgeschottet zu sein von den Wirren der globalen Megacitys, von Armut und dem 'menschlichen Abfall'. Der renommierte Soziologe Zygmunt Bauman erkundet in diesem Band die endemische Unsicherheit, die unser heutiges Leben formt. In 'flüchtigen Zeiten' wird dem Individuum ein sehr hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit abverlangt und die permanente Bereitschaft, Taktiken zu ändern, Verpflichtungen und Loyalitäten ohne Bedauern fallenzulassen und Gelegenheiten je nach kurzfristiger Verfügbarkeit zu ergreifen. Leben bedeutet mit der Ungewissheit umzugehen.

Zygmunt Bauman ist Professor emeritus für Soziologie an der Universität Leeds. 1992 erhielt er den Amalfi-Preis für Soziologie und wurde 1998 mit dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Sein umfangreiches, auch in deutscher Sprache vorliegendes Werk beschäftigt sich mit der Ambivalenz der Moderne, der Postmoderne sowie den Auswirkungen der Globalisierung.

Menschheit in Bewegung


Rosa Luxemburg bemerkte vor 100 Jahren, dass »die Kapitalakkumulation in ihren sachlichen Elementen tatsächlich an nichtkapitalistische Kreise gebunden«1 sei, sich jedoch alsbald daranmache, ebenjene Bedingungen zu assimilieren, die allein ihre Existenz garantieren könnten. Nichtkapitalistische Milieus sind ein fruchtbarer Boden, auf dem der Kapitalismus gedeihen kann: Das Kapital ernährt sich von den Überresten solcher Milieus, und obwohl dieses nichtkapitalistische Umfeld für die Akkumulation von Kapital unentbehrlich ist, erfolgt diese nichtsdestoweniger auf dessen Kosten und zehrt somit an seiner Substanz.

Es ist das inhärente Paradox des Kapitalismus und langfristig sein Verderben, dass er wie eine Schlange ist, die ihren eigenen Schwanz frisst. Man kann es auch anders ausdrücken, in Begriffen, die Rosa Luxemburg nicht geläufig waren, weil sie erst in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten geprägt worden sind, einer Zeit, in der der Abstand des Schwanzes vom Magen sich schnell verringert hat und die Unterscheidung zwischen »Fresser« und »Gefressenem« zunehmend schwieriger wurde. Der Kapitalismus bezieht seine Lebensenergie aus einer Praxis, die man »asset stripping« nennt und die in jüngster Zeit vor allem im Zusammenhang mit der weitverbreiteten Praxis der »feindlichen Übernahmen« zutage tritt. Diese Praxis verlangt nach immer neuen Vermögenswerten, die ausgeschlachtet werden können – wird sie global angewandt, ist jedoch abzusehen, dass das Angebot früher oder später erschöpft oder so stark geschrumpft sein wird, dass ihr die Grundlage entzogen ist. Die bei der Zerschlagung eines Unternehmens veräußerten Vermögenswerte sind der Ertrag der Arbeit anderer Produzenten – doch mit jedem Produzenten, der seiner Vermögensw