: Volker Surmann, Heiko Werning
: Fruchtfleisch ist auch keine Lösung
: Satyr Verlag
: 9783981447538
: 1
: CHF 8.00
:
: Comic, Cartoon, Humor, Satire
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein gefundenes Fressen für Satire! Ernährung ist in aller Munde, Essen wird derzeit mehr diskutiert als konsumiert. Jonathan Safrar Foer will keine 'Tiere', Karen Duve nur noch 'anständig essen'. Unterdessen folgt Lebensmittelskandal auf Lebensmittelskandal, und im Fernsehen wird zeitgleich alles verbraten, was nicht bei drei aus der Küche ist. Noch nie hat die moralisch korrekte Grundverorgung unsere Wohlstandsgesellschaft derart bewegt: Die Debatten kochen hoch, moralische Argumente werden aufgewärmt, gepfefferte Diskussionen geführt. Die Diskussionen sind hitzig, die Argumente aber nicht selten moralin-versalzen. Was der Suppe noch fehlt, ist etwas satirische Würze. Deshalb dieses Buch: Etwa dreißig erfahrene Satiriker, Humoristen und Lesebühnen-Autoren - Vegetarier wie Fleischesser - erzählen mitten rein in die vor sich hin brodelnde Debatte Geschichten über Fleischkonsum und Vegetarismus, über Wildschweinjagd und Zartgemüse. Bissig, satirisch, kontrovers, aber trotz aller Gegensätze vereint in einem geschmackvollen Buch.

Heiko Werning, lebt seit 1991 in Berlin. Studierter Umweltschützer, Kriechtierredakteur und Lektor, Liederschreiber und Sänger. Mitglied der Vorlesebühnen 'Brauseboys' und 'Reformbühne Heim& Welt', außerdem taz-Blogger, Titanic-Autor und Publizist. Zahlreiche Buch- und CD-Veröffentlichungen, zuletzt 'Mein wunderbarer Wedding' (Edition Tiamat). Volker Surmann, Exil-Ostwestfale in Ostberlin, Autor für Kabarett, Lesebühnen und Titanic-Magazin, ebenfalls Mitglied der 'Brauseboys' und Programmchef im Satyr-Verlag. Diverse Publikationen. Herausgeber der erfolgreichen Anthologie-Reihe 'Sex - Von Spaß war nie die Rede'.

Vom Essen kann man sich ernähren


Isabella Renitente


In Ihrem Elternhaus pflegte man die alten preußischen Tugenden, auch bei Tisch. Man aß schweigsam und zügig.

»Hände auf den Tisch!«

Selbstverständlich wurde erwartet, dass man seine Mahlzeit beendete, sobald der Appetit des Patriarchen befriedigt war. Der Rohrstock stand in der Spülküche, gleich hinter dem Kartoffeleimer.

»Wohl nich’ jedient, wa?«

Gegessen wurde, was auf den Tisch kam, auch wenn es Graupensuppe war oder gut durchgebratenes Rindersteak mit polymerisiertem Fettrand, der sich an den Rändern immer ein wenig nach oben bog, oder Kochfisch mit Senfsoße. Kopfsalat mit einer Marinade aus gehackten Zwiebeln, Zitronensaft und Zucker, auch so ein Hit. Schmorbraten mit Funny-Klößen.

»Lieba een bisken mehr, aba dafür wat Jutet.«

Damals haben Sie gelernt, auch nahezu breiartige Speisen mindestens fünfhundertsiebenunddreißigmal zu kauen.

Frisches Obst wurde zu Kompott verarbeitet und zierte, mit maschinenschriftlichen Etiketten versehen, die Regale im Vorratskeller. Nach Größe, Jahrgang und Obstsorte sortiert. Die Etiketten alle auf gleicher Höhe. Das Kompott kam dann im übernächsten Winter auf den Tisch. Helles Kompott oder dunkles Kompott. Zum Teil noch mit Aroma. Die Vorratsregale wurden gern präsentiert, wenn Besuch