: Karl Heinrich Waggerl
: Sämtliche Weihnachtserzählungen
: Otto Müller Verlag
: 9783701361687
: 1
: CHF 8.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 96
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sämtliche Weihnachtsgeschichten von Karl Heinrich Waggerl, mit Zeichnungen und Aquarellen des Autors. Seit vielen Jahren erweist sich gerade in der Vorweihnachtszeit die ungebrochene Popularität des Erzählers Karl Heinrich Waggerl. Mit milder Ironie und weisem Humor, durchdrungen von großer Gelassenheit und einem verschmitzten Ernst erzählt Waggerl in seinen berühmten Weihnachtsgeschichten die alten Legenden auf unverwechselbare, berührende Weise. Er verrät dem Leser, worüber das Christkind lächeln musste oder warum der schwarze König Melchior so froh wurde, er erinnert sich zurück an die eigene Kindheit und die verschiedenen Bräuche, die süßen Düfte und Geheimnisse rund um die Weihnachtszeit. Mit den Erzählungen 'Die stillste Zeit im Jahr', 'Das Weihnachtsbrot', 'Die alte Krippe', 'Und es begab sich' und dem Weihnachtskapitel aus 'Das Jahr des Herrn' umfasst dieser Sammelband alles, was Waggerl zum Thema Weihnacht geschrieben hat. Ein zeitloser Begleiter durch den Advent. Die Weihnachtserzählungen sind mit charmanten Aquarellen und Zeichnungen des begabten Malers Waggerl illustriert.

Karl Heinrich Waggerl geboren am 10.12.1897 in Badgastein, Kindheit und Jugend in großer Armut, Ausbildung zum Lehrer. Als Soldat im Ersten Weltkrieg erkrankt. Erste Publikation 1930 mit dem Roman 'Brot'. Er wurde besonders nach 1945 zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller, zahlreiche Vortragsreisen, zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen. Gestorben 1973 nach einem Unfall

DIE STILLSTE ZEIT IM JAHR

Advent, das ist die stillste Zeit im Jahr, wie es im Liede heißt, die Zeit der frohen Zuversicht und der gläubigen Hoffnung. Es mag ja nur eine Binsenweisheit sein, aber es ist eine von den ganz verläßlichen Binsenweisheiten, daß hinter jeder Wolke der Trübsal doch immer auch ein Stern der Verheißung glänzt. Daran trösten wir uns in diesen Wochen, wenn Nacht und Kälte unaufhaltsam zu wachsen scheinen. Wir wissen ja doch, und wir wissen es ganz sicher, daß die finsteren Mächte unterliegen werden, an dem Tag, mit dem die Sonne sich wendet, und in der Nacht, in der uns das Heil der Welt geboren wurde.

Für die Leute in den Städten hat der Advent kein großes Geheimnis mehr. Ihnen ist es nur unbequem und lästig, wenn die ersten Fröste kommen, wenn der Nebel in die Straßen fällt und das karge Licht des Tages noch mehr verkürzt. Aber der Mensch auf dem Lande, in entlegenen Tälern und einschichtigen Dörfern, der steht den gewaltigen Kräften der Natur noch unmittelbar gegenüber. Stürme toben durch die Wälder herab und ersticken ihm das Feuer auf dem Herd, er sieht die Sonne auf ihrem kurzen Weg von Berg zu Berg krank werden und hinsterben, grausig finster sind die Nächte, und der Schneedonner schreckt das Wild aus seinen Zuflüchten. Noch in meiner Kindheit gab es kein Licht in der Stube außer von einer armseligen Talgkerze. Der Wind rüttelte am Fensterladen und schnaufte durch die Ritzen, das hörte sich an wie der Atem eines Ungeheuers, das draußen herumging mit tappenden Hufen und schnupperte, an der Wand, an den Dachschindeln, überall. Wie gut, wenn ein Licht dabei brannte, gottlob für einen winzigen Funken Licht in der schrecklichen Finsternis!

Immer am zweiten Sonntag im Advent stieg der Vater auf den Dachboden und brachte die große Schachtel mit dem Krippenzeug herunter. Ein paar lange Abende wurde dann fleißig geleimt und gemalt, etliche Schäfchen waren ja lahm geworden, und der Esel mußte