: Ignaz Hold
: Mistralmorde Commissaire Papperins erster Fall - ein Provencekrimi
: ambiente krimis
: 9783981561302
: 2
: CHF 3.60
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 397
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eigentlich wollte der Pariser Kommissar Jean-Luc Papperin in der provenzalischen Ölmühle seiner Familie nur seinen Sonderurlaub genießen und sich von einer Schussverletzung erholen. Statt der Ruhe, die er sich erhofft, findet er eine rivalisierende Meute erhitzter Gemüter vor, die sich wilde Wortgefechte und sogar Handgreiflichkeiten auf offener Straße liefern. Der idyllische provenzalische Ort Cabanosque ist in Aufruhr, weil ein weltweit operierender Baulöwe dort eine Golf- und Wellness-Hotelanlage für den internatonalen Jetset errichten will. Die Befürworter - der Bürgermeister und viele Geschäftsleute - sehen sich einer breiten Protestbewegung gegenüber, die das Projekt mit allen Mitteln zu Fall bringen wollen. Die Stimmung heizt sich mehr und mehr auf - schließlich geschehen zwei Morde. Papperins Urlaub ist endgültig vorbei, als ihm seine Vorgesetzten in Paris befehlen, die kommissarische Leitung der Dienststelle in Aix- en- Provence zu übernehmen und den brisanten Doppelmord möglichst geräuschlos im Sinne der Obrigkeit zu lösen.

Ignaz Hold ist ein Pseudonym. Der Autor, ein reiselustiger Wissenschaftler, hat seit über einem Vierteljahrhundert in der Provence eine zweite Heimat gefunden und kennt diesen Fleck Europas wie seine Westentasche. Dort, in der Idylle eines provenzalischen Dorfes, entstehen seine Provencekrimis, in denen er den ganzen provenzalischen Mikrokosmos mit all seinen Problemen, Charakteren, landschaftlichen und kulinarischen Reizen einfängt und in spannende Krimis einfließen lässt.

Rückblick: Vor Ostern in Paris, alscommissairePapperins Urlaubspläne zerplatzten

Papperin griff nach den beiden Zeitungen, die auf seinem Schreibtisch lagen und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Erüberflog die Titelseite desFigaro:„Vernichtender Schlag gegen das organisierte Verbrechen– PJ zerschlägt Mädchenhändlersyndikat“. AuchLe Monde– wie stets etwas dezenter und zurückhaltender in ihrem Aufmacher– berichtete auf der ersten Seite:„Derpolice judiciaire gelang es gestern unter der Leitung voncommissaire Jean-Luc Papperin eine international agierende und von Paris aus gelenkte Menschenhändlerorganisation zu sprengen.Commissaire Papperin und sein Team konnten nach monatelangen und schwierigsten Recherchen den Zeitpunkt und den Ort ermitteln, an dem sich der Kopf des Syndikats zur Vorstandssitzung treffen wollte. In einem spektakulären Einsatz wurde die gesamte Organisationsstruktur zerschlagen. Alle führenden Köpfe des Verbrecherrings konnten inhaftiert werden. Wie aus dem Polizeipräsidium mitgeteilt wurde, lief die Operation unter strengster Geheimhaltung. Offensichtlich waren nicht einmal die Vorgesetzten voncommissaire Papperin informiert. Papperin sagte kurz nach dem erfolgreichen Zugriff dem Korrespondenten unserer Zeitung, man habe hundertprozentig sicher sein wollen, dass die Pläne seines fünfköpfigen Teams nicht nach außen dringen und den erhofften Erfolg gefährden würden. Dies entspräche zwar nicht den Dienstvorschriften, aber der Erfolg gebe ihm und seinem Team wohl Recht. Dennoch fürchte er etwas die Reaktion seiner Chefs. Nach diesem kurzen Interview wurde er vom Polizeiarzt und den Sanitätern unserem Korrespondenten entrissen, die ihn in das Rettungsfahrzeug führten, um dort seine Schussverletzung zu behandeln.“

Papperin betrachtete den Verband an seinem linken Arm. Der Schmerz war eigentlich ganz gut zu ertragen– ob das von den Schmerzmitteln kam, die ihm der Polizeiarzt verabreicht hatte? Vielleicht hatte deren Wirkung aber auch schon nachgelassen, und das war der beim Heilen einer Wunde normale Schmerz? Zum Glück waren die Bodyguards soüberrascht gewesen, dass sie kaum Zeit gehabt hatten, ihre Waffen zu ziehen und schon gar nicht, präzise zu zielen. So hatte ihn nur ein Schuss leicht am linken Arm gestreift.„Na ja– jetzt kommen bald die Osterfeiertage, und mit den zusätzlichen vier Urlaubstagen, die ich genommen habe, können Nia und ich mal wieder so richtig ausspannen“. Er freute sich auf die geplante Reise in die Karibik nach Martinique zu den Eltern seiner Lebensgefährtin.

Er nahm– mehr im Unterbewusstsein– das Blinken des kleinen roten Lämpchens an seinem Diensttelefon wahr, dann gellte auch schon der penetrante Computerton in seinen Ohren.„Telefone klingeln heutzutage nicht mehr so schön wie früher“, dachte er wehmütig und schaltete den Lautsprecher ein.„Oui“, gähnte er müde.„Jean-Luc, komm in mein Büro–s’il te plaît!“ Das war die Stimme seines Chefs, Dr. Malleraux, Präsident derpolice judiciaire von Paris, der ihn in sein Allerheiligstes zitierte.

* * *

Papperin klopfte und trat ein. Dr. Malleraux kam hinter seinem großen Schreibtisch hervor.„Mein lieber Jean-Luc, das habt ihr großartig gemacht, ich gratuliere dir und deinen Leuten!“, begrüßte ihn sein Chef.„Ich wurde auch schon aus dem Innenministerium angerufen. Der Minister ist sehr zufrieden mit dem effizienten und erfolgreichen Vorgehen seiner Polizei.“ Dr. Malleraux ging mit gewichtigen Schritten wieder hinter seinen Louis XVI-Schreibtisch zurück und nahm in seinem ledernen Chefsessel Platz. Er lächelte in der ihm eigenen Art, mehr mit dem Mund als mit den Augen. Langsam zogen auf seiner Stirne kleine Sorgenfältchen auf, die sich peuà peu vertieften, bis sein Gesicht zweigeteilt erschien: Unten ein freundlich lächelnder Mund und nach oben zu ein strenger und sorgenvoller Blick. Papperin kannte dieses Mienenspiel von früher und ihm war klar, die freundlich lächelnden Lippen waren nur dieäußere Fassade. Innerlich kochte sein Chef.„Allerdings warmonsieur le Ministre etwas ungehalten, dass er bei einer so wichtigen Aktion nicht in die Planung einbezogen, ja nicht einmal informiert worden ist. Nun aber wirklich,monsieur le commissaire“, verschärfte Malleraux den Ton.„Sie hätten wenigstens mich vorher unterrichten müssen. In Ihrem Interview mitLe Monde wird mein Nameüberhaupt nicht erwähnt. Wie stehe ich denn vor dem Minister und dem Staatssekretär da– ganz zu schweigen von der Presse?“

Papperin registrierte den Wechsel vom freundschaftlich- kollegialentu zum amtlichenvous, auch dass er jetzt nicht mehr‚mein lieber Jean-Luc’, sondern‚monsieur le commissaire’ war. All das versetzte ihn in leichte Unruhe. Papperins Gesichtsaudruck jedoch blieb unbewegt: Freundlich, amtlich und ein bisschen unterwürfig. In ihm aber arbeitete es. Was würde sein Chef jetzt tun? Ihm eine offizielle Rüge erteilen? Das war eher unwahrscheinlich– bei dem Erfolg– und würde Dr. Malleraux auch nicht aus seinem Dilemma retten, als Chef der Polizeibehörde nicht informiert gewesen zu sein. Aber offensichtlich widerstrebte es ihm auch, Papperins Leistung in allerÖffentlichkeit anzuerkennen. Andererseits konnte er den Erfolg auch nicht mehr auf seine eigenen Fahnen schreiben nach dem ersten kurzen Interview von Papperin. Und selb