: Gaby Hauptmann
: Suche impotenten Mann fürs Leben Roman
: Piper Verlag
: 9783492961547
: 1
: CHF 7.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Per Annonce sucht Carmen einen »impotenten Mann fürs Leben« - und landet damit einen Knüller. Doch keiner der Bewerber, mit denen sie sich trifft, erfüllt ihre Erwartungen. Bis sie David kennenlernt. Und bei ihm wünscht sie sich, dass das mit der Impotenz wie ein Schnupfen wäre, der von allein vergeht. Die zahlreichen Versuche, ihn von seinem Leiden zu heilen, führen zu den komischsten Verwicklungen ... - »Drei Wochen Impotenz würden vielen Männern guttun« (Gaby Hauptmann).

Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane »Suche impotenten Mann fürs Leben«, »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Die Lüge im Bett«, »Eine Handvoll Männlichkeit«, »Die Meute der Erben«, »Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive«, »Hengstparade«, »Yachtfieber«, »Ran an den Mann«, »Nicht schon wieder al dente«, »Rückflug zu verschenken«, »Ticket ins Paradies«, »Hängepartie«, »Liebesnöter«, »Zeig mir was Liebe ist«, » Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud« und »Scheidung nie - nur Mord!« sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände »Frauenhand auf Männerpo« und »Das Glück mit den Männern«, ihr ganz persönliches Buch »Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben«, das Kinderbuch »Rocky der Racker«, die mehrbändigen Jugendbuchreihen »Alexa, die Amazone« und die »Kaya«-Reiterbücher, sowie »Wo die Engel Weihnachten feiern« und die von ihr herausgegebene Anthologie »Gelegenheit macht Liebe«. Zuletzt erschien »Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!«. 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde 'Talk am See' im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.

Elvira sitzt fix und fertig gerichtet neben ihrem kleinen Köfferchen. Die Begrüßung ist stürmisch, Carmen brennen schon im Auto heiße Fragen auf den Lippen, aber sie verkneift es sich noch. Sie muß eine bessere Gelegenheit abwarten, umüber Stefan Kaltenstein zu sprechen.

»Wo fahren wir eigentlich hin?« fragt Elvira nach einer Weile.

»In den Rosenweg 17!«

»Rosenweg 17? Ist ja interessant. Müssen wir dort was holen?«

»Nein, hinbringen!« Carmen grinst sie an.»Dreh dich mal um!«

Elvira schaut nach hinten. Auf der Rückbank steht Davids

Riesenkarte.

»Was ist denn das?« fragt Elvira.

»Mein Mann fürs Leben!«

»Mach keine Witze! Und was ist mit Frederic?«

»Frederic ist dafür doch nie in Frage gekommen!«

»Ach so«, staunt Elvira,»das sah aber irgendwie ganz anders aus!«

»Findest du?« Carmen lacht aus vollem Herzen.»Nein, mit David ist das etwas ganz anderes. Und du sollst da auch nur kurz einen Brief einwerfen.«

»Ach, bin ich jetzt der Liebes-Postillon?«

»Wenn du so willst– ach, paß auf, hier beginnt jetzt der Rosenweg.«

»Romantisch!« sagt Elvira trocken.

Romantisch ist er nunüberhaupt nicht. Graue, langweilige Blöcke stehen nebeneinander. Keine Spur von Rainer Marias Herbsttag, weit und breit keine Marienkäfer.

Wahrscheinlichüberlebt in so einer Siedlung noch nicht einmal ein Kieselstein, wenn er nicht aus Beton ist, denkt Carmen und ist zutiefst enttäuscht.

»Was sind das denn für Hausnummern?« fragt sie.

»Kann ich nicht entziffern, ich habe keine Brille auf!«

Carmen fährt rechts ran und schaut angestrengt.»Ist auchüberhaupt keine Hausnummer dran. Abgerissen. Wie das ganze Haus. Vielleicht am nächsten!« Sie fährt einen Block weiter:»132. Gott sei Dank!«

»Meinst du, daß sich das Flair wegen der paar Nummernändert?« Elvira schaut skeptisch die gleichförmige Straße entlang.

»Aber Elvira, mehr Optimismus bitte! Das Schloß liegt sicherlich hinter der nächsten Biegung versteckt, da!« Sie deutet mit dem Zeigefinger vage in eine Richtung.»Wahrscheinlich hinter diesem Menschensilo dort!«

Beim Stichwort»Schloß« fällt ihr wieder Stefan Kaltenstein ein. Sie muß es bald anbringen, sonst platzt sie.

Tatsächlich, ab der Hausnummer 50 wird die Gegend grüner, werden die Häuser kleiner. Langsam fährt Carmen von Hausnummer zu Hausnummer. Die Nummer 19 ist eine große, verrottete Villa, daneben, zurückversetzt und im Schatten einiger zerfledderter Pappeln, steht Haus Nummer 17. Es ist aus Glas und Stahl konstruiert, hypermodern, obwohl die Bausubstanz selbst auf diese Entfernung ahnen läßt, daß es schon vor längerer Zeit gebaut wurde. Auch der Garten sieht danach aus. Wild zugewachsen, kaum, daß ein Weg sichtbar ist.

»Und da willst du mich jetzt hineinjagen?« fragt Elvira und legt die Stirn in Falten.

»Nur bis zum Briefkasten. Bitte!«

»Wieso machst du das nicht selbst?«

»Wenn er mich sieht– das ist doch blöd!«

Carmen drückt ihr den Brief in die Hand, mit einem Seufzer greift Elvira nach ihrem Stock, steigt aus und geht langsam auf die Gartenmauer mit dem Nummernschild»17« zu. Carmen schaut angestrengt aus Elviras Seitenfenster zum Haus. Vielleicht kann sie ja etwas entdecken. Aber in dem Glaskasten spiegelt sich alles, der Himmel, das Haus auf der gegenüberliegenden Seite, bloß hineinsehen kann man nicht. Trotzdem ist sich Carmen fast sicher, daß sich drinnen nichts rührt. Es ist keiner zu Hause.

»Wollen Sie zu mir?« Carmen zuckt zusammen. Vor dem offenen Wagenfenster auf ihrer Seite steht ein Mann. Etwas dicklich, nicht besonders groß, etwa 35 Jahre alt, schwarze Lockenmähne, eine prall gefüllte Einkaufstüte in der Hand.

»Ich– ich weiß nicht so recht«, Carmen kommt ins Stottern,»wenn Sie David Franck sind, ja!« Mein Gott, denkt sie, wenn er es wirklich ist, wie ziehe ich mich bloß aus der Affäre?

»Wenn ich David Franck wäre, würde ich an irgendeinem Strand liegen und mir von mindestens drei hübschen Mädchen den Bauch kraulen lassen!«

»Aha«, antwortet Carmen irritiert.

»So aber sorge ich emsig für unseren Lebensunterhalt«, fährt er fort und hält die Plastiktüte hoch.»Soll ich ihm denn etwas ausrichten?«

In diesem Moment steigt Elvira wieder ein.

»Nein, danke«, sagt Carmen,»schon erledigt!«

»Nun, denn.« Der Schwarzgelockte schüttelt den Kopf und geht am Auto vorbei auf das Gartentor zu.

»Alles klar?« Elvira schaut Carmen fragend an:»War er das?«

»Das traust du mir zu?« fragt Carmen entsetzt.»Meinst du ernsthaft, so sieht mein Mann fürs Leben aus?«

»Warum nicht«, Elvira zuckt die Achseln,»Zumindest kann er gut kochen– da möchte ich fast wetten!«

»Mag sein.« Carmen wendet den Wagen.»Aber da bleibe ich lieber bei meinen eigenen Kochkünsten– davon werde ich wenigstens nicht dick!«

Elvira wirft ihr einen Blick zu:»Apropos, vielleicht sollten wir uns noch irgendwo etwas mitnehmen. Ich könnte uns einen kräftigen Eintopf kochen, das paßt zur Jahreszeit!«

»Auja, fein!« Carmen ist begeistert.»Da gehen wir am besten gleich mal einkaufen! Und als Willkommensgruß für dich stifte ich zum Aperitif eine Flasche Champagner!«

Elvira legt ihre Hand leicht auf Carmens Oberschenkel:»Ich bin glücklich, wieder daheim zu sein!«

Carmen freut sichüber Elviras Geste, aber spontane Zuneigung macht sie immer rührselig. Sie wischt ihre Stimmung weg, und da fällt ihr Stefan Kaltenstein wieder ein, und daß sie immer noch nicht weiß, wie sie mit ihrer Entdeckung umgehen soll.

Nach dem Mittagessen besteht Carmen darauf, daß sich Elvira hinlegt. Sie nimmt Elviras Hausschlüssel, um sie später nicht aus dem Bett klingeln zu müssen, und geht in ihre Wohnung. Dort holt sie sich Felix Hoffmanns Brief und wählt seine Nummer. Sein Anrufbeantworter läuft. Sie hinterläßt ihm eine unverfängliche Nachricht, sagt nur Carmen Legg, Stichwort»klarer Männerkopf«, bittet um Rückruf, und gibt ihre Nummer an. Dann zieht sie nochmals das Foto von ihm auf dem Surfbrett heraus. Er gefällt ihr wirklich gut. Seit ihrer Begegnung mit dem Schwarzgelockten steht sie David Franck etwas differenzierter gegenüber. Wenn der schon einen solch komischen Freund hat, was wird er dann wohl selbst für eine Marke sein…und die Geschichte mit den hübschen Mädchen hat ihr auch nicht gefallen.

Sie schnürt ein Päckchen mit denübrigen Briefen für Annemarie Weber, schreibt einige kurze, persönliche Zeilen dazu und adressiert es. So, das hat sie weg. Das Telefon klingelt. Sie denkt an Felix Hoffmann, vielleicht ist er ja inzwischen nach Hause gekommen und nimmt ab.