: Falk Guder
: Tod im Herrenzimmer
: Kellner, Klaus
: 9783956510533
: 1
: CHF 3.60
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 176
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Ein aufgeregter Landjäger stürmt in das Dienstzimmer des Bremer Kriminalkommissärs Otto von Weyhe:>Verzeihen Sie bitte, Herr Kriminalpolizeikommissär, dass ich hier so reinplatze<, stottert der junge Mann,>mein Name ist Landjäger Horst Ahrens, Polizeidiener zu Diensten. Ich bin für den Stadtteil Osterholz zuständig und muss einen furchtbaren Mord melden.< Der Osterholzer Bauer Friedrich Horstmann ist ermordet worden. Erstochen mit einer afrikanischen Lanze, die noch aus seinem Körper herausragt. Was zunächst wie ein Raubmord erscheint, entwickelt sich schnell zu einer Kette von Ungereimtheiten. Um den Fall aufklären zu können, müssen von Weyhe und sein Assistent Hansen immer tiefer in die dunkle Vergangenheit des Großbauern eindringen. Die Spur führt nach Deutsch-Südwestafrika ... Ein auf historischen Fakten beruhender und spannender Kriminalroman, der auch viel über das Leben in Bremen um 1900 mitteilt.

I

Fluchend, mit dem Wetter hadernd, trat Kriminalpolizeikommissär Otto von Weyhe in die Pedalen seines Fahrrades und versuchte angestrengt, dem Gegenwind zu trotzen, der ihm hart und unerbittlich entgegenwehte. Gerne hätte er in diesem Moment in einer Pferde- oder Straßenbahn gesessen und sich durch die Gegend fahren lassen, doch leider gab es diese Verkehrsmittel auf dem Weg von der Bremer Innenstadt nach Osterholz nicht, so dass er sich wohl oderübel mit Hilfe seines Fahrrades fortbewegen musste.

Der Wind schlug ihm weiter hart und unerbittlich ins Gesicht, von Weyhe fiel es unglaublich schwer, dagegen anzuradeln beziehungsweise mit seinem Fahrrad auf dem unebenen Schotterweg voranzukommen.»Zum Glück«, dachte der Kommissär nur,»befinden wir uns bereits in Osterholz. Das Ziel kann also nicht mehr weit entfernt sein.«

Osterholz, der kleine Stadtteil im Osten der inzwischen fast 200.000 Einwohner zählenden Großstadt Bremen, war dünn besiedelt. Neben zahlreichen Ackerflächen und Wiesen, auf denen Kühe und Pferde weideten, passierten sie links und rechts des Weges vereinzelte Bauernhöfe, aber auch freistehende Häuser mit großen Grundstücken. Otto von Weyhe runzelte die Stirn. Osterholz hatte er von früher noch wesentlich ländlicher in Erinnerung gehabt. Aber auch in diesem Bremer Stadtteil hatte die Industrialisierung eindrucksvoll ihre Spuren hinterlassen. Nur noch ein Drittel der nicht ganz 2.000 Osterholzer (das hatte der Kommissär mal in der Zeitung gelesen) lebte noch von der Landwirtschaft. Die anderen Bewohner waren dagegenüberwiegend Arbeiter und verdienten ihr Geld vorwiegend in den riesigen Hemelinger Zigaretten- oder Silberwarenfabriken.

Kriminalpolizeikommissär von Weyhe fluchte erneut laut vor sich hin, als ihm aufgewirbelter Staub von vorn direkt in das Gesicht schlug und er auf einmal einen sehr sandigen Geschmack im Mund verspürte. Seine Zähne knirschten geräuschvoll bei dem Versuch, den Sand zwischen seinen Zähnen irgendwie herauszubekommen.

Zu allemÜbel hatte es gerade auch noch angefangen zu regnen, kleine Wassertropfen wehten auf den Kommissär und zwei weitere Männer herab, die vor ihm fuhren und ebenfalls mühsam versuchten, sich mit ihren Fahrrädern einen Weg durch den starken Wind zu bahnen.

Seitüber einer Stunde waren sie jetzt schon unterwegs. Vergrellt verzog von Weyhe das Gesicht und versuchte weiterhin angestrengt, dem Gegenwind zu trotzen, um mit seinem jungen Assistenten, Kriminalwachtmeister Heinrich Hansen, sowie mit dem für Osterholz zuständigen Landjäger, Horst Ahrens, irgendwie Schritt zu halten. Als diese sich trotz aller Anstrengungen, die der Kommissär verzweifelt aufbrachte, allerdings immer weiter von ihm entfernten, schrie er ihnen, in der Hoffnung, dass sie ihn trotz des starken Windes hören würden, auf einmal wütend entgegen:

»Hansen! Ahrens! Jetzt warten Sie doch mal auf mich! Ich bin schließlich keine dreißig mehr!«

Kriminalwachtmeister Heinrich Hansen und Landjäger Horst Ahrens verlangsamten daraufhin augenblicklich ihr Tempo, so dass der Kommissär allmählich aufholen konnte. Von Weyhe konnte erkennen, dass Hansen ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen hatte.

»Na warte, Bürschchen«, dachte er nur erbost,»dein Lachen wird dir schon noch vergehen. Wenn wir gleich am Tatort sind, schicke ich dich erst einmal zur Spurensuche durch den Kuhstall! Und zwar durch jeden einzelnen Fladen!«

Angestrengt trat der leichtübergewichtige Kommissär weiter in die Pedalen und dachte sehnsüchtig an den heutigen Vormittag zurück. Was hatte er sich doch, nach all den Turbulenzen der letzten Monate, mal wieder auf einen gemütlichen Tag in seinem Büro gefreut.

Seit dem 6. März, das war jetztüber vier Monate her, war es in der Stadt Bremen, beim gesamten Polizeiapparat und nicht zuletzt bei Kriminal-Polizeikommissär Otto von Weyhe selbst komplett drunter und drüber gegangen. Alles hatte damit begonnen, dass der deutsche Kaiser, Wilhelm II., an diesem Tag in Bremen zu Be

Cover1
Impressum2
Autor4
Innentitel5
Kapitel I6
Kapitel II17
Kapitel III27
Kapitel IV51
Kapitel V56
Kapitel VI83
Kapitel VII89
Kapitel VIII116
Kapitel IX125
Kapitel X134
Kapitel XI145
Glossar155
Bremer Karte 1905167
Karte Deutsch-Südwestafrika168
Bücher aus dem KellnerVerlag169
Rücktitel172