Und ich ging hin zum Engel und sprach zu ihm: Gieb mir das Büchlein. Und er sprach zu mir: Nimm hin, und verschlinge es; und es wird dich im Bauch grimmen, aber in deinem Munde wird es süß sein wie Honig. Und ich nahm das Büchlein von der Hand des Engels, und verschlang es; und es war süß in meinem Munde wie Honig; und da ich’s gegessen hatte, grimmete mich’s im Bauch.
Offenbarung St. Johannis 10, 9. 10.
Von allen Wünschen in der Welt
Nur Einer mir anjetzt gefällt,
Nur: Knüppel aus dem Sack!
Und gäbe Gott mir Wunschesmacht,
Ich dächte nur bei Tag und Nacht,
Dann braucht’ ich weder Gut noch Gold,
Ich machte mir die Welt schon hold
Mit: Knüppel aus dem Sack!
Ich wär’ ein Sieger, wär’ ein Held,
Der erst’ und beste Mann der Welt
Ich schaffte Freiheit, Recht und Ruh
Und frohes Leben noch dazu
Beim: Knüppel aus dem Sack!
Und wollt’ ich selbst recht lustig sein,
So ließ’ ich tanzen Groß und Klein
O Märchen, würdest du doch wahr
Nur Einen einz’gen Tag im Jahr,
O Knüppel aus dem Sack!
Ich gäbe drum, ich weiß nicht was,
Und schlüge drein ohn’ Unterlaß:
Frisch: Knüppel aus dem Sack
Auf’s Lumpenpack!
Auf’s Hundepack!
Deutsches Volk, wie gut berathen!
Hoffnung sprießt in deinen Gau’n:
Grün sind stets noch deine Saaten,
Deine Wälder, deine Au’n.
In der Hoffnung ruht dein Leben:
Bleibt auch manche Hoffnung aus –
Steuern nehmen, Steuern geben,
Diese Hoffnung stirbt nicht aus.
Hoffnung tilget deine Klagen,
Löschet deines Zweifels Spur,
Denn mit grünem Tuch beschlagen
Sind die Sitzungstische nur.
Darum geh in diesen Tagen,
Deutsches Volk, in Hoffnungstracht;
Grüne Röcke musst du tragen,
Weil man dir nur Hoffnung macht.
Ha! eure Mauern, eure Wände,
Hat sie nicht längst die Zeit zerstört?
Wo blieb der Unterschied der Stände?
Hat jeder Stand nicht aufgehört?
Wir haben keine Zeit zum Stehen,
Nichts hat noch seinen alten Stand;
Jetzt will die ganze Welt nur gehen,
Wie kann da stehen noch ein Land?
Was soll der Stand? was sollen Stände?
Sie hemmen nicht der Zeiten Lauf.
O, reicht euch alle gern die Hände!
Euch alle nimmt Ein Haus nur auf.
Das die Albernen gelüstet, tödtet sie.
Sprüche Salomonis 1, 32.
Nach Seelen wird die Zählung nur gemacht,
Nach Köpfen wird die Steuer aufgebracht.
Da dachtet ihr, der Leib hat seine Rechte
Und wie man ihn in Reih’ und Glied wohl brächte.
Da fing mit einem Mal das Turnen an,
Und wer nicht turnte war kein biderb Mann;
Man sang vom Barrn, Rung, Reck und Schwingel Lieder
Und Deutschland hallte freudig alles wieder.
Da kam die Polizei euch auf den Leib:
Was soll der demagogische Zeitvertreib?
Der Staat will Köpf’ und Seelen, doch mit Nichten
Turnleiber, so die Steuer nicht entrichten.
Der Staat beschränkte drum das Turnen nur
Auf edle fromme geistige Dressur.
Was lerntet ihr doch auch vom Schwingen, Recken?
Ihr lerntet nur euch nach der Decke strecken.
Mel.: Süße, heilige Natur.
Weg mit wälschem Ungeschmack
Und dem schamlos offnen Frack!
Deutscher Rock und deutsch Baret,
Ei, wie steht’s so fein und nett!
Also sprach man Tag und Nacht
Nach der Leipziger Freiheitsschlacht,
Doch behielt im ganzen Land
Stets der Frack die Oberhand.
Bald auch hing man an den Pflock
Hie und da den deutschen Rock;
Nur der Bruder Studio
Machte noch damit Halloh.
Und nun kam die Polizei
Und sie sprach: es ist vorbei!
Deutsche Tracht ist Tand und Schein,
Deutsch von Herzen sollt ihr sein!
Le patriotisme des nations doit être égoiste.
Mme. de Staël.
Ja, es war ein tolles Tanzen
Ohne Rast und ohne Ruh;
Von den Wällen, aus den Schanzen
Tanzten sie nach Frankreich zu.
Welche Schmach für eure Väter,
O wie dumm und wie verkehrt,
Daß ihr lernt von FrankreichsMaîtres
Was wir selber sie gelehrt!
Pfui! welche Schmach und Schande,
Daß ihr lernt dieAllemande,
Die wir selber sie gelehrt!
Sparet euren Fleiß und Eifer,
Bis der Feind uns kommt ins Haus,
Tanzt mit ihm dann einen Schleifer
Hopsasa! zum Land’ hinaus!
Wir waren es! o Heil, daßwir es waren,
Die einst erfanden vor vierhundert Jahren
Dich, Pflegetochter hoher Gnad’ und Gunst,
Dich, weitberühmte edle Druckerkunst!
Herbei aus allen deutschen Gau’n in Schaaren!
Kommt, lasst uns unsern Dank Ihm offenbaren,
Ihm, der das Wort gefreit aus seinem Bann,
Daß es die ganze Welt erfreuen kann.
Von allen Thürmen soll es hell erschallen,
Aus allen Feuerschlünden wiederhallen!
Dank, Guttenberg, du hast das Wort gefreit,
Frei sei’s und bleib’s bei uns auch allezeit!
Doch nein! es ist manch allerhöchster Wille,
Daß wir uns jetzt nur freu’n ganz stille, stille:
Ein Jubelfest von Deutschland nur allein
Säh’ aus, als sollt’ es Schadenfreude sein.
Was würde Holland wohl, was China sagen,
Wenn wir so jubelten in diesen Tagen?
Es ist kein schönes, ist kein würdig Fest,
Wozu sich nicht der Nachbar laden lässt.
Mel.: O gieb, vom weichen Pfühle.
Wo sind noch Würm’ und Drachen,
Riesen mit Schwert und Speer?
Was kannst du weiter machen?
Schlafe! was willst du mehr?
Du hast genug gelitten
Qualen in Kampf und Strauß;
Du hast genug gestritten –
Schlafe, mein Volk, schlaf’ aus!
Die Volksvertreter wachen: