: Gustav Schwab
: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums Fischer Klassik PLUS
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104018942
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 4.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 1000
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Ein zeitloser Schatz der Mythologie, lebendig erzählt von Gustav Schwab Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der griechischen Mythen und Sagen! Gustav Schwabs Meisterwerk Die schönsten Sagen des klassischen Altertums lädt Sie ein, die bekanntesten Geschichten der Antike neu zu entdecken. Von Sisyphos' endloser Qual über Ödipus' tragisches Schicksal bis hin zu Achilles' Heldentaten vor Troja - Schwab haucht den unsterblichen Legenden mit seiner prägnanten und lebendigen Erzählweise neues Leben ein. Der Autor, ein bedeutender Vertreter der Schwäbischen Dichterschule des 19. Jahrhunderts, hat mit dieser Sammlung ein unvergängliches Werk geschaffen, das Jung und Alt gleichermaßen in seinen Bann zieht. Durch seine einfühlsame Sprache macht er die Mythen auch für jüngere Leser zugänglich und weckt so schon früh die Begeisterung für die reiche Kulturgeschichte der Antike. Diese Edition enthält zudem wertvolle Zusatzmaterialien: Ein Autorenporträt aus dem renommierten Metzler Lexikon sowie einen Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon ermöglichen tiefere Einblicke in Leben und Schaffen des 'Märchenonkels' Gustav Schwab. Exklusive Informationen der Redaktion der Zeitschrift TEXT + KRITIK runden das Gesamtbild ab. Begeben Sie sich auf eine unvergessliche Reise in die Welt der griechischen Götter und Helden - mit Die schönsten Sagen des klassischen Altertums in einer hochwertigen E-Book-Ausgabe des FISCHER Verlags!

Erster TeilDie Sagen vor dem Troianischen Krieg


Erstes Buch


Prometheus

Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte es an dem Geschöpfe, dessen Leib so beschaffen war, daß der Geist in ihm Wohnung machen und von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat Prometheus die Erde, ein Sprößling des alten Göttergeschlechts, das Zeus entthront hatte, ein Sohn des erdgeborenen Uranossohnes Iapetos, kluger Erfindung voll. Dieser wußte wohl, daß im Erdboden der Same des Himmels schlummere; darum nahm er vom Tone, befeuchtete denselben mit dem Wasser des Flusses, knetete ihn und formte daraus ein Gebilde, nach dem Ebenbilde der Götter, der Herren der Welt. Diesen seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er allenthalben von den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloß sie in die Brust des Menschen ein. Unter den Himmlischen hatte er eine Freundin, Athene, die Göttin der Weisheit. Diese bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und blies dem halbbeseelten Bilde den Geist, den göttlichen Atem ein.

So entstanden die ersten Menschen und füllten bald vervielfältigt die Erde. Lange aber wußten diese nicht, wie sie sich ihrer edlen Glieder und des empfangenen Götterfunkens bedienen sollten. Sehend sahen sie umsonst, hörten hörend nicht; wie Traumgestalten liefen sie umher und wußten sich der Schöpfung nicht zu bedienen. Unbekannt war ihnen die Kunst, Steine auszugraben und zu behauen, aus Lehm Ziegel zu brennen, Balken aus dem gefällten Holze des Waldes zu zimmern, und mit allem diesem sich Häuser zu erbauen. Unter der Erde, in sonnenlosen Höhlen, wimmelte es von ihnen wie von beweglichen Ameisen; nicht den Winter, nicht den blütevollen Frühling, nicht den früchtereichen Sommer kannten sie an sicheren Zeichen; planlos war alles, was sie verrichteten. Da nahm sich Prometheus seiner Geschöpfe an; er lehrte sie den Auf- und Niedergang der Gestirne zu beobachten, erfand ihnen die Kunst zu zählen, die Buchstabenschrift; lehrte sie Tiere ans Joch spannen und zu Genossen ihrer Arbeit brauchen, gewöhnte die Rosse an Zügel und Wagen; erfand Nachen und Segel für die Schiffahrt. Auch fürs übrige Leben sorgte er den Menschen. Früher, wenn einer krank wurde, wußte er kein Mittel, nicht was von Speise und Trank ihm zuträglich sei, kannte kein Salböl zur Linderung seiner Schäden; sondern aus Mangel an Arzneien starben sie elendiglich dahin. Darum zeigte ihnen Prometheus die Mischung milder Heilmittel, allerlei Krankheiten damit zu vertreiben. Dann lehrte er sie die Wahrsagekunst, deutete ihnen Vorzeichen und Träume, Vogelflug und Opferschau. Ferner führte er ihren Blick unter die Erde und ließ sie hier das Erz, das Eisen, das Silber und das Gold entdecken; kurz in alle Bequemlichkeiten und Künste des Lebens leitete er sie ein.

Im Himmel herrschte mit seinen Kindern seit kurzem Zeus, der seinen Vater Kronos entthront, und das alte Göttergeschlecht, von welchem auch Prometheus abstammte, gestürzt hatte.

Jetzt wurden die neuen Götter aufmerksam auf das eben entstandene Menschenvolk. Sie verlangten Verehrung von ihm für den Schutz, welchen sie demselben angedeihen zu lassen bereitwillig waren. Zu Mekone in Griechenland ward ein Tag gehalten zwischen Sterblichen und Unsterblichen, und Rechte und Pflichten der Menschen bestimmt. Bei dieser Versammlung erschien Prometheus als Anwalt seiner Menschen, dafür zu sorgen, daß die Götter für die übernommenen Schutzämter den Sterblichen nicht allzulästige Gebühren auferlegen möchten. Da verführte den Prometheus seine Klugheit, die Götter zu betrügen. Er schlachtete im Namen seiner Geschöpfe einen großen Stier, davon sollten die Himmlischen wählen, was sie für sich davon verlangten. Er hatte aber nach Zerstückelung des Opfertieres zwei Haufen gemacht; auf die eine Seite legte er das Fleisch, das Eingeweide und den Speck, in die Haut des Stieres zusammengefaßt, auf die andere d