: Maria M. Lacroix, Tonja Züllig, Nathan Jaeger
: Biss gehabt Drei fantastische Leckerbissen
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426430125
: 1
: CHF 5.00
:
: Anthologien
: German
: 164
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Vampirjägerin mit meinem dunklen Geheimnis...Ein dämonischer Barkeeper in der Hölle...Ein Vampir, der kein Blut sehen kann, eine nymphomanische Elbenfrau und ein Werwolf mit Angst vor Katzen auf Mörderjagd: Drei Fantastische Kurzromane, in denen es um ganz besondere Leckerbissen geht...

Maria M. Lacroix, Jahrgang 1983, begann während ihres Studiums mit dem Schreiben, um ihren Kopf für Prüfungen freizubekommen. Sie studierte Molekulare Biologie, Geologie und Meteorologie. Tagsüber arbeitet sie in dem Bereich der Forensik, nachts morpht sie in ein Geschöpf, das versucht Koffein in Geschichten umzuwandeln. Ihre große Leidenschaft gilt der Fantasy. Die Autorin wird von der Agentur Schmidt&Abrahams vertreten.

Kapitel1


Roy Murpers war schon immer ein Blödmann gewesen; seitdem er aber den Prototyp des Antiwerwolfmittels entwickelt hatte, war er noch unausstehlicher. Während ich ihm in der Laborküche schräg gegenübersaß und an meinem zweiten Kaffee des Morgens nippte, brüstete er sich mit seiner Erfindung. In der Lederjacke und der Used-Look-Jeans hätte er fast cool aussehen können – wenn er nicht so ein Schleimbolzen gewesen wäre. Das mit zu viel Gel zu Stacheln gestylte blonde Haar und seine niedlichen Pausbacken gaben ihm das Flair eines Schwiegermutter-Lieblings. Er sah aus wie einer dieser Football spielenden Klassenbesten aus einem Teenie-Film. Die Sympathie beruhte wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit; aber hier lebte man in einer friedlichen Koexistenz.

Wir waren Teil einer mehr oder weniger geheimen Forschungseinrichtung, die sich mit der Untersuchung und Vernichtung paranormaler Aktivitäten und Wesen beschäftigte. Die Öffentlichkeit wusste zwar von unserer Existenz, wurde jedoch nicht darüber unterrichtet, was genau wir hier trieben. Offiziell hieß die Abteilung, in der ich arbeitete, RIPA – nein, das stand nicht für »Rest in Peace, assholes«, sondern für »Research and Identification of Paranormal activities« – was die Typen der anderen Dezernate abschätzig wie Reaper, also »Sensenmann« aussprachen. Die Bevölkerung hatte uns liebevoll den Spitznamen Van Helsings verpasst. Jap, wir waren beliebt und nope, niemandem suspekt!

Nachdem ich den letzten Tropfen meines Kaffees getrunken hatte und meine Tasse abspülte, ließ sich Roy weiter unermüdlich verbal auf die Schultern klopfen. Mein Verschwinden aus der Laborküche bemerkte wie üblich niemand.

Silbernitratlösung inGlaser Safety Ammunition füllen – darauf hätte jeder Depp kommen können. War vor Roy aber niemand. Nun galt es, die Munition am lebenden Objekt zu testen, und das war das eigentlich gefährliche Unterfangen. Erst dann konnte man sagen, ob unser Department einen Erfolg verbuchen und Roy als Erstautor ein Paper veröffentlichen konnte, oder nicht. Im Falle einer Veröffentlichung wäre die Finanzierung unseres Departments für mindestens zwei weitere Jahre gesichert. Natürlich würde nicht Roy die Tests durchführen – er war Postdoc, kein Kämpfer –, sondern jemand, der die Feldforschung am Lebendobjekt betrieb und es anschließend eliminierte. Erst letzte Woche war einer von uns beerdigt worden. Ich hatte ihn nicht gekannt, war aber trotzdem auf die Beerdigung gegangen. Man zollte sich gegenseitig Respekt, wenn ein Kämpfer während eines Einsatzes fiel. Ein ungeschriebenes Gesetz.

Roy gehörte zu den Werwölflern, das hieß, er untersuchte und entwickelte Möglichkeiten zur Bekämpfung der Mondsüchtigen oder – politisch korrekt – Lykanthropen.

Ich war im Vampir-Team. Einige Laborkollegen der anderen Gruppen zogen mich damit auf, dass ich mit meiner hellen Haut und der scharlachroten Lockenmähne der perfekte Lockvogel war. Vielleicht war das wirklich der Grund für meine hohe Tötungsquote, vielleicht auch nicht. Fakt ist jedoch, dass ich bisher siebzehn dieser Biester zur Strecke gebracht hatte. N