1. KAPITEL
„Das kann nicht sein. Da muss ein Irrtum vorliegen!“
Amy betrachtete das imposante Gebäude vor sich und wurde noch nervöser, als ihr bewusst wurde, wie groß und elegant es war.
Der Fahrer des Wassertaxis überschüttete sie mit einem Wortschwall auf Italienisch und gestikulierte dabei heftig, doch sie verstand nur die Worte Ravenelli undpalazzo. Offenbar handelte es sich also tatsächlich um die Adresse, die sie ihm genannt hatte.
Bei ihrem letzten Aufenthalt in Venedig hatte Vincenzo Ravenelli allerdings ein viel kleineres Gebäude bewohnt, das auch für kurze Zeit ihr Zuhause gewesen war.
„Aber Signore“, begann sie zögernd. „Ich …“
Erneut begann der Mann auf sie einzureden und dabei lebhaft zu gestikulieren.
„… ich suche das Haus von SignorVincenzo Ravenelli. Er …“
„Und das hast du auch gefunden“, ließ sich im nächsten Moment eine tiefe Männerstimme mit einem verführerischen Akzent vernehmen, bei deren Klang ihr immer noch prickelnde Schauer über den Rücken liefen. „Du hast mein Haus und endlich auch mich gefunden, meine süße Ehefrau.“
Zu spät merkte sie, dass die Aufmerksamkeit des Fahrers nicht ihr, sondern dem Mann gegolten hatte, der an der Tür erschienen war.
Panik überkam sie, und einige Sekunden lang erwog Amy, dem Fahrer zu sagen, er solle sofort umkehren. Doch wenn sie vor Vincenzo floh, würde sie ihn nie davon überzeugen können, dass er ihr nichts mehr bedeutete.
Deshalb riss sie sich zusammen und versuchte, gleichmäßig zu atmen, bevor sie sich zu ihm umdrehte und ein gekünsteltes Lächeln aufsetzte.
„Hallo, Vincenzo.“ Erleichtert stellte sie fest, dass sie kühl und distanziert klang und nicht verriet, welches Gefühlschaos in ihr tobte. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“
Sie wüns