1. KAPITEL
Als Grace Cannon schon glaubte, schlimmer könne ihr Tag nicht mehr werden, spritzte ihr ein vorbeifahrender Rolls-Royce eine Ladung kaltes Wasser aus dem Rinnstein ins Gesicht. Sie kam gerade aus der U-Bahn-Station, eine Tüte mit Spitzenunterwäsche im Wert von mehr als tausend Pfund in der Hand. Das edle Dessous war als Geschenk für die Verlobte ihres Chefs gedacht.
Es war Mitte Dezember und klirrend kalt. Wie ein grauvioletter Schleier lag die Abenddämmerung über der Stadt. Trotz des Regens drängten sich noch zahlreiche Kauflustige auf den Bürgersteigen von Knightsbridge. Der eiskalte Wasserschwall traf Grace so unerwartet, dass sie das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Die Einkaufstüte flog ihr aus der Hand und landete im Dreck. Grace stieß einen Schrei aus und versuchte, ihr Gesicht vor dem unaufhaltsamen Strom vorwärtsstampfender Füße zu schützen.
„Halt, aus dem Weg! Machen Sie gefälligst Platz!“
Der große, dunkelhaarige Fremde, der mit starken Armen die Menge zurückhielt, war ihre Rettung. In seinem edlen schwarzen Kaschmirmantel beugte er sich über ihre am Boden liegende Gestalt.
Das Erste, was ihr auffiel, waren seine faszinierenden silbergrauen Augen, die in scharfem Kontrast zu seinem dunklen Teint standen. Alles an seiner imposanten, breitschultrigen Erscheinung symbolisierte Geld und Macht, von den italienischen Lederschuhen bis zu dem grauen Nadelstreifenanzug, der unter dem offenen schwarzen Mantel hervorsah.
Grace hatte noch nie einen so attraktiven Mann gesehen. Wangenknochen wie gemeißelt, ein kräftiges, entschlossenes Kinn, ein scharf geschnittenes, klassisches Profil. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu seinem schönen, sinnlichen Mund.
Lächelnd reichte er ihr die Hand. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf.“
Leicht benommen legte sie ihre Hand in seine, die so viel grö