: Lindsay Armstrong
: Verzaubert unter Palmen Romana Bd. 1816
: Cora Verlag
: 9783862951017
: Romana
: 1
: CHF 1.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB



<p>Lindsay Armstrong wurde in Südafrika geboren, und bis heute fasziniert sie der Kontinent sehr. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später machen wollte: Sie war entschlossen, Schriftstellerin zu werden, viel zu reisen und als Wildhüterin zu arbeiten. Letzteres ist ihr zwar nicht gelungen, aber noch immer ist sie von der Tierwelt Afrikas begeistert. Ihrem Vorsatz, viel zu reisen, ist sie treu geblieben - zunächst arbeitete sie in einem Reisebüro, später für eine Fluggesellschaft. Ihren Mann, der ursprünglich aus Neuseeland stammt, lernte Lindsay Armstrong kennen, als er auf dem Weg von Westafrika zurück nach Hause einen Zwischenstopp in Johannesburg machte. Zwar flog er zurück nach Neuseeland, kehrte aber ein paar Wochen später in die südafrikanische Hauptstadt zurück. Ein halbes Jahr später waren sie verheiratet. Drei ihrer fünf Kinder wurden in Südafrika geboren, eins in London und eins in Australien, wohin die Familie auswanderte. Doch erst als ihr jüngstes Kind in die Schule kam, entschloss Lindsay Armstrong, ihre eigene Karriere in Angriff zu nehmen - als Schriftstellerin! Und das ist ihr gelungen. Am glücklichsten ist sie, wenn sie gerade an einem Buch arbeitet, und dabei hat sie entdeckt, dass sie praktisch unter allen Bedingungen schreiben kann. Die Armstrongs führen ein sehr ereignisreiches Leben: Lindsay und ihr Mann haben Rennpferde trainiert, eine Farm bewirtschaftet und sechs Monate auf einem Boot gewohnt, mit dem sie von der afrikanischen Goldküste bis zur Torresstaße zwischen Australien und Neuguinea hin und wieder zurück geschippert sind. Zur Zeit leben sie im australischen Queensland mit herrlichem Blick aufs Meer. Sie haben ihre Farm verkauft und schauen sich nach einem neuen Boot um. Nach wie vor reisen Lindsay und ihr Mann leidenschaftlich gern. In den letzten Jahren waren sie zwei Mal in Südafrika. Den Höhepunkt ihres Besuchs in der Serengeti bildete etwas, das Lindsay eigentlich niemals tun wollte: Sie fuhr in einem Heißluftballon. Als der Ballon abhob, versagten ihr beinahe die Nerven, aber im Nachhinein gibt sie gern zu, dass es ein unvergessliches Erlebnis war, wie sich bei Sonnenaufgang die Serengeti mit ihrer artenreichen Tierwelt zu ihren Füßen ausbreitete. Trotz ihrer Begeisterung für Afrika hat Lindsay Armstrong in Australien eine neue Heimat gefunden, in der sie sich sehr wohl fühlt. Sie liebt dieses weite Land und ist extra nach Sydney gereist, um die Schlussfeier der Olympischen Spiele 2000 zu besuchen. Und ...

1. KAPITEL

Alexandra Hill kam an einem besonders kalten Morgen zu Hause in Brisbane an.

Sie hatte mit einigen Freunden einen Skiurlaub in den Neuseeländischen Alpen verbracht. Eingemummt in warme Skisachen hatte sie das Flugzeug bestiegen, und obwohl es Winter war, hätte sie nicht erwartet, dass sie auch im sonst so milden Brisbane für diese Kleidung dankbar sein würde.

Es war der kälteste Maitag seit Menschengedenken. Alex trug noch immer ihre Skijacke, als sie aus dem Taxi stieg und vor der Tür ihres kleinen Reihenhauses in Spring Hill ihren Chef vorfand, der auf sie wartete.

Simon Wellford, ein rothaariger Mann von untersetzter Statur, war der Gründer der Übersetzungs- und Dolmetscheragentur Wellford Interpreting Services. Er umarmte Alex stürmisch. „Gott sei Dank! Deine Nachbarin war sich nicht sicher, ob du heute zurückkommst oder erst morgen. Ich brauche dich, Alex, ich brauche dich dringend“, sagte er aufgeregt.

Alex, die wusste, dass Simon glücklich verheiratet war, befreite sich aus seiner Umarmung und meinte trocken: „Ich bin noch immer im Urlaub, Simon, also …“

„Ich weiß“, unterbrach er sie, „ich werde es auch wieder gutmachen, ich verspreche es!“

Alex seufzte. Sie arbeitete für Simon als Übersetzerin und Dolmetscherin und wusste, dass er manchmal etwas impulsiv war. „Um was für einen Notfall handelt es sich diesmal?“, fragte sie nach.

„Von einem Notfall kann keine Rede sein, ganz gewiss nicht“, erwiderte er. „Oder würdest du Goodwin Minerals etwa nicht

als einen absoluten Volltreffer bezeichnen?“ „Ich kenne Goodwin Minerals nicht, und ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Simon!“

Er schnalzte mit der Zunge. „Goodwin Minerals ist ein führendes Unternehmen der Bergbaubranche, ein riesiges Firmenimperium, das dabei ist, nach China zu expandieren. Und hier in Brisbane …“, er gestikulierte mit der Hand, „werden gerade die Verhandlungen mit einem chinesischen Konsortium aufgenommen, aber eine der Chinesisch-Dolmetscherinnen ist erkrankt, und man braucht einen Ersatz. Gewissermaßen sofort“, fügte er hinzu.

Alex stellte ihre Umhängetasche auf ihren Rollkoffer. „Soll ich etwa vor Ort dolmetschen?“, erkundigte sie sich.

Simon zögerte etwas. „Sieh mal, Alex, ich weiß ja, dass du bisher nur am Telefon gedolmetscht und am Schreibtisch übersetzt hast, aber du machst deine Arbeit verdammt gut!“

Alex stemmte die Hände in die Hüften. „Wenn es dabei um Bergbau geht, heißt das dann, es wird Fachwissen erwartet?“

Simon blickte sie nachdenklich an und dachte: Ich wünschte, es wäre so. Dann sagte er: „Nein, sie brauchen dich mehr für das Rahmenprogramm. Ich …“, er stockte, „… musste ihnen zusichern, dass du dich auf dem gesellschaftlichen Parkett souverän bewegst.“

„Also hast du ihnen erzählt, dass ich nicht das Messer ablecke“, bemerkte Alex und musste über seinen betroffenen Gesichtsausdruck lachen.

„Ich erklärte ihnen, dass du aus einer Diplomatenfamilie stammst. Damit schienen sie zufrieden zu sein“, sagte er etwas steif, denn in Wahrheit hegte er gewisse Bedenken in Bezug auf Alex und diesen Job, und die betrafen weder ihre Umgangsformen noch ihr perfektes Chinesisch – sondern die Art, wie sie sich kleidete.

Noch nie hatte er sie in etwas anderem gesehen als in Jeans, aber sie besaß eine Menge langer Schals, die sie sich gerne locker um den Hals drapierte. Mit ihrem Haar kam sie offenbar nur schwer zurecht, und außerdem trug sie eine Brille.

Eine typische graue Maus. Dieses Urteil konnte man niemandem verübeln. Bisher war ihr Kleidungsstil nicht von Bedeutung gewesen, denn wenn sie am Telefon dolmetschte oder Übersetzungen anfertigte, arbeitete sie ja nicht vor Publikum. Außerdem erledigte sie viele Aufträge zu Hause. Doch bei Goodwin Minerals durfte man nur höchste Ansprüche erwarten.

Mit einer energischen Kinnbewegung beendete Simon seinen Gedankengang. Damit konnte er sich auch noch später befassen; nun war es wichtig, den Auftrag zu bekommen, und es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.

„Steig in den Wagen, Alex“, wies er sie an. „Wir haben in ungefähr zwanzig Minuten ein Vorstellungsgespräch bei Goodwin.“

Sie starrte ihn an. „Simon … das ist doch wohl nicht dein Ernst! Ich komme gerade aus dem Urlaub