: Nina Blazon
: Ravensburger Verlag GmbH
: Totenbraut
: Ravensburger Buchverlag
: 9783473383870
: 1
: CHF 6.20
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: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
1731, in den Wäldern Serbiens: Für eine Handvoll Gold wird das Mädchen Jasna von ihrem Vater an einen reichen Edelmann verkauft. Der rätselhafte Fremde nimmt das Mädchen mit auf seinen Gutshof an der Grenze zum Osmanischen Reich. Dort wird Jasna mit seinem Sohn Danilo verheiratet. Schnell stellt die junge Braut fest, dass ein schrecklicher Fluch auf der Familie lastet. Ist Danilo wirklich ein Vampir, wie im Dorf gemunkelt wird? Während sich die mysteriösen Vorkommnisse häufen, gerät Jasna in den Bann des faszinierenden Duschan. Aber auch er hat ein dunkles Geheimnis ... Gewohnt meisterhaft verbindet Nina Blazon in ihrem historischen Romantic Thriller TOTENBRAUT authentischen Hintergrund mit einer der wohl außergewöhnlichsten, düstersten und gleichzeitig einfühlsamsten Vampirgeschichten unserer Zeit.Fasziniert von Nina Blazons historischen Settings und wundervollen Geschichten? Dann könnten dich auch folgende Titel aus ihrer Feder interessieren:-FEUERROTSpätso mer 1884. In Ravensburg bricht die Zeit der Hexenverfolgung an, in der die junge Magd Magdalena ihre große Liebe sucht und dabei ins Visier der Inquisition gerät. Der Schmiedegeselle Martin ist ihre letzte Hoffnung. Kann er sie vor Folter und Hinrichtung retten?-WOLFSZEITAuf ihrer Liebe lasten dunkle Schatten: Thomas und Isabelle sind einem Mörder auf der Spur, der die Wälder Frankreichs durchstreicht. Es heißt, eine Bestie in Wolfsgestalt treibe in der Gegend ihr Unwesen. Die Wahrheit übersteigt jedoch jede Vorstellung.-DIE KÖNIGSMALERINDie junge Malerin Sofonisba Anguissola kommt an den spanischen Hof, um die 15-jährige Königin zu unterrichten. Schon bald hat sie eine weitere Schu lerin: die talentierte Lien. Die Leidenschaft, mit der Lien ihre Gefu hle auf die Leinwand bannt, weckt den Argwohn der strengen Zensur der katholischen Kirche. Und Lien hat ein dunkles Geheimnis ...

Nina Blazon, Jahrgang 1969, studierte Slawistik und Germanistik und absolvierte ein Redaktionsvolontariat. Anschließend unterrichtete sie an mehreren Universitäten, war vier Jahre lang Texterin in einer Werbeagentur und arbeitete als freie Journalistin für Tagezeitungen und Zeitschriften. Seit 2003 schreibt sie Kinder- und Jugendbücher in den Genres Fantasy, Historischer Roman und Krimi. In ihrer Freizeit geht sie viel ins Kino und reist gerne, besonders nach Skandinavien. Mit ihren Büchern möchte Nina Blazon ihre Leser auf eine bunte, schillernde und spannende Reise mitnehmen, von der sie inspiriert und beschwingt zurückkehren. Die Autorin lebt und arbeitet in Baden-Württemberg.

Schwarze Rösser


Der Fremde klopfte mitten in der Nacht an unsere Tür. Ich fuhr aus dem Schlaf hoch und lauschte, während mein Herzschlag gegen meine Kehle hämmerte.Lazar Kosac!, schoss es mir durch den Kopf. Im Halbdunkel der Kammer konnte ich erkennen, dass Bela ebenfalls aufrecht im Bett saß. Draußen tobte eines der vielen Frühjahrsgewitter.

„Tote Frau“, murmelte meine Schwester. „Mohn und Taubenfedern.“

„Schlaf weiter, Bela“, flüsterte ich und schlüpfte aus dem Bett. Vater war bereits aufgestanden, ich hörte seinen schleppenden, unregelmäßigen Gang. Eine Tür knarrte. Dann, leise wie Mäusegetrappel, die schnellen Schritte meiner kleinen Schwestern. Als ich die Stiege hinunterkletterte, sah ich ihre Gesichter im Türschatten. Majda, die Jüngste, blinzelte noch mit Schlafaugen und hatte ihre Finger um den Zipfel ihres Hemdes geschlossen, als könnte sie ihren letzten Traum fest halten. Hinter Majda stand meine älteste Schwester, Jelka. Sie hatte bereits die Axt in der Hand, die sie zu gebrauchen wusste wie kaum jemand hier oben oder unten im Taldorf.

„Nimm den Knüppel!“, befahl sie. Das brauchte sie mir nicht zweimal zu sagen. Ich eilte bereits zu dem großen Haken an der Wand, an dem das knotige Holz hing. Es lag schwer und vertraut in meiner Hand, meine Finger kannten jede Scharte, jede Mulde.

Wieder hämmerte eine ungeduldige Faust gegen die Tür. „Macht auf !“, ertönte eine Männerstimme. „In Gottes Namen, lasst mich ein!“

Jelka runzelte irritiert die Stirn und auch ich wunderte mich. Der Mann da draußen sprach zwar unsere Sprache, aber mit einem fremden Akzent. Vor zwei Jahren hätte uns das nicht weiter überrascht. Damals kamen viele Reisende in unsere Berge, aus Novi Sad, Temesvár und Agram, manchmal auch aus Wien oder Ragusa. Einmal war sogar ein reicher Lateiner mit vielen Dienern durchgereist – aus Venedig kam er und war Kaufmann. Sie alle sahen unser Haus – den Quellbrunnen, den geräumigen Pferdestall – und waren dankbar, ein Rasthaus gefunden zu haben.

Aber inzwischen schreckten wir nur noch selten bei unserem kargen Abendessen hoch, weil wir donnernde Hufe vorbeipreschen hörten. Seit der Räuber Lazar Kosac mit seiner Bande unsere Gegend unsicher machte, mieden die meisten Reisenden den Weg über die Fruška Gora. Oder sie legten die Strecke nur noch im Galopp zurück, geschützt von bewaffneten Eskorten. Nicht nur ein Reisender war den Räubern trotzdem in die Hände gefallen und hatte sich tödlich verwundet noch bis zum Rand unseres Ackers geschleppt. Dort fand mein Vater ihn dann morgens und holte unser Pferd, um den Leichnam zu den anderen Gräbern am Hang zu bringen, weit weg von unserem eigenen Friedhof. Unsere Toten – meine Mutter und meine Schwester Nevena, die vor einem Jahr in die Talschlucht gestürzt war – ruhten in einem kleinen Rund von Linden, weit entfernt von den letzten Stätten der namenlosen Reisenden, auf deren Gräbern wir wilde Rosen und Weißdorn pflanzten, um ihnen Frieden zu geben. Und wie es Brauch war, stieß mein Vater den Toten ein Messer ins Herz und band ihre Körper in Fischernetze, mit denen wir sie begruben. Das sollte sie daran hindern, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Dennoch fürchtete ich mich oft und verrieb Knoblauch an unseren Türen.

Der Gast der heutigen Nacht hörte sich allerdings ganz und gar nicht so an, als läge er im Sterben. Wie ein Echo seiner Faustschläge trommelte der Sturmregen gegen die Holzwände. Jelka stand aufrecht mit ihrer Waffe. Das geölte Axtblatt wartete nur darauf, Räuberblut zu schmecken. Ich stellte mich neben die Tür und hob den Knüppel. Mein Vater packte seinen alten, schartigen Säbel fester.

„Wer da?“ Seine donnernde Stimme ließ nicht vermuten, dass sie einem schmächtigen, gebeugten Mann gehörte. Von Jahr zu Jahr schien Vater kleiner zu werden.

„Ein Reisender“, antwortete der Fremde. „Ich komme aus Ungarn und bin seit vielen Tagen unterwegs. Im Sturm habe ich meine Männer aus den Augen verloren. Ich gebe euch gutes Geld für eine Unterkunft, wenn ihr mich einlasst – wenigstens, bis das Gewitter aufhört.“

Jelka und mein Vater wechselten einen ratlosen Blick. Im Licht der glimmenden Kienspäne, die in einem eisernen Halter auf dem Tisch staken, ähnelte Jelka meiner Mutter plötzlich so sehr, dass es wehtat, sie anzusehen.

„Eine Falle?“, flüsterte sie besorgt.

Mein Herz schlug schneller, ich hob den Knüppel ein Stück höher und machte mich bereit.

„Was für einer bist du, hä?“, wollte mein Vater wissen. „Hast du auch einen Namen?“

„Jovan Vuković, so heiße ich“, erwiderte der Fremde. „Der Handel hat mich von der Heimat weggeführt. Ich habe