: Bernd Meyer
: Klaus Wiegandt
: Wie muss die Wirtschaft umgebaut werden? Perspektiven einer nachhaltigeren Entwicklung
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104000626
: 1
: CHF 9.00
:
: Natur und Gesellschaft: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der internationale Wettbewerb um knapper werdende Ressourcen verschärft sich zusehends. Die Rohstoffentnahme aus der Natur wird beschleunigt, die Schadstoffemissionen, insbesondere die Klimagase, steigen unverändert an. Kurz: Die Natur nimmt immer größeren Schaden, worunter natürlich auch die menschliche Existenz leidet und leiden wird. Dieser Band zeigt wirtschaftspolitische Lösungsansätze auf und diskutiert Handlungsalternativen sowohl im internationalen Rahmen als auch bezogen auf Europa und Deutschland.

Bernd Meyer ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Osnabrück und wissenschaftlicher Leiter der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS). Er war Vorsitzender des Ausschusses »Evolutorische Ökonomik« der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und des Wissenschaftlichen Beirats zur Umweltökonomischen Gesamtrechnung beim Bundesumweltministerium.

1.Einleitung


Ein Überblick


Die Vereinten Nationen erwarten bis zum Jahr2050 in der mittleren Prognosevariante eine Weltbevölkerung von9 Milliarden Menschen. Das Wachstum der Bevölkerung wird sich in den Entwicklungsländern und den sogenannten Schwellenländern vollziehen, deren Bevölkerungszahl bis zum Jahr2050 um ca.50 % steigen wird. Die Schwellenländer sind diejenigen Entwicklungsländer wie etwa China und Indien, deren wirtschaftliche Entwicklung mit jährlichen Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts zwischen6 % und10 % sehr dynamisch verläuft.

Bis zum Jahre2030 wird das Bruttoinlandsprodukt der Welt um130 % wachsen. Dies bedeutet, dass trotz der zu erwartenden Effizienzsteigerungen beim Einsatz der Rohstoffe die Entnahme von Ressourcen aus der Natur um fast50 % zunehmen wird.

Die aus der Natur entnommenen Rohstoffe werden zu Gütern verarbeitet. Ein Teil von ihnen materialisiert sich mehr oder weniger dauerhaft in Gebäuden, Maschinenbeständen, Straßen und anderen Anlagen, ein anderer Teil wird in der Form von Rest- und Schadstoffen wieder an die Natur zurückgegeben. Sowohl die Entnahme von Rohstoffen, vor allem aber die Lagerung von Rest- und Schadstoffen in der Natur führt zu ihrer dauerhaften Schädigung. Die Bevölkerung hat dieses Faktum bislang trotz aller Warnungen der Wissenschaftler mit bemerkenswertem Gleichmut ertragen.

Nur im Hinblick auf die Emission von Treibhausgasen in die Luft und den dadurch ausgelösten Treibhauseffekt ist die Öffentlichkeit inzwischen hellhörig geworden. Die Anreicherung vonCO2, Methan und anderen Gasen in der Luft wirkt wie das Dach eines Treibhauses: Die Temperatur der Erde steigt mit der Konzentration der sogenannten Treibhausgase in der Luft. Ein Temperaturanstieg um2 Grad ist schon jetzt nicht mehr zu vermeiden. Die Auswirkungen sind schon erfahrbar und werden sich in nächster Zukunft noch weiter steigern: Milde Winter und heiße Sommer, häufigere und intensivere Stürme, Anstieg des Meeresspiegels, Artensterben mit weiteren unabsehbaren Konsequenzen. Das wichtigste Klimagas istCO2, das bei der Verbrennung der kohlenstoffhaltigen Energieträger Kohle, Gas und Öl entsteht und sich in der Luft anreichert. Ohne eine dramatische Kehrtwende in unserem Verhalten bringt das für die Zukunft zu erwartende Wirtschaftswachstum bis zum Jahr2030 eine Zunahme des Energieverbrauchs und einen weiteren Anstieg derCO2-Emissionen um40 % mit sich. Der Anstieg der Durchschnittstemperatur wird auf der Erde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht2 Grad, sondern zwischen3 Grad und5 Grad betragen. Die Auswirkungen sind kaum abschätzbar. Man bekommt ein Gefühl dafür, wenn man bedenkt, dass der Temperaturunterschied zwischen heute und der Eiszeit gerade5 Grad beträgt.

Welche Handlungsoptionen haben wir zur Begegnung dieser wohl größten Herausforderung der Menschheit? Eines ist schon klar: Wir brauchen eine globale Perspektive. Es wird nicht genügen, über Lösungen für Deutschland oder Europa nachzudenken. Als Faktum der globalen Entwicklung müssen wir das Bevölkerungswachstum und das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungs- und Schwelle