Die Qual der Wahl
Ihr braucht eine Regierung, anders geht es nicht«, sagte Hylax, nachdem er von dem Plan der beiden erfahren hatte, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. »Die Menschen sind nur deshalb modern geworden, weil sie eine Regierung haben. Das weiß man doch. Das gehört zu denBasics!« Der alte Hofhund hatte sich extra ein paar solche Wörter gemerkt, die nämlich, die der Schellnbauer immer mit lauter Stimme wiederholt hatte, wenn sie in den Nachrichten vorkamen. »Ja, ganz genau …Basics!«, hatte der Bauer geschnauft und sich dabei mit dem Zeigefinger an die Schläfe getippt. Für Hylax ein Zeichen, dass dieses Wort sehr wichtig für ihn sein musste. So ein wichtiges Wort eben wie »Hedgefonds« oder »Outsourcing«, obwohl der Bauer die Wörter etwas anders aussprach als der kleine Mann in der Flimmerkiste.
Henning und Hinze spitzen die Ohren und merkten sich jedes Wort. Sie trafen sich nun täglich mit dem Hund und fragten ihn nach den Neuigkeiten aus, die er am Abend zuvor vor dem Fernseher mitbekommen hatte. Das wussten sie inzwischen nämlich auch, dass der leuchtende Kasten Fernseher hieß, und sie hatten sich überlegt, dass das kleine Männchen, das darin wohnte, tagsüber wahrscheinlich unterwegs war, um all die aufregenden Nachrichten zu erfahren, die es dem Schellnbauern nach Einbruch der Dunkelheit erzählte.
»Das ist eine sehr moderne Technik«, sagte Hylax, »wir leben nämlich im Kommunikationszeitalter, und das heißt, dass man sich heute ständig Neuigkeiten erzählt.«
»Das mag ja sein«, sagte Henning, »aber du wolltest mit uns doch über diese Regierung reden, ohne die wir nicht modern werden können.«
»Richtig, das sind ja die Basics, ohne die geht es eben nicht. Die Regierung. Also, das sind ein paar Leute, die den ganzen restlichen Leuten sagen, was sie machen sollen und wer was tut. Versteht ihr, es muss immer welche geben, die den anderen sagen, wo es langgeht.«
»Und das lassen sich die anderen gefallen?«
»Natürlich. Die Leute bestimmen ja selber, wer ihnen sagt, wo es langgeht. Das machen sie mit einer Wahl – schon mal gehört?«
»Klar«, sagte Hinze. »Man hat immer die Wahl, dafür muss man gar kein Mensch sein. Du kannst wählen, ob du ein Ei frisst oder Sauerampfer …«
»Oder ob man einen Regenwurm isst oder Vogelbeeren«, sagte Henning, dem diese ständige Eierfresserei gewaltig auf die Nerven ging.
»Genau so ist es. Man hat immer die Wahl, und wenn Menschen wählen, suchen sie sich eben die aus, die ihnen am besten sagen können, wo es langgeht.«
»Wählen sie eigentlich eher die Stärksten oder die Schlauesten?«, fragte Henning.
Der Hund dachte nach. Das war eine überraschende Frage. Aber er erinnerte sich, dass der Bauer jedes Mal, wenn es um die Regierung ging, seine Bierflasche auf den Tisch haute und schrie: »Ihr seid’s ja wirklich die Obergscheiten!«, und deshalb nahm er an, dass wohl die Schlauesten die Wahl gewinnen würden. Das empfanden Henning und Hinze beide als eine gute Nachricht, denn sie waren bei weitem nicht die stärksten Tiere im Wald.
»Wenn es um die Stärksten ginge, würden wohl die Hirsche gewinnen«, sagte Hinze. »Und das wäre dumm. Denn die interessieren sich nur für ihren Hochwald und tragen alle die Nasen ganz hoch. Dieser Rammbold ist ein schrecklicher Angeber.«
»Aber er ist nicht besonders helle«, sagte Henning und zwinkerte seinem Freund zu. »Wenn es um die schlaueren Tiere geht, stehen unsere Chancen nicht schlecht.«
»Die Eule ist auch ziemlich schlau, und ein paar von den Füchsen und der Rabe …«
»Der hält sich jedenfalls für schlau«, sagte Hinze, »aber er glaubt ja auch, dass er schön singen kann.«
Alle drei lachten.
»Ihr werdet ein paa