»Jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung
drei Stufen: In der ersten wird es lächerlich gemacht.
In der zweiten bekämpft, in der dritten gilt es als
selbstverständlich.«
(Arthur Schopenhauer)
Vorwort
»Suffragetten [frz.-engl., zu suffrage ›(Wahl-)stimme‹, von lat. suffragium ›Stimmrecht‹], Sg.Suffragettedie, urspr. Bez. für die radikalen Mitglieder und Aktivistinnen der brit. Frauenbewegung vor1914, später eher abschätzige Bez. für Frauenrechtlerinnen.«
(Brockhaus)
Zum ersten Mal tauchte der Begriff »Suffragette«1906 in einem Artikel desDaily Mail auf. Der Autor wollte damit die neuen militanten Frauenstimmrechtlerinnen charakterisieren, die sich in derWomen’s Social and Political Union [WSPU] unter der Führung von Emmeline Pankhurst zusammengeschlossen hatten. Es war der Versuch einer Schmähung, und bis heute ist das Wort »Suffragette« für viele mit einem Negativimage behaftet. Die wenigsten Frauen würden sich geehrt fühlen, als Suffragette bezeichnet zu werden. Dabei ist es genau das: eine Ehrbezeichnung. Ein Ehrentitel für mutige, entschlossene Frauen, die für ein Recht kämpften, das ihnen eine von Männern beherrschte Gesellschaft vorenthielt: das Wahlrecht. Was1906 als Beleidigung gedacht war, wurde rasch zu einem Titel, den die Mitglieder derWSPU voller Stolz selbst benutzten. Und obwohl dieWSPU, ebenso wie die Familie Pankhurst, außerhalb des angloamerikanischen Raumes nur mehr wenigen ein Begriff ist, ging das Wort »Suffragette« in den allgemeinen Sprachgebrauch über und wird bis heute, auch von denjenigen, die es nicht mit der Frauenstimmrechtsbewegung in Verbindung bringen, für militante Frauen verwendet.
Dabei wurde die britische Frauenstimmrechtsbewegung nicht allein von den Suffragetten getragen. Im Gegenteil, der größte Teil der Aktivistinnen gehörte den Suffragisten um dieNational Union of Women’s Suffrage Societies [NUWSS] an, die auf legalem Wege durch Lobbyarbeit und Petitionen ihr Ziel erreichen wollten. Eine strikte Trennung in nichtmilitante Suffragisten und militante Suffragetten ist jedoch schwierig, da es zahlreiche Überschneidungen von Personen und Aktionen gab. Selbst wenn die meisten Suffragisten sich an die Gesetze hielten, zeigten sie doch auch immer wieder Formen von zivilem Ungehorsam. Sie übernahmen allerdings nie die gewaltsamen Formen der Auseinandersetzung, wie sie die Suffragetten praktizierten. Die Strategie der Militanz, die1906 von Christabel Pankhurst ins Leben gerufen wurde, beruhte auf der Annahme, dass Männer Frauen niemals ein Mitspracherecht einräumen würden, es sei denn, man zwinge sie dazu. Eine Ansicht, welche die Suffragisten nicht teilten. Die Frage der Gewalt blieb eine unüberwindbare Barriere zwischenWSPU undNUWSS.
Dass die britische Frauenstimmrechtsbewegung dennoch zumeist auf die Suffragetten reduziert wird, ist gegenüber den nichtmilitanten Frauen zwar unfair, aber verständlich. Die Suffragetten waren der lauteste, der auffälligste Teil der Frauenstimmrechtsbewegung – gleichermaßen bewundert und verdammt. Sie polarisierten, und auch die Frauen der Frauenstimmrechtsbewegung waren nicht immer mit ihren radikalen Mitteln einverstanden. Suffragetten waren stets zum Äußersten entschlossen, risk