: Roland Posner, Klaus Robering, Thomas A. Sebeok
: Roland Posner, Klaus Robering, Thomas A. Sebeok
: Semiotik / Semiotics. 3. Teilband
: De Gruyter Mouton
: 9783110194159
: Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science (HSK)ISSN
: 1
: CHF 531.50
:
: Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft
: German
: 1020
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
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Jeder Mensch benutzt Zeichen und ist an Zeichenprozessen beteiligt. Jede Gesellschaft hat Vorstellungen darüber entwickelt, wie die Zeichen den Menschen helfen, sich in ihrer Umwelt zu orientieren und miteinander umzugehen. Jede Sprache enthält ein umfangreiches Vokabular an Wörtern für Spuren, Indizien, Symptome; Ausdrücke, Äußerungen, Hinweise; Symbole, Interpretationen, Modelle; Mitteilung, Interaktion, Kommunikation. Die etablierten Wissenschaften haben diese verschiedenen Zeichentypen lange als getrennte Erscheinungen betrachtet und sich geweigert, in ihnen ein einheitliches Phänomen zu sehen, das sich theoretisch erfassen lässt. Die Geistes- und Sozialwissenschaften haben die Zeichen in Sprache, Literatur, Kunst, Musik, Recht und Religion unabhängig voneinander thematisiert und sich so ihre Gemeinsamkeiten entgehen lassen. Die Ingenieurs- und Naturwissenschaften haben sich einer mechanistischen Konzeption der Natur und des Lebens verschrieben und damit die industriellen und postindustriellen Gesellschaften in Probleme geführt, aus denen sie mit den bisher angebotenen Mitteln nicht mehr herausfinden.

Wer die Zeichenprozesse in all ihren Varianten als einheitliches Phänomen begreift, dessen Auftreten die belebte Natur und die Kulturen der Menschen miteinander verbindet und von der unbelebten Natur unterscheidet, der hat den Schlüssel in der Hand, um den Geistes-, Sozial-, Ingenieurs- und Naturwissenschaften eine gemeinsame theoretische Basis für wohldefinierte arbeitsteilige Kooperation zu liefern. Wer das Verhalten der Menschen in ihren Kulturen unter dem Gesichtspunkt seiner Zeichenhaftigkeit zu betrachten gelernt hat, der kann auch das Leben in Familie und Beruf, Wirtschaft und Verwaltung, Kunst und Religion begrifflich als Einheit erfassen und so in seiner disziplinübergreifenden Vielfalt erforschen.

Die Semiotik hat sich dies zur Aufgabe gemacht. Nach wichtigen Anfängen in Antike und Mittelalter hat sie in der Zeit der Aufklärung ihren Durchbruch zur Wissenschaft geschafft und verfügt seit einem Jahrhundert über eine Reihe leistungsfähiger begrifflicher Grundlegungen, die in den letzten Jahrzehnten zu formalen Theoriefragmenten ausgebaut wurden. Wegen der großen Bedeutung der Semiotik für die Reorganisation der Wissenschaften und für die aufeinander bezogene Analyse von Natur und Kultur sind die Forderungen nach einer umfassenden Darstellung der Geschichte und Systematik immer dringlicher geworden.

Das Handbuch Semiotik bietet in seinen vier Bänden mit 178 Artikeln, die von 175 Autoren aus 25 Ländern verfaßt und in 16 Kapiteln gegliedert sind, sowohl den gegenwärtigen Forschungsstand der allgemeinen, deskriptiven und angewandten Semiotik als auch einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Zeichenkonzeptionen in Philosophie, Ästhetik, Logik, Mathematik, Grammatik, Stilistik, Poetik, Musik, Architektur, bildender Kunst, Medizin, Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, Soziologie, Ökonomie, Religion und Alltagsleben.

A teilung A (Kapitel I bis IV) liefert in 31 Artikeln einen theoretisch durchstrukturierten Aufriss des gesamten Gebiets der Semiotik.
Abteilun B (Kapitel V bis XI) ergänzt in 68 Artikeln die in A gegebene systematische Präsentation der Semiotik als Wissenschaft durch eine in dieser Form erstmalige Darstellung des impliziten semiotischen Denkens der wichtigsten Kulturen der Welt und der aufeinander folgenden Epochen des Abendlands.
Abteil ng C (Kapitel XII) gibt in 23 Artikeln die Vielfalt der heute virulenten Strömungen der Semiotik wieder.
Abteilung D (Kapitel XIII und XIV) untersucht in 36 Artikeln die Möglichkeiten einer systematischen Rekonstruktion der zeichenbezogenen Universitätsdisziplinen und interdisziplinären Wissenschaften auf semiotischer Basis.
Abteilung E (Kapitel XV) geht in 18 Artikeln auf ausgewählte Zeichenprobleme aus den heutigen industriellen und postindustriellen Gesellschaften ein, die in den herkömmlichen akademischen Wissenschaften nur am Rande oder überhaupt nicht behandelt werden.
Abteilung F (Kapitel XVI) bietet praktisch arbeitenden Semiotikern eine Reihe konkreter Arbeitshilfen an; sie gibt einen Überblick über semiotische Institutionen und Organisationen und orientiert über semiotische Nachschlagewerke und Zeitschriften. Der Personen- und Sachindex gestattet die Verwendung des Handbuchs als Enzyklopädie und Wörterbuch.

Mit diesem umfangreichen Angebot wendet sich das Handbuch an folgende Benutzergruppen:

  • E perten der Semiotik, die ihr historisches oder systematisches Wissen erweitern wollen,
  • Einzelwissenschaft er, die über ihre eigene Disziplin hinaus denken und deren Potential im System der Wissenschaften abschätzen wollen,
  • ausübende Künstler der verschiedenen Bereiche, die ihr Tun als Zeichenproduktion verstehen wollen,
  • kulturell Interessierte, die menschliches Verhalten im Alltagsleben der verschiedenen Kulturen als Zeichenpraxis begreifen wollen,
  • jeden an den Beziehungen zwischen Kultur und Natur Interessierten.

M t seiner umfassenden Thematik, seiner übersichtlichen Gliederung und der didaktisch eingängigen Aufbereitung der Inhalte eignet sich das Handbuch auch als Grundlage akademischer Lehrveranstaltungen in Semiotik, Kulturgeschichte, Wissenschaftsphilosophie und in allen genannten Einzelwissenschaften.

Inhalt / Contents5
XIII. Semiotik und andere interdisziplinäre Wissenschaften / Semiotics and Other Interdisciplinary Approaches17
123. The relationship between individual disciplines and interdisciplinary approaches17
1. A check list for the detection of vocational disciplinarity18
2. A check list for the detection of epistemological disciplinarity19
3. Academic disciplines, subdisciplines, metadisciplines and interdisciplinary approaches29
4. The role of semiotics in the context of contemporaryacademic disciplines42
5. Selected references45
124. Semiotik und Wissenschaftstheorie51
1. Einführung51
2. Axiomatisierung, Formalisierung und Rekonstruktion56
3. Wissenschaftstheorie im Logischen Empirismus61
4. Der wissenschaftstheoretische Strukturalismus67
5. Wissenschaftstheorie in den Einzelwissenschaften80
6. Literatur (in Auswahl)85
125. Semiotik und Informationstheorie94
1. Informationstheorie, Kybernetik,94
2. Der Ansatz der Informationstheorie97
3. Informationspsychologie102
4. Informationstheorie und Sprache105
5. Weitere Anwendungen108
6. Wissenschaftstheoretische Zusammenhänge109
7. Literatur (in Auswahl)111
126. Semiotik und Systemtheorie113
1. Systeme und Zeichen113
2. Mengentheoretische Modellierung der Semiose116
3. Allgemeine Systemtheorie und semiotische Systeme118
4. Literatur (in Auswahl)118
127. Semiotik und Synergetik120
1. Der synergetische Ansatz120
2. Synergetische Modellierung121
3. Erklärungslogik124
4. Anwendungen der Synergetik und ihre interdisziplinären Auswirkungen126
5. Semiotik und synergetischer Ansatz126
6. Literatur (in Auswahl)127
128. Semiotik und Theorie der Entwicklungsprozesse129
1. Einleitung129
2. Die Bestimmungsstücke der Semiose unter ontogenetischer Perspektive130
3. Die Theorie autopoietischer Systeme133
4. Zwischenbetrachtung136
5. Der symbolinteraktionistische Ansatz von George Herbert Mead137
6. Der kulturhistorische Ansatz von Lev S. Vygotskij138
7. Einige Prinzipien der Ontogenese von Semiosen140
8. Ausblick: Der interdisziplinäre Charakter der Untersuchung derOntogenese von Semiosen145
9. Literatur (in Auswahl)146
129. Semiotik und Gestalttheorie149
1. Die Grundzüge der Gestalttheorie149
2. Die Konstitution der modernen Semiotik und ihre Beziehungen zurGestalttheorie150
3. Gestaltbegriff und Relationsbegriff bei Peirce151
4. Prägnanz und Bedeutung152
5. Gestaltqualitäten und Sprachstruktur154
René Thoms Theorie der„prégnance“ und „saillance“155
7. Literatur (in Auswahl)156
130. Semiotik und Psychoanalyse159
1. Psychoanalyse: „orale Tradition“ und „psychoanalytischesExperiment“159
2. Konstruktivistische Betrachtungsweise derPsychoanalyse163
3. Die Funktion des Sprechens im psychoanalytischen Experiment171
4. Psychoanalyse als „Gegenwissenschaft“ - die„Auflösung des Subjekts“178
5. Literatur (in Auswahl)183
131. Semiotik und Hermeneutik187
1. Zur Geschichte187
2. Systematische Fragen197
3. Auf dem Weg zu einer Synthese von Semiotik und Hermeneutik:Zeichen und Zeichenverstehen204
4. Literatur (in Auswahl)232
XIV. Semiotik und Einzelwissenschaften / Semiotics and Individual Disciplines238
132. The semiotic reconstruction of individual disciplines238
1. The task of Chapter XIV of this Handbook238
2. The contents of the articles in Chapter XIV238
3. Procedures of semiotic reconstruction239
4. Selected References241
133. Semiotische Aspekte der Mathematik245
1. Einleitung und vorgreifende Übersicht245
2. Allgemeine Ansichten zur mathematischen Semiose246
3. Abstrakte Gegenstände, Abbildungen und Strukturen250
4. Mathematische Ausdruckssysteme und ihre Anwendung257
5. Literatur (in Auswahl)260
134. Semiotische Aspekte der Physik263
1. Einleitung263
2. Determinablen, physikalische Größen264
3. Der Operationalismus270
4. Theoretische Terme275
5. Das Zeigen in der Physik279
6. Nicht-symbolsprachliche Kommunikation in der Physik279
7. Zeichen bei Messung und Experiment280
8. Literatur (in Auswahl)281
135. Semiotische Aspekte der Chemie2