: Paul Maar
: Das Sams 2. Am Samstag kam das Sams zurück Lustiger Kinderbuch-Klassiker ab 7 Jahren
: Verlag Friedrich Oetinger
: 9783862745753
: Das Sams
: 1
: CHF 8.90
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Weil am Sonntag die Sonne scheint, am Montag Herr Mon zu Besuch kommt, am Dienstag Dienst ist und am Mittwoch Wochenmitte, weil es am Donnerstag donnert und am Freitag frei gibt - deswegen, aber auch nur deswegen kommt am Samstag das Sams zurück, jenes kleine rüsselnasige Wesen mit den roten Stachelhaaren, das der brave Herr Taschenbier gleich beim ersten Besuch so lieb gewonnen hat. Zum Glück hat es sich überhaupt nicht verändert, das Sams, nur dass es sich jetzt auch auf komplizierte Wunschmaschinen versteht. Und Herrn Taschenbier schließlich hilft, selbst für die Erfüllung seiner Wünsche zu sorgen.

Paul Maar ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Er wurde 1937 in Schweinfurt geboren, studierte Malerei und Kunstgeschichte und war einige Jahre als Lehrer und Kunsterzieher an einem Gymnasium tätig, bevor er den Sprung wagte, sich als freier Autor und Illustrator ganz auf seine künstlerische Arbeit zu konzentrieren. Der Schritt hat sich gelohnt! Sein Werk wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen gewürdigt, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem Friedrich-Rückert-Preis und dem E.T.A.-Hoffmann-Preis. Für seine Verdienste um Kunst und Bildung wurde er vom Bayerischen Staatsministerium geehrt.

1. KAPITEL

Donner am Donnerstag

Am Sonntag schien die Sonne.

Am Montag, im Büro, war Herr Taschenbier so unruhig, dass es sogar seinem Chef auffiel.

»Was ist los mit Ihnen, Taschenbier?«, fragte er.»Alle fünf Minuten sehen Sie nach der Uhr. So geht das jetzt jeden Montag!«

»Aber erst seit drei Wochen«, berichtigte Herr Taschenbier.»Wissen Sie, ich bin nämlich verabredet.«

»Sie sind seit drei Wochen jeden Montag verabredet, oder sind Sie seit drei Wochen für diesen Montag verabredet? Ich verstehe das nicht ganz«, sagte der Chef.

»Das kann man auch nicht verstehen«, sagte Herr Taschenbier und schrieb einfach weiter.

Als es endlich fünf Uhr schlug, zog er hastig seine Jacke an, stürzte aus dem Büro, rannte nach Hause, stürmte durch die Haustür und rief schon im Treppenhaus:»Frau Rotkohl, Frau Rotkohl!«

Frau Rotkohl, die Vermieterin, streckte den Kopf aus der Wohnungstür.»Was ist los?«, fragte sie.»Sie habenübrigens vergessen, Ihre Schuhe abzutreten!«

Herr Taschenbier trat ein paar Schritte zurück auf den Schuhabtreter und fragte von dort:»Ist Herr Mon schon gekommen?«

»Herr Mon? Kommt der denn schon wieder?«, rief Frau Rotkohl.»Das geht jetzt schon seit drei Wochen so: Jeden Montag kommt dieser Mon. Wenn das so weitergeht, lasse ich mir bald Miete von diesem Herrn bezahlen; er wohnt ja schon fast hier!«

»Keine Sorge! Wenn alles gut geht, wird er heute zum letzten Mal kommen müssen«, tröstete Herr Taschenbier sie.

»Wenn alles gut geht?«, wiederholte Frau Rotkohl.»Wollen Sie denn, dass er heute zum letzten Mal kommt?«

»Ja, natürlich!«

»Wieso laden Sie ihn dann ständig ein, wenn Sie ihn nicht leiden können?«

»Aber ich kann ihn doch gut leiden!«

»Sie haben doch eben gesagt, Sie wünschten, er käme zum letzten Mal«, sagte Frau Rotkohl.»Und trotzdem können Sie ihn gut leiden? Soll er nun kommen oder nicht? Das versteh ich nicht ganz.«

»Das kann man auch nicht verstehen«, sagte Herr Taschenbier nun schon zum zweiten Mal an diesem Nachmittag.»Aber ich will versuchen, es zu erklären: Ich wünsche mir nur, dass diesmal endlich alles gut geht. Dass nicht alles schiefgeht wie in den vergangenen drei Wochen!«

»Schiefgeht?«, fragte Frau Rotkohl neugierig.»Davon habe ich ja gar nichts gemerkt! Was ist denn alles schiefgegangen?«

»Alles«, sagte erärgerlich.»Aber auch alles!«

»Alles?«, fragte sie.»Ja, erzählen Sie doch mal!«

»Die erste Woche hatte ganz richtig angefangen«, begann Herr Taschenbier.»Am Sonntag schien nämlich die Sonne. Aber schon am Sonntagabend gab es die ganz große Panne!«

»Eine Panne? Wie denn? Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort einzeln aus dem Hals ziehen!«

»Herr Mon wollte besonders pünktlich sein ...«

»Und dann?«, drängte sie.

»Und kam schon am Sonntagabend«, vollendete er den Satz mit einem tiefen Seufzer.

»Und dann?«, fragte Frau Rotkohl gespannt.

»Und dann? Nichts und dann! Das war schließlich schlimm genug«, rief Herr Taschenbier.»Am Sonntag Herr Mon, damit war die ganze Woche verdorben.«

Frau Rotkohl schüttelte missbilligend den Kopf.»Ihnen kann man aber auch gar nichts recht machen«, sagte sie vorwurfsvoll.»Kommt Herr Mon nicht ganz pünktlich, sind Sie in höchster Aufregung. Kommt er zu früh, verdirbt er Ihnen gar die ganze Woche!– Und was passierte in der Woche danach? Ist er da wieder zu früh gekommen?«

»Die zweite Woche hatte so schön angefangen!«, schwärmte Herr Taschenbier.»Am Sonntag schien die Sonne, und Herr Mon kam pünktlich am Montag. Aber am Dienstag– stellen Sie sich vor: Am Dienstag war ein Feiertag, und ich hatte frei. Was sagen Sie dazu?!«

»Was soll ich dazu sagen? Schön, dass Sie mal nicht arbeiten mussten.«

»Schön nennen Sie das?«, rief Herr Taschenbier und schüttelte sich schaudern.»Nein: abscheulich, geradezu entsetzlich!«

»Sonst freuen Sie sichüber jeden freien Tag«, sagte Frau Rotkohl verständnislos.

»Aber nur am Freitag. Am Dienstag Dienst und am Freitag frei, so wäre es korrekt gewesen.«

»Ich versteheüberhaupt nichts«, stellte Frau Rotkohl fest.

»Ich sagte es ja schon: Das kann man auch nicht verstehen«, wiederholte Herr Taschenbier.

»Schildern Sie mir mal die dritte Woche«, schlug Frau Rotkohl vor.»Vielleicht verstehe ich es dann.«

»Die dritte Woche war die schlimmste«, sagte Herr Taschenbier.»Am Sonntag gab es ein Gewitter, es hat den halben Nachmittag gedonnert.«

»Ja, scheußlich, ich erinnere mich«, bestätigte Frau Rotkohl.

»Aber nicht nur das: Am Donnerstag schien auch noch die Sonne!«, sagte Herr Taschenbier anklagend.

Frau Rotkohl war verblüfft.»Die Sonne? Wieso?«, fragte sie.»Hatten Sie was dagegen?«

»Und ob ich was dagegen hatte!«, sagte Herr Taschenbier aufgebracht.»Am Sonntag Donner, das ist schon schlimm genug. Aber am Donnerstag auch noch Sonne, das ist eine doppelte Gemeinheit, eine Unverschämtheit!«

»Jetzt verstehe ich noch weniger als vorher. Falls dasüberhaupt möglich ist, denn vorher habe ich schon nichts verstanden«, sagte Frau Rotkohl.»Über Regen regen Sie sich auf ...«

»Über Donner!«, verbesserte Herr Taschenbier.

»Sonnenschein scheinen Sie nicht zu mögen– was wollen Sieüberhaupt für ein Wetter? Viel bleibt ja wirklich nicht mehrübrig.«

»Ich sehe schon: Sie verstehen mich auch nicht«, sagte Herr Taschenbier beleidigt, drehte sich um, ging in sein Zimmer und ließ Frau Rotkohl ratlos im Flur zurück.

Er hatte seine Zimmertür noch nicht ganz geschlossen, da klingelte es stürmisch an der Haustür.

Herr Taschenbier stürzte aus seinem Zimmer und rannte so schnell an Frau Rotkohl vorbei, dass sie es gar nicht schaffte, sichüber das lang anhaltende Klingeln zu beschweren.

»Das ist Herr Mon! Das ist für mich!«, schrie er und riss die Haustür auf.

Draußen stand wirklich Herr Mon.