: Kuki Gallmann
: Ich träumte von Afrika Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426420065
: 1
: CHF 5.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Kuki Gallmann nach Kenia geht, ahnt sie nicht, dass Afrika die größten Freuden und das schrecklichste Leid für sie bereithält. In ihrer Wahlheimat verliert sie auf tragische Weise ihren Mann und ihren Sohn. Doch trotz dieser Schicksalsschläge gibt sie nicht auf - und bewahrt sich ihre Liebe zu diesem Kontinent und seinen Menschen. Kuki Gallmanns bewegendes Memoir über das Gründen einer Familie in Kenia in den 70er Jahren, zunächst ­zusammen mit ihrem Mann Paolo, dann alleine, ist ein elegisches Feiern und zugleich eine Tragödie. Und es ist eine Liebeserklärung an den magischen Geist Afrikas.

Die Italienerin Kuki Gallmann kam 1970 zum erstenmal nach Kenia. 1972 machte sie das Land zu ihrer neuen Heimat. Nach dem tragischen Tod ihres Mannes und ihres Sohnes wandelte sie die Familienfarm in die 'Gallmann Memorial Foundation' um. Kuki Gallmann lebt mit ihrer Tochter in Laikipia, Kenia.

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Freunde in Venezien

Die Tage des Weins und der Rosen, sie währen nicht lange…

Ernest Dowson,Vitae Summa Brevis

 

 

In der Nähe des Hauses meiner Mutter wohnten Carletto Ancilotto und seine Frau Chiara, die ich seit meiner Kindheit kannte. Er war ein Graf, und ihr Landsitz an der Lagune stand Freunden immer offen. Dort lernte ich Paolo kennen, der mit Mariangela, einer künstlerisch begabten und intelligenten Frau, verheiratet war. Sie hatten zwei kleine Töchter, Valeria und Livia. Es war unmöglich, Paolo nicht zu bemerken. Er verströmte Energie; die Aura von intensiver Lebendigkeit und Wachheit, die ihn umgab, war außerordentlich anziehend. Er hatte eine besondere Art, hoch aufgerichtet zu gehen und seinem Gesprächspartner die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner offenen, intelligenten und beeindruckend blauen Augen zu schenken. Paolo war Doktor der Agrarwissenschaft und interessierte sich auch praktisch für die Landwirtschaft, die er erfolgreich betrieb. Er war, wie die meisten Gutsbesitzer zur damaligen Zeit, ein begeisterter Angler, Jäger und Sportschütze – Leidenschaften, die er mit Carletto teilte.

Paolos Vater hatte sein Geburtsland, die Schweiz, verlassen, als er noch keine zwanzig Jahre alt war, um im Süden der Vereinigten Staaten zu leben, wo er alles Wissenswerte über Baumwolle lernte; später hatte er sich in Indien niedergelassen und sich ganz dieser florierenden Branche gewidmet. Paolos Großvater mütterlicherseits war ein Pionier der Luftfahrt gewesen, und zu Beginn dieses Jahrhunderts hatte er in Italien die bekannte FlugzeugfabrikMacchi gegründet. Seine Mutter hatte am Konservatorium studiert und war eine ausgezeichnete Geigerin. Von seiner Mutter hatte Paolo die Leidenschaft für Musik und von seinem Vater die Reiselust und Begeisterung für die Tropen geerbt.

Sobald er sein Studium abgeschlossen hatte, nahm sich Paolo ein Jahr frei und reiste per Schiff nach Afrika. An einem Tag im Jahre 1959 kam er in Mombasa an: Es war der Anfang seiner Liebe zu diesem Kontinent.

Er schloss dort viele Freundschaften, besonders mit den Brüdern Jack und Tubby Block, die aus jener Pionierfamilie stammten, die das Hotelgewerbe in Kenia dominierte, sowie mit den Roccos, einem regelrechten Clan halb italienischer, halb französischer Herkunft, die auf einer Farm am Ufer des Naivashasees lebten. Auf seinen Reisen durch das Land entdeckte Paolo eine Farm auf dem Kinangop am Fuße des Aberdare-Gebirgszuges, durch die ein Fluss voller Forellen floss. Sie stand zum Verkauf, und er verlor sein Herz daran. Er fuhr wieder nach italien, heiratete Mariangela, seine Jugendfreundin, und kehrte mit ihr nach Kenia zurück, nachdem er seinen Vater dazu überredet hatte, die Farm zu kaufen.

Im Jahre 1960, kurz vor der Unabhängigkeit, stand Kenia noch ganz unter dem Einfluss der Mau-Mau. Menschen, die auf abgelegenen Farmen lebten, gingen noch immer mit griffbereitem Gewehr zu Bett. Es war ein völlig anderes Leben als in Mailand, und Mariangela fiel es schwer, sich daran zu gewöhnen. Als sie ein Kind erwartete, überredete sie Paolo, nach Italien zurückzukehren.

Sie gingen zurück nach Europa und ließen sich in Venezien an der Lagune nieder, auf dem Gut »Cavallino« (kleines Pferd), wo es von Wildgänsen und Fischen wimmelte. Die Block