: Samuel Shem
: House of God
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426416747
: 1
: CHF 13.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sechs junge Ärzte beginnen vollen Enthusiasmus ihr erstes Klinikjahr im House of God, beseelt von dem Wunsch, Menschen zu helfen und zu heilen. Doch ihre Ideale werden schnell fortgerissen im Strudel ihres rastlosen Alltags. Sie lernen die Schattenseiten der modernen Medizin kennen, werden zynisch, verzweifelt oder gleichgültig. Das House of God wird für sie zur Hölle ... »House of God« von Samuel Shem ist ein eBook von Topkrimi - exciting eBooks. Das Zuhause für spannende, aufregende, nervenzerreißende Krimis und Thriller. Mehr eBooks findest du auf Facebook. Werde Teil unserer Community und entdecke jede Woche neue Fälle, Crime und Nervenkitzel zum Top-Preis!

Samuel Shem, eigentlich Stephen Bergman, ist Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Er lebt mit Frau und Tochter in Newton, Massachusetts.

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Bis auf ihre Sonnenbrille ist Berry nackt. Selbst jetzt, im Urlaub in Frankreich, meinInternship längst fern und begraben, habe ich kein Auge für die Unvollkommenheiten ihres Körpers. Ich liebe ihre Brüste, die Art, wie sie sich verändern, wenn sie flach auf dem Bauch oder auf dem Rücken liegt und dann, wenn sie aufsteht und geht. Und tanzt. Oh, wie liebe ich ihre Brüste, wenn sie tanzt. Die Cooperschen Ligamente halten die Brüste, Coopers werden zu flupers, wenn sie ausleiern. Und ihr Schambein,symphysis pubis, der Knochen unter der Haut, die Kraft, die ihren Venusberg formt. Sie hat spärliches schwarzes Haar. Sie schwitzt in der Sonne, der Glanz macht ihre Bräune noch sinnlicher. Trotz meines Medizinerblicks, und obwohl ich gerade ein ganzes Jahr unter kranken Körpern zugebracht habe, bin ich imstande, ruhig dazusitzen und aufzunehmen. Der Tag fühlt sich weich an und warm, nur von einem wehmütigen Seufzer aufgerauht. Es ist so windstill, daß die Flamme eines Streichholzes ohne zu flackern in der klaren, heißen Luft steht. Das Grün des Rasens, die kalkweißen Wände unseres gemieteten Bauernhauses, das orangefarbene Ziegeldach gegen den augustblauen Himmel – das alles ist zu vollkommen für diese Welt. Man braucht nicht zu denken. Alles hat Zeit. Es gibt kein Ergebnis, es gibt nur den Prozeß. Berry versucht, mir beizubringen, so zu lieben wie vor diesem tödlichen Jahr.

Ich gebe mir Mühe, mich zu entspannen, aber es will mir nicht gelingen. Wie eine computergesteuerte Rakete streben meine Gedanken in mein Krankenhaus, dasHouse of God. Ich denke daran, wie ich und die anderenInterns dort mit Sex umgegangen sind. Ohne jede Liebe. Mitten unter den Gomers, den Dauerpflegefällen, mitten unter sterbenden alten und sterbenden jungen Menschen haben wir den Frauen des Hauses übel mitgespielt. Von der zartesten Schwesternschülerin über die Oberschwester der Notaufnahme mit ihren harten Augen bis zu den schrillen Latinas aus der Wirtschaftszentrale und dem Reinigungsdienst, mit ihren klimpernden Armreifen und dem spanischen Kauderwelsch, haben wir sie alle nur für unsere Bedürfnisse ausgenutzt. Ich denke an Runt, den Kleinen, der vom zweidimensionalen Playboy-Sex zu markerschütternden sexuellen Abenteuern mit einer unersättlichen Schwester namens Angel überging – Angel, die, soweit mir bekannt ist, das ganze Jahr über keinen einzigen vollständigen Satz aus richtigen Wörtern zustandegebracht hat. Heute ist mir klar, daß Sex imHouse of God etwas Zynisches, Trauriges, Krankhaftes war, denn wie alles, was wir imHouse of God taten, war auch der Sex ohne Liebe. Für die leisen Töne der Liebe waren wir taub geworden.

»Komm’ zurück, Roy. Treib’ jetzt nicht wieder dahin ab.«

Berry. Wir sind beim Essen schon bei den Herzen unserer Artischocken angelangt. In diesem Teil Frankreichs wachsen sie zu beachtlicher Größe. Ich habe sie geputzt und gekocht, und Berry hat die Vinaigrette gemacht. Man ißt hier ausgezeichnet. Oft sitzen wir im Garten unseres Lieblingsrestaurants unter einem von der Sonne durchflimmerten Gi