: Barbara Yurtdas
: Wo auch ich zu Hause bin. Eine türkisch-deutsche Familiengeschichte
: Allitera Verlag
: 9783865200419
: 1
: CHF 11.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 177
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Mit diesem Roman in Tagebuchform führt Barbara Yurtdas¸ die Geschichte der Familie Bulut fort, die sie in dem Buch »Wo mein Mann zu Hause ist« begonnen hat. Irmgard Bulut bewältigt inzwischen ihren »exotischen« Alltag in der Türkei mit Routine und Gelassenheit. Mit Übersetzungsarbeiten für eine Reisezeitschrift trägt sie nicht nur zum Unterhalt der Familie bei, sondern auch zu einem besseren Verständnis der Kulturen. Es gibt Probleme, als die alten Schwiegereltern aus dem anatolischen Dorf bei ihrem Sohn überwintern wollen: Denn auch in der Türkei gelten die traditionellen Regeln der Großfamilie nicht mehr ungebrochen, auch hier klafft ein Abgrund zwischen Dorf und Stadt. Wie Irmgard sich dann doch mit ihrer Schwiegermutter verständigt, liest sich als Sieg der Frauensolidarität über alle Grenzen hinweg und wird mit Augenzwinkern erzählt.

Über den Autor

Barbara Yurtdas¸ , geboren 1937 in Leipzig, Studium in München, Gymnasiallehrerin. Verheiratet mit einem Türken, lebt in Izmir und München.  
Jahresende(S. 65)

So viel Schnee wie in diesem Winter gab es noch nie in Izmir (laut Zeitung seit 35 Jahren nicht). Schneebedeckte Palmen, welch ein Anblick! Wir schauen durchs Fenster den schwebenden Flocken zu, und die anne sagt: »Wie bei uns in Niggde.« Wie bei uns in München.

Das Kabinett hat zu Neujahr Preiserhöhungen für die Produkte der Staatsbetriebe genehmigt. Tee, Zucker, Zigaretten und rakl werden »nur« um zwanzig Prozent teurer. Bei Energie, also Benzin, elektrischem Strom, Heizöl, ziehen die Preise dagegen kräftig an. Die Kochgasflaschen zum Beispiel, die jeder Haushalt braucht, sollen 48 Prozent mehr kosten. Ebenso erhebliche Steigerungen bei Holz, Koks, Eisen, den Tickets für Bahnfahrten und Inlandsflügen. Das Inflationskarussell dreht sich wieder schneller. Demirels hilfloser Kommentar: »Üzgünüm« (Es tut mir leid)! Es ist wohl realistisch, auch von der neuen Regierung keine Wunder zu erwarten.

Januar 1992

Täglich geht ein Glas oder eine Tasse kaputt, verschmort die Anne einen Plastiklöffel in der Pfanne, wird einem Messer die Spitze abgebrochen. Gerade hat Ahmed auf meiner Muskatreibe Knoblauch gerieben. Die feinen Poren sind verstopft. Ich schreie ihn an – gibt es keine Knoblauchpresse? – und schmeiße die Reibe weg, obwohl ich keine ähnliche hier nachkaufen kann. Keine Achtsamkeit im Umgang mit all den »kostbaren« Küchengeräten aus Deutschland. Wenn Ahmed seine Gartengeräte draußen rumliegen lässt, so dass sie verrosten, geht mich das nichts an, während es mich wahnsinnig macht, wenn er und seine Mutter in der Küche werkeln. Dabei muss ich ja dankbar sein, dass sie mich mit all der Arbeit nicht alleine lassen.

Das Gummi von Ahmeds neu gekaufter Trainingshose platzt. Er schimpft: »Türk isi« (türkische Arbeit, typisch türkisch). Aber ich darf um Himmels willen nicht dasselbe sagen, wenn wir, wie heute, plötzlich ohne einen Tropfen Wasser dastehen. Rätselhaft, dass unser randvoller Reservetank die Versorgung nicht übernimmt.
Barbara Yurtdas wurde 1937 in Leipzig geboren. Sie studierte in Göttingen und München Germanistik, Slawistik und Geschichte. Mit ihrem türkischen Ehemann und den beiden Söhnen lebte sie zwölf Jahre lang in der Türkei, vorwiegend in Izmir. Seit 1993 wohnt sie wieder in München, wo sie bis Juli 2001 an einem Gymnasium als Studiendirektorin arbeitete. Barbara Yurtdas ist vor allem als Sachbuchautorin für Türkei-Themen bekannt. Sie hat auch mehrere Romane über deutsch-türkische Beziehungen geschrieben und zwei Lyrikbände herausgebracht.
Zu diesem Buch3
Izmir, den 22. Oktober 19916
23. Oktober10
24. Oktober12
abends13
25. Oktober, Freitag17
abends18
drei Uhr nachts18
27., Sonntag19
28. Oktober20
später21
29. Oktober 199122
30. Oktober23
November 199123
Dezember 199140
26. Dezember 199163
Jahresende66
Januar 199266
Sonntag81
26. Januar 199295
Februar 96
Nachmittägliches Treffen bei Gabi106
Nacht128
März136
Traum163
31. März165
April166
Glossar175