Natürlicher Schutz: Wie das Gehirn uns vor Überlastung bewahrt
Dabei versucht Mutter Natur schon so gut wie möglich, uns vor unwichtigen Reizen abzuschotten und uns vor einem Informations-Overload zu schützen. Dazu hat sie zunächst bei unseren Sinnesorganen Reizschwellen eingerichtet, die überschritten werden müssen, damit Signale es aus dem Außen und dem Innen überhaupt in unser Gehirn schaffen.
Wir können uns das vorstellen wie das gut bewachte Gelände eines Unternehmens, nennen wir es unsere »BrainAG«. Rund um die BrainAG ist eine Mauer gebaut, und jeder, der das Firmengelände betreten will, muss zunächst am Wachpersonal eines Eingangstores, an den Rezeptoren, vorbei. In Bruchteilen von Sekunden entscheiden sie, ob sie Besucher überhaupt aufs Firmengelände lassen oder nicht. Bei jedem neuen Reiz, der an die Eingangstore von Augen, Ohren, Nase, Mund (Zunge und Gaumen), Haut oder von den körperinneren Rezeptoren klopft, prüfen sie zwei Fragen13:
- Braucht mein Mensch, meine BrainAG, das zum Überleben?
- Nein? Verbessert es dann zumindest unsere derzeitige Situation?
Nur, wenn die Gatekeeper mindestens ein Ja auf die obigen Fragen bekommen haben, dann lassen sie die Besucher zumindest aufs Firmengelände in den Bereich des Ultrakurzzeitgedächtnisses, auch sensorischer Speicher genannt. Dort bleiben sie für einen Wimpernschlag und werden dann entweder nach zwei Sekunden wieder rausgeworfen (dein Ultrakurzzeitgedächtnis löscht die Infos gleich wieder) oder sie dürfen tiefer in die heiligen Hallen der BrainAG vordringen und lösen dort weitere neuronale Aktivitäten aus. Sei es, dass du beim Waldspaziergang die Füße hebst, um nicht über eine Wurzel zu stolpern. Sei es, dass du nach dem Wasser greifst und trinkst, weil das Signal »Ich habe Durst!« angekommen ist. Manche Reize machen es sich auch irgendwo auf dem Firmengelände der BrainAG gemütlich und verhalten sich dort in deinem Unterbewusstsein erstmal still.
Dieses Sortieren ist äußerst schlau von unserem Gehirn. Denn so kannst du mit einem Freund im Wald spazieren gehen, dich intensiv mit ihm unterhalten und gleichzeitig die Füße heben, um über Hindernisse auf dem Waldboden zu steigen. Über die Eingangstore deiner Augen kam die Info in deinen visuellen Speicher »Achtung Wurzel!«, du reagierst. Aber nach dem Spaziergang wirst du nicht aufzählen können, über wie viele Wurzeln du gestiegen bist oder wie vielen Pfützen ausgewichen. Nachdem du instinktiv richtig reagiert hast, »vergisst« du es gleich wieder.
Wir können übrigens Informationen, die für Sekunden im auditiven Speicher des Ultrakurzzeitgedächtnisses waren, wiederholen – auch wenn wir sie gar nicht bewusst wahrgenommen haben. (»Hey, du hörst mir überhaupt nicht zu! Was habe ich gerade gesagt?« – »Du hast gesagt, dass wir Dinge wiederholen können, auch wenn wir sie nicht wahrgenommen haben!«). Erst gar nicht ins Ultrak