: Maike Maja Nowak
: Die mit dem Hund tanzt Tierisch menschliche Geschichten
: Mosaik bei Goldmann
: 9783641055530
: 1
: CHF 6.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 256
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Hund als 'Türöffner' zur Seele des Menschen
'Malou hat seine Menschen voll im Griff. Sein Frauchen kann vor Liebe die Augen nicht von ihm lassen ...' Was Hundeflüsterin Maja Maike Nowak mit Malou, aber auch mit dem ängstlichen Boris und seinem mädchenhaften Frauchen, dem Paar mit dem Jack-Russel und dem Foxterrier, dem überforderten Antonio, Helen und Victor, dem ungleichen Duo Dackel und Oskar und vielen anderen zwei- und vierbeinigen Klienten erlebt hat, erzählt sie hier in ebenso unterhaltsamen wie erhellenden Fallgeschichten. Bei Nowak geht es stets genauso um die Hunde wie die Leute, die sie sich halten, das macht diese tierisch menschlichen Geschichten so einzigartig und fesselnd.

Maike Maja Nowak, geboren 1961 in Leipzig, ist Autorin zahlreicher SPIEGEL-Bestseller zur Mensch-Hund-Kommunikation sowie zahlreicher Fachartikel und arbeitet als Trauma-Expertin, ist staatlich zugelassene Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Tiertherapeutin. Sie ist einem breiten Publikum durch die ZDF-Serie »Die Hundeflüsterin« bekannt. Maike Maja Nowak lebt in der Prignitz und in Schweden.
Weitere Infos auf: www.maike-maja-nowak.de
Im Dunkeln(S. 59-60)

Wo ist die Nummer 216? Ich habe mich in der Steinwüste eines Neubaugebietes verfahren. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, rufe ich bei der Kundin an, die mich bereits erwartet. Klick. Der Hörer wird abgenommen. Stille.»Hallo?«, sage ich. Stille.»Können Sie mich hören? Hier ist Maja Nowak, die Hundetrainerin.« Stille. Dann ein sehr verschlepptes»Jaah?«.

»Wo finde ich denn Ihr Haus? Ich bin jetzt an der Post.« Stille. Ich beschließe zu warten, immerhin weiß ich, dass jemand zuhört. Stille.»Bücherei… gegenüber«, kommt es schließlich sehr schwach zurück. Hat die Frau Drogen genommen, ist sie krank? Mit einem mulmigen Gefühl mache ich mich auf die Suche nach einer Bibliothek. Tatsächlich befindet sie sich genau gegenüber der Nummer 216. Ich läute, der Summer ertönt, ich betrete das Haus und sehe eine geöffnete Tür im Erdgeschoss.

Davor steht ein Rollstuhl, an der Tür der Name meiner Kundin.»Hallo? Kann ich hereinkommen?«, rufe ich in die Wohnung hinein. Es poltert hinter einer Zimmertür. Die Türöffnet sich. Ein junges Mädchen kriecht auf allen vieren und seltsam mit den Gliedern schlenkernd um die Ecke. Es hat ein Gesicht, das dem der Malerin Frieda Kahlo sehrähnlich ist, und sieht mich freudig an. Kurz darauf rollen seine Pupillen, wie von fremder Kraft gelenkt, von mir weg hinauf zur Decke.

Ein winziger Chihuahua-Welpe springt um es herum. Seine vorwärts treibenden Hände schlagen wie Steinschläge knapp neben dem hamstergroßen Hund ein. Ich will den Welpen gerade zur Seite heben, als die Zimmertür sich erneutöffnet und eine dicke Frau erscheint.»Hiiier lang«, sagt sie schwach, wie unteräußerster Kraftanstrengung, und deutet auf eine weitere Tür.

Ich kenne die Stimme bereits vom Telefon.»Guten Tag!«, sage ich, um mich in meiner Verwirrung an derüblichen Form des Kennenlernens festzuhalten.»Sind Sie die Frau, die mich bestellt hat?«»Ja, ja«, tönt es lasch, aber prompt. Das Mädchen ist jetzt bei mir angekommen und hält mich am Hosenbein fest.»Ahhloo«, ruft es strahlend. Ich gehe in die Hocke.»Hallo. Wie heißt du denn?«»Aaaan…dreee…jaaa«, strömt es gurgelnd aus ihr heraus. Nicht nur ihre Stimme zeigt Symptome einer spastischen Lähmung.