: Deborah Feldman
: Unorthodox
: btb
: 9783641269784
: 1
: CHF 10.60
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
< >'Unorthodox ist ein Enthüllungsbuch, das sich wie ein Roman liest.' (Die Welt)
Am Tag seines Erscheinens führte »Unorthodox« schlagartig die Bestsellerliste der New York Times an und war sofort ausverkauft. Wenige Monate später durchbrach die Auflage die Millionengrenze. In der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Deborah Feldman führt uns bis an die Grenzen des Erträglichen, wenn sie von der strikten Unterwerfung unter die strengen Lebensgesetze erzählt, von Ausgrenzung, Armut, von der Unterdrückung der Frau, von ihrer Zwangsehe. Und von der alltäglichen Angst, bei Verbotenem entdeckt und bestraft zu werden. Sie erzählt, wie sie den beispiellosen Mut und die ungeheure Kraft zum Verlassen der Gemeinde findet - um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt.

Die Buchvorlage zur erfolgreichen Netflix-Serie 'Unorthodox'.

DEBORAH FELDMAN (geb. 1986, New York) wuchs in der chassidischen Satmar-Gemeinde im zu Brooklyn geho?renden Stadtteil Williamsburg, New York, auf. Ihre Muttersprache ist Jiddisch. Sie studierte am Sarah Lawrence College Literatur. Heute lebt die Autorin mit ihrem Sohn in Berlin.

Vorwort zur Filmausgabe


Heute vor ziemlich genau zehn Jahren saß ich auf dem Sofa in meiner Mansardenwohnung in New York, während mein dreijähriger Sohn auf dem Doppelbett, das ich in unser winziges Schlafzimmer gequetscht hatte, schlief. Ich öffnete auf meinem Laptop das Dokument, das wenige Monate später »Unorthodox« werden sollte.

Ich schrieb damals stoßweise an dem Manuskript, meistens am Abend, während meine Collegekommilitoninnen und -kommilitonen in Bars und Restaurants gingen. Weil ich keine Kinderbetreuung hatte, konnte ich sie nicht begleiten und blieb zu Hause. Ich erinnere mich heute noch daran, wie seltsam komprimiert die Zukunft sich damals anfühlte, wie ein Akkordeon, aus dem alle Luft gewichen ist. Ich konnte mir damals nicht mehr als die Woche vorstellen, die vor mir lag, höchstens noch den nächsten Monat. Ich war einsam, und ich hatte Angst. Die Tage verbrachte ich mit meinem Kind, um das ich mich kümmern musste und das mich ablenkte, aber an den leeren, sich unendlich ausdehnenden Abenden hatte ich nichts außer meinem Manuskript, das sich gleichermaßen wie ein Geschenk und ein Fluch anfühlte.

Im November 2009 hatte ich schon einiges notiert, aber der Großteil meiner Aufgabe lag noch vor mir. Ich war dreiundzwanzig Jahre alt, und hatte vorher nie ernsthaft geschrieben, nicht einmal einen Zeitungsartikel oder eine Kurzgeschichte, von einem Buch ganz zu schweigen. Mir schien es, als hätte ich mir ein unerreichbares Ziel gesetzt.

Ein Buch zu schreiben war für mich Teil eines viel größeren Plans, eine Notwendigkeit, wenn ich tatsächlich frei sein und mit meinem Sohn außerhalb der Gemeinschaft in Williamsburg ein neues Leben anfangen wollte.

Meine Anwältin hatte mir kurz vorher erklärt, dass dieses Buch die Chance für mich war, die große Öffentlichkeit zu erreichen, die ich brauchte, um mich gegen eine Gemeinde zur Wehr zu setzen, die versuchte, mich stumm und hilflos zu machen. Dieses Buch war meine Chance, der Gemeinde klar zu machen, dass es besser wäre, mich einfach los- und mich gehen zu lassen.

Natürlich war ich mir des Privilegs, in einem so jungen Alter ohne jegliche Erfahrung einen Buchvertrag zu bekommen, bewusst. Dennoch, hätte ich den Luxus gehabt zu wählen, so ging es mir immer wieder durch den Kopf, hätte ich eigentlich erst nach etwas mehr Vorbereitung Schriftstellerin werden wollen. Inzwischen weiß ich, dass es keine bessere Vorbereitung für das Schreiben gibt, als das Schreiben selbst, aber damals lasteten die pragmatischen Gründe, aus denen ich mich für das Buch entschieden hatte, schwer auf mir. Das Schreiben fühlte sich weniger wie ein Akt des kreativen Ausdrucks an, sondern mehr nach dem Bau einer Strickleiter, die mich in Sicherheit bringen sollte. Das war doch nicht echt, so schrieb man doch kein Buch, dachte ich. Wenn man wirklich schreibt, tut man das doch nicht, um sein Überleben zu sichern. Dass ich keine echte Schriftstellerin war, würden meine Leserinnen und Leser doch auf jeden Fall merken.

Und doch öffnete ich an diesem windigen Herbstabend vor zehn Jahren aus Mangel an Alternativen meinen Laptop und fing an zu tippen. Ich sagte mir einen Spruch aus meiner Kindheit vor: »Tue deinen Teil und lass Gott seinen übernehmen.« Ich habe schließlich nicht das geschrieben, was ich eigentlich ursprünglich hatte schreiben wollen, ich habe mich nicht an meinen Schreibplan oder an meine vorsichtig skizzierte Chronologie gehalten. Ich versank einfach in einer Kindheitserinneru