: Naomi Ryland, Lisa Jaspers
: Starting a Revolution Was wir von Unternehmerinnen über die Zukunft der Arbeitswelt lernen können | Feminismus& Arbeit: Ratgeber zu Unternehmenskultur, Innovation, Wachstum und Sinn im Beruf
: Ullstein
: 9783843723312
: 1
: CHF 14.10
:
: Wirtschaft
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Berliner Startup-Gründerinnen Lisa Jaspers und Naomi Ryland sehnten sich nach neuen Wegen für ihren Berufsalltag: Wie können Normen wie Wachstum um jeden Preis, Wettbewerb, Druck, Konkurrenz und Aggressivität gebrochen werden? Wie kann angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen in Zeiten der digitalen Transformation und desillusionierter Arbeitnehmer*innen ein Kulturwandel in Firmen gelingen? Sie fanden sieben Unternehmerinnen, die Themen wie Führung und Leadership, Personal- und Organisationsentwicklung, Innovation und Fundraising anders angehen und damit erfolgreich sind. Die Frauen stellen konventionelle Business-Wahrheiten auf den Kopf und machen Lust auf eine Revolution in der Arbeitswelt - für alle. Ein horizonterweiterndes, mit vielen persönlichen Erfahrungen angereichertes Buch und ein wegweisendes Manifest für die Wirtschaftswelt von morgen.

Naomi Ryland,*1985, lebt seit 2008 in Berlin und ist Gründerin von tbd*, der Karriere-Plattform für Menschen, die sich auf Sinnsuche befinden. Durch tbd* konnten sich bereits eine Million Menschen über nachhaltige Jobs informieren, sich mit Gleichgesinnten vernetzen oder das richtige Team rekrutieren. Naomi hat Germanistik und Intercultural Conflict Management studiert und ist Gründungsmitglied von SEND (Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland).

Vorwort


Naomis Geschichte:
Der Funke, der das Feuer entfachte


Sei aggressiv. Zeig keine Schwäche. Gib nie zu, dass du etwas nicht weißt, sondern rede einfach irgendetwas, und löse die Probleme später. Übertreibe bei der Umsatzprognose. Sprich darüber, wie du deine Konkurrenz ausschalten wirst. Erzähle den potenziellen Investor*innen, dass es bereits andere Interessent*innen gibt, egal, ob das stimmt oder nicht. Stelle beide Füße fest auf den Boden, und straffe die Schultern. Senke deine Stimme.

All diese Ratschläge bekamen meine Mitgründerinnen und ich zu hören, als wir uns für unsere Firma tbd* auf Investor*innen-Suche begaben. Es sind gute Tipps. Genau so muss man es machen, wenn man im Start-up-System von heute an Kapital kommen will. Teilweise basieren diese Ratschläge auf unserer menschlichen Konditionierung: Wir setzen Maskulinität mit Selbstbewusstsein gleich und verwechseln dieses dann mit Kompetenz.1Chamorro-Premuzic, Tomas. »Why do so many incompetent men become leaders?« Harvard Business Review, 22. August 2013.https://hbr.org/2013/08/why-do-so-many-incompetent-men Soweit ich es beurteilen kann, funktioniert diese Herangehensweise für ziemlich viele Start-up-Gründer*innen. Aber mich brachte sie zum Nachdenken. Führt nicht genau dieses System, in dem vor allem die extrovertierten, vor Selbstbewusstsein strotzenden Blender*innen erfolgreich sind, zu einer Welt, in der acht Männer genauso viel Vermögen besitzen wie 50 Prozent der Weltbevölkerung?2Oxfam-Presseerklärung. »An economy for the 99 %«, 16. Januar 2017.https://www.oxfam.org/en/pressroom/pressreleases/2017-01-16/just-8-men-own-same-wealth-half-world Und will ich ein Teil dieses Wirtschaftssystems sein? Gibt es keinen anderen Weg?

Zugegeben, meine Mitgründerinnen und ich sind vielleicht etwas naiv an die ganze Start-up-Sache herangegangen. 2014 gewannen wir einen Platz in einem Inkubator-Programm zur Förderung von Unternehmensgründungen. Von den insgesamt 20 Teams waren wir das einzige rein weibliche. Außerdem waren wir die einzige Firma mit einer sozialen Mission: Mit tbd*, einer Jobbörse und Online-Community, wollten wir Menschen in Arbeit bringen, die dem Planeten und der Gesellschaft zugutekommt, zu einer Zeit, bevor es so richtig im Trend war. Wir waren Pionierinnen.

Doch ohne es zu merken, verloren wir uns schon bald in den Untiefen des unternehmerischen »Business as usual«. Nach ein paar Monaten begannen wir mit der Suche nach Investor*innen, weil wir dachten, das sei der logische nächste Schritt. Wir wollten Impact-Investor*innen, die unsere sozialen Ziel