: Gertrud Höhler
: Angela Merkel - Das Requiem
: Ullstein
: 9783843722520
: 1
: CHF 14.10
:
: Staatslehre und politische Verwaltung
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Angela Merkel hat die Republik verändert wie kein Kanzler vor ihr. Machtwille und Bindungslosigkeit machten sie den Westpolitikern überlegen. Das Herrschaftswissen der gescheiterten DDR und mächtige Gönner in der West-CDU lieferten ihr den Spielraum für eine Kehrtwende in der gesamtdeutschen Politik. Merkel verschob die politische Mitte nach links und schleifte CDU-Bastionen. Die Kanzlerin der Einheit sprach das Siegersyndrom der Deutschen an: Überall die Ersten und Besten sein, gekoppelt an die Unfähigkeit, mit der Rolle der Deutschen als Täter umzugehen. Schnell wurde die quasi parteilose Kanzlerin zum Weltstar, der in kein Schema passt. Hohe Ziele in den ethisch hochexplosiven Feldern Euro, Energiewirtschaft, und Migration zeigen eine unbekümmerte Alleinherrscherin, die sich nicht durch Gesetze aufhalten lässt. Als Symbolpolitikerin reist sie um den Globus und verkündet humanitäre Botschaften, denen niemand widersprechen kann. Omnipräsenz schlägt Omnipotenz. Ihr Zauberwort lautet 'multilateral', alle mit allen. Angela Merkel ist Agentin einer wertneutralen Zukunft, die Bekenntnisse überflüssig macht. Die ernüchternde Bilanz nach 14 Jahren: Deutschland geht aus dem Stresstest der Ära Merkel geschwächt hervor.

Prof. Dr. Gertrud Höhler zählt zu den renommiertesten Beraterpersönlichkeiten im deutschsprachigen Raum. Nach langjähriger Tätigkeit als Universitätsprofessorin für Literaturwissenschaft entschloß sie sich, ihre Begabung für scharfe Analysen und problemorientiertes Denken in andere Bahnen zu lenken und als freie Beraterin von Wirtschaft und Politik zu arbeiten. Die Autorin zahlreicher Managementbücher ist Mitglied in Verwaltungsräten internationaler Konzerne und eine vielgefragte Rednerin. Sieben ihrer Titel waren auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Präludium und Fuge: 
Ankunft und Abschied


Merkels Finale werden Merkel-Deutsche schreiben. Pro und Contra wird mit der Brainware einer Seitenwechslerin Dissonanz und Ratlosigkeit zu einem Cocktail mischen, der für die einen nach Heimweh schmeckt, den anderen auf der Zunge brennt wie flammende Wut – und für die vielen Wendedeutschen in Merkels Heer der Mitmacher Wehmut mit Nostalgie und halb wachem Verlustschmerz verbindet.

Merkel-Deutsche sind sie alle am Ende dieser Ära, die nicht ohne Schleifspur in die Bildergalerie der deutschen Nachkriegskanzler einrücken kann, wenn die verunsicherten Merkel-Jünger mit ihren Gegnern ein würdiges Finale planen wollen. »Der Wahrheit eine Bresche und Utopia eine Chance«, könnte das Motto dieses Abschieds von einer Kanzlerin lauten, die nichts unangetastet ließ, was den Rechtsstaat ausmacht, die nichts unversucht ließ, um ein neues Zeitalter mit einem neuen Menschenbild in die Mitte Europas zu tragen – und die mehr preisgab, als die Erträge ihrer Amtsführung ausgleichen können.

War sie das nun, die Merkel-Sekunde in der Weltgeschichte? Wie lautet die wahre Geschichte? Und wer war sie in dieser Story: Trendsetter, Trendleader oderpathfinder? War sie Vorläufer oder Mitläufer bei diesem Stresstest der europäischen Rechts- und Werteordnung?

War Angela Merkel die Botin der Zukunft, die noch niemand verstand?Changesand challenges, Chancen und Herausforderungen liefen immer mit, wenn Deutschland und Europa versuchten, das Wende-Talent der ewig Unvollendeten zu verstehen. Denn nichts, was sie anfasste und aus den Angeln hob, wurde vollendet. Aber alle Erwartungen, alle Langmut und alle Diplomatie der westlichen und der internationalen Kollegen gaben der Kanzlerin Raum für Experimente.

Sie war die Kanzlerin, die aus der Kälte kam. Eher aus Putins als aus Gorbatschows Reich. Das Mädchen, das der großäugigen Hera aus dem antiken Götterhimmel glich, schien sich hereinzustaunen in das westliche Politpersonal. Verstört von der Wende waren sie alle, aber die Systemwechslerin Angela lieferte den coolsten Übergang. Funktionärin im totalitären System gewesen zu sein, war das ideale Ticket, um auch in der Politelite des Systemnachbarn, Deutschland-West, dazuzugehören: Merkel war nicht als Panzerknackerin des Warschauer Pakts aufgetreten; sie hatte abgewartet. Als Dissidentin hätte sie nicht so geräus