: Jung Chang
: Die drei Schwestern Das Leben der Geschwister Soong und Chinas Weg ins 21. Jahrhundert
: Blessing
: 9783641212230
: 1
: CHF 17.50
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jedes Kind in China kennt die Geschichte der drei Schwestern aus Shanghai, die die Geschicke Chinas im 20. Jahrhundert von den Zentren der Macht aus mitbestimmten. Man sagte über sie: Eine liebte das Geld, eine liebte die Macht, und eine liebte ihr Land. Alle drei genossen Privilegien, Ruhm und Reichtum, wurden aber auch angefeindet und sahen sich tödlichen Gefahren ausgesetzt. Sie zeigten Mut, erlebten stürmische Liebe, aber auch große Verzweiflung.

»Die drei Schwestern« ist ein fesselndes Epos über Liebe, Krieg, Exil, Intrigen, Glamour und Verrat. Jung Chang erzählt die Leben dreier außergewöhnlicher Frauen nach, die China im 20. Jahrhundert maßgeblich prägten.

Jung Chang, geboren 1952 in China, lebt seit 1978 in London. Für ihr autobiografisches Buch »Wilde Schwäne«, das in über zwölf Ländern auf Platz 1 der Bestsellerlisten stand und sich weltweit mehr als 10 Millionen Mal verkaufte, erhielt sie zahlreiche Preise. Auch ihre aufsehenerregende Biografie »Mao« (Blessing, 2005) war ein internationaler und deutscher Bestseller. Zuletzt erschien die Biografie »Kaiserinwitwe Cixi« bei Blessing (2014).

Einleitung

Das wohl bekannteste moderne chinesische »Märchen« ist die Geschichte der drei Schwestern aus Shanghai, geboren Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Familie hieß Soong, war wohlhabend, bekannt und zählte zur Oberschicht der Stadt. Die Eltern waren fromme Christen, ihre Mutter gehörte dem angesehensten Clan an, dem der Xu, nach dem ein Bezirk Shanghais benannt ist, und ihr Vater war der erste Chinese, der im Süden der Vereinigten Staaten von Methodisten bekehrt wurde. Die drei Töchter der Familie Soong – Ei-ling (»liebenswürdiges Zeitalter«, 1889 geboren), Ching-ling (»glorreiches Zeitalter«, 1893 geboren) und May-ling (»schönes Zeitalter«, 1898 geboren) – wurden als Kinder in die Vereinigten Staaten auf die Schule geschickt, was damals sehr ungewöhnlich war. Jahre später kehrten die Mädchen nach China zurück und sprachen besser Englisch als ihre Muttersprache. Mit ihrer zierlichen Statur und einem kantigen Kinn entsprachen sie nach traditionellen Standards nicht dem gängigen Schönheitsideal; ihre Gesichter hatten nicht die Form von Melonensamen, die Augen glichen nicht Mandeln, und die Augenbrauen bildeten keine eleganten Bögen. Aber sie hatten eine sehr zarte Haut, feine Gesichtszüge und eine anmutige Haltung, die sie durch modische Kleidung zusätzlich zu betonen verstanden. Die Schwestern hatten die Welt gesehen, sie waren klug, eigenständig und selbstsicher. Sie hatten »Klasse«, wie man heute sagen würde.

Was sie letztlich zu modernen chinesischen »Prinzessinnen« machte, waren ihre außergewöhnlichen Eheschließungen. Ein Mann, der sich zuerst in Ei-ling und dann in Ching-ling verliebte, war Sun Yat-sen, der Vorreiter der republikanischen Revolution, die im Jahr 1911 die Monarchie stürzte. Der als der »Vater (des republikanischen) Chinas« bekannte Sun wird in der gesamten Chinesisch sprechenden Welt bewundert. Ching-ling wurde seine Frau.

Sun starb im Jahr 1925, und sein Nachfolger, Chiang Kai-shek, machte May-ling, der Kleinen Schwester, den Hof und heiratete sie. Chiang bildete im Jahr 1928 eine nationalistische Regierung und regierte in China, bis ihn die Kommunisten 1949 zwangen, sich nach Taiwan zurückzuziehen. Die Kleine Schwester war während der zwanzig Jahre, die ihr Mann an der Macht war, die First Lady des Landes. Im Zweiten Weltkrieg, als Chiang den chinesischen Widerstand gegen die japanische Invasion anführte, wurde sie zu einer der berühmtesten Frauen ihrer Zeit.

Ihre älteste Schwester Ei-ling, die Große Schwester, heiratete H. H. Kung, der, dank der Beziehungen seiner Frau, viele Jahre lang die Posten des Regierungschefs und Finanzministers bekleidete. Diese Ämter halfen wiederum Ei-ling bei ihrem Aufstieg zu einer der reichsten Frauen Chinas.

Die Familie Soong, die neben den drei Töchtern auch drei Söhne hatte, bildete den engeren Kreis von Chiang Kai-sheks Regime, mit Ausnahme von Ching-ling, der Witwe Sun Yat-sens, die sich den Kommunisten anschloss, weshalb man sie gelegentlich auch die Rote Schwester nannte. Somit trennten zwei antagonistische politische Lager die Schwestern. Im Bürgerkrieg, der auf den Zweiten Weltkrieg folgte, unterstützte die Rote Schwester nach Kräften die Kommunisten in ihrem Kampf gegen Chiang, auch wenn dies den Ruin ihrer eigenen Familie bedeutete. Nach dem Zusammenbruch von Chiangs Regime und der Gründung des kommunistischen China unter Mao Tse-tung im Jahr 1949 wurde die Rote Schwester Stellvertretende Vorsitzende an Maos Seite.

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