: Rolf Leimbach, Rolf Schlegel
: Kein großer Bahnhof mehr Lengsfelder Geschichten X
: Books on Demand
: 9783753493008
: 1
: CHF 8.10
:
: Gesellschaft
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das vorliegende Buch ist ein gemeinsames, zehntes Opus von Rolf Leimbach und Rolf Schlegel zur Geschichte ihres Heimatortes Stadtlengsfeld. Viele Ereignisse und Personen wurden berücksichtigt, aufgearbeitet und auf die vorliegende Weise einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Der Inhalt basiert auf einer Fülle historischer Daten, auf persönlichen Lebensläufen sowie auf Gesprächen mit Zeitzeugen. Die populären Darstellungen zielen auf einen großen Leserkreis ab, v. a. auf Bürger von Stadtlengsfeld, Weilar, Gehaus, Kaltennordheim oder Geisa, auf Heimatforscher, auf Lehrer und Schüler. Eintausend Jahre Geschichte eines kleinen Städtchens in der Rhön bieten genügend Stoff für Anekdoten, kuriose Begebenheiten und Intrigen. Sie sind Anlass zum Staunen und Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken! Die souveräne Auswahl der Themen, Sortierung und ihre prägnante Abhandlung lassen Sachverstand und nötiges Einfühlungsvermögen der Autoren erkennen. Dass Stadtlengsfeld etwas mit dem berüchtigten Sheriff von Nottingham in England zu tun hat, dass es einen Lehrer Günther gab, der als wandelndes Lexikon im Ort galt, dass hier einst Dienst- und Gebrauchshunde ausgebildet wurden, Lengsfelder Auswanderer in Kalifornien Geschichte schrieben, die heimische Feuerwehr, eine westfälische Holzfirma, das Porzellanwerk und der Bahnhof der Feldabahn vielen Bürgern in Erinnerung blieben sowie Lengsfeld mit Strom aus Weilar versorgt wurde, sind nur einige von vielen Enthüllungen, die dieser Band enthält.

Studienrat i. R. Rolf Leimbach war 47 Jahre Lehrer in Stadtlengsfeld. Als Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für Unterstufenforschung an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR beteiligte er sich an der Weiterentwicklung von Lehrplänen sowie Lehrmaterialien für das Fach Heimatkunde. Seine Publikationen in der Fachzeitschrift - Die Unterstufe - befassten sich mit methodischem Experimentieren und der Erziehung zur aktiven Fragehaltung. Er veröffentlichte zahlreiche methodische Handreichungen für den Heimat-kunde-Unterricht. Er ist Autor zahlreicher Lehrbücher, Schüler-Arbeitshefte und Unterrichtshilfen für den Heimatkunde- und Sachunterricht. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Schuldienst intensivierte Rolf Leimbach seine heimatkundlichen Forschungen. Er veröffentlichte eine umfangreiche Chronik seiner Heimatstadt, die Geschichte des Porzellanwerkes Stadtlengsfeld, des Schulwesens, des Kaliwerkes Menzengraben sowie der Kirche. Weitere Arbeiten befassen sich mit den Hexenprozessen im 17. Jahrhundert, den Ereignissen des Jahres 1848 in der Stadt Lengsfeld, der Brandkatastrophe 1878 und dem Jahr 1945. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Erforschung der einstigen israelitischen Gemeinde im Heimatort, die zu den größten in Thüringen zählte. Rolf Leimbach ist es ein stetiges Anliegen, die facettenreiche Geschichte seiner Heimatstadt vielen Bürgern und Gästen nahezubringen. Deshalb engagiert er sich im Kultur- und Geschichtsverein mit Vorträgen, Führungen und Ausstellungen.

Dienst- und Gebrauchshunde aus Stadtlengsfeld


Rolf Leimbach

Abbildung 1: Der Hundeplatz nördlich von Stadtlengsfeld. Quelle: Archiv R. Leimbach, 2019

Es gibt viele schöne Aussichtspunkte an den Waldrändern von Stadtlengsfeld. Einer der schönsten befindet sich am sog. Hundeplatz. Von hier aus kann der Blick über die ganze Stadt schweifen. Am Horizont im Süden erheben sich die Stoffelskuppe, der Horn und Teile des Felda-Ulster-Berglandes zwischen Empfertshausen und Tann. Im Südwesten gerät der Baier in seiner ganzen Ausdehnung und Höhe in den Blick. Im Westen schließlich sieht man Menzengraben im Talgrund und die Kuppen des Dietrichsberges und des Öchsenberges. Im Rücken des Betrachters steigt der östliche Galgenberg bis auf eine Höhe von etwa 470 Meter an. Der Aussichtspunkt am Hundeplatz erreicht

Abbildung 2: Franz Mäurer und Andreas Meister (von links). Quelle: Archiv R. Leimbach, 2019

360 Meter. Damit liegt er 90 Meter höher als die Stadt und hoch genug, um die beschriebene Aussicht zu genießen (Abb. 1).

Die Bezeichnung „Hundeplatz“ ist noch nicht sehr lange in Gebrauch und trotzdem ist er den meisten Einwohnern geläufig. Das Kapitel will Auskunft geben, wie es dazu kam.

Vor etwa 400 Jahren befand sich ganz in der Nähe die Richtstätte der Stadt. Aus dieser Zeit hat sich der Name „Galgenberg“ erhalten. Dieser Ort war damals mit Absicht gewählt. Die am Galgen Hingerichteten hingen tagelang zur Abschreckung und waren von der Stadt aus gut zu sehen. Auf der Karte wird diese Gegend auch als „Wanderecke“ bezeichnet. Aber dieser Name führt völlig in die Irre. Ältere Einwohner meinten, es müsste eigentlich „Wannerecke“ heißen, gemäß dem Lengsfelder Dialekt (vgl. Lengsfelder Geschichten VIII).

Abbildung 3: Gesamtansicht des Vereinshauses, des Hundevereins von Stadtlengsfeld, um 1963; Aufschüttung mit Porzellanschutt sichtbar. Quelle: Archiv R. Leimbach, 2019

Die Gegend diente den Lengsfelder Kindern als Spielplatz. Am Waldrand befanden sich damals, wie auch anderswo, ausgehobene Gruben.

Die wurden mit einem Dach aus Zweigen und Ästen zu Höhlenverstecken ausgebaut. Solche Gruben wurden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Fallgruben gegen die Wildschweine angelegt, um deren Bestände zu dezimieren und die Äcker und Wiesen wenigstens einigermaßen vor ihnen zu schützen4.

Eine Sportanlage entsteht

Im Jahr 1962 war es mit der Idylle unterhalb des Galgenberges erst einmal vorbei. Am Waldrand wurde Porzellanschutt angefahren, zu einem langgestreckten Plateau verfestigt und mit Muttererde abgedeckt. Darauf entstand eine Sportanlage zum Abrichten der Hunde (Abb. 2).

Abbildung 5: Die Eröffnungsveranstaltung des Hundeplatzels,1964; mit Musik und Unterhaltung. Quelle: Archiv R. Leimbach, 2019