Mein Einstellungsgespräch fand in der Fabrikkantine statt. Der Chef saß an einem der quadratischen Tische, vor ihm stand eine Tasse Tee. Der Tee dampfte. Ich gab ihm die Hand und stellte mich vor. Er stellte auch sich vor und fragte mich, ob ich schon einmal als Nachtwächterin gearbeitet hätte. Ich nickte und sagte, dass ich oft in der Nacht wach sei, dass das kein Problem sei für mich, dass ich sehr aufmerksam sei und zuverlässig, dass ich den Job gerne machen wolle.
Wohnen Sie in der Stadt, fragte er, nahm einen Schluck Tee und schaute mich über den Tassenrand hinweg an.
Gibt es nicht die Möglichkeit, auf dem Fabrikgelände zu wohnen, eine Arbeiterwohnung vielleicht, ich bin nicht anspruchsvoll, etwas Kleines reicht.
Ob ich mir denn nicht in der Stadt eine Wohnung suchen wolle, der Weg sei nicht besonders weit, sagte der Chef. Was genau ich mir unter einer Arbeiterwohnung vorstellen würde und ob ich mich nicht umgeschaut hätte, hier gebe es nicht mehr viele Arbeiter, und Wohnungen habe es hier noch nie gegeben. Ich könne aber, wenn ich wolle, einen leer stehenden Raum beziehen, Strom und Wasser seien vorhanden, auf dem Stockwerk gebe es auch Dusche und Klo, es könne halt kalt werden, kein Luxus, Luxus ganz und gar nicht, aber ich könne es mir mal anschauen, über Miete und Weiteres werde man sich schon einig.
Ich ziehe in einen großen Raum, der sich im ersten Stock eines L-förmigen Gebäudes befindet. Daneben und darunter befinden sich weitere Räume. Das Gebäude steht auf dem Fabrikgelände und ist Teil der Fabrik. Gegenüber vom Gebäude befindet sich die Produktionshalle; weit größer, weit höher. Hinter der Produktionshalle sind zwei weitere Hallen, noch eine für die Produktion und eine Lagerhalle.
Die Fabrik liegt außerhalb einer kleinen Stadt. Dort wohnen die wenigen Mitarbeiter, die noch in der Fabrik arbeiten. Rund um die Fabrik liegen Felder, weiter hinten ist der Flughafen. Von meinem Fenster aus kann ich die Flugzeuge landen und starten sehen.
Vielleicht ist der Raum zu klein, um ihn als Halle zu bezeichnen. Ich nenne ihn dennoch Halle. Hier hat noch niemand zuvor gewohnt. Ich bin die erste Hallenbewohnerin.
Wenn ich nachts im Bett liege und an die Decke blicke, meine ich manchmal im Bauch eines Wals zu sein.
Ich versuche, das Unwichtige vom Wichtigen zu unterscheiden. Ist der Schatten des Vogels, der über den Hallenboden streift, das Wichtige oder ist es der Vogel selbst, den ich vom Stuhl aus nicht sehen kann?
Wichtig sind meine Hände, ebenso die Arme und Schultern, der Kopf, die Augen, der Mund. Auch