: Tessa Randau
: Das Meer und ich Wie ich mich selbst wiederfand | Eine hinreißende Erzählung über Selbstliebe und Glückssterne
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423441490
: 1
: CHF 8.10
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Finde den Schatz in dir selbst! Eine Frau, Mitte vierzig, steckt in einer Lebenskrise. Sie fühlt sich unattraktiv, wertlos, hat das Gefühl, nichts wirklich Wichtiges im Leben erreicht zu haben. Zusammen mit ihrer Freundin Isa möchte sie sich eine kurze Auszeit auf einer kleinen Insel gönnen. Sie hofft auf gute Gespräche und möchte die Tage nutzen, um endlich ein paar Kilo abzunehmen. Doch leider sagt Isa kurzfristig ab. Enttäuscht fährt sie alleine los. Bei einem Strandspaziergang entdeckt sie eine Flaschenpost mit einer berührenden Botschaft. Zufall, dass sie kurz darauf Lene, die Verfasserin der Botschaft, kennenlernt? Gemeinsam mit ihr macht sie sich auf die Suche nach dem Glück, um es am Ende dort zu finden, wo sie es nie vermutet hätte.

Tessa Randau, geboren 1976, arbeitete nach dem Studium als Journalistin, zuletzt als Ressortleiterin bei einer Frauenzeitschrift. 2016 machte sie sich als Stress- und Burnout-Beraterin selbständig. 2020 veröffentlichte sie ihr Debüt>Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich<, das über ein halbes Jahr in den Top 20 der SPIEGEL-Bestsellerliste stand. Auch ihr zweites Buch>Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich< kam unter die Top 20, ebenso ihr drittes:>Das Meer und ich<. Seit der Veröffentlichung ihres ersten Buches konzentriert sie sich beruflich aufs Schreiben. Tessa Randau lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Koblenz.  

1. Tag


Die Botschaft


Ich sah zu, wie eine kleine Welle über meine Füße rollte, sich weiter Richtung Strand ausbreitete und dann langsam wieder zurückzog. Schon seit einer ganzen Weile stand ich hier, beobachtete, wie meine nackten Zehen tiefer in den Sand sickerten, und versuchte, den Moment zu genießen. Leider gelang es mir nicht. In meinen Fingerkuppen spürte ich ein nervöses Kribbeln. »Nur mal kurz nachschauen«, raunte es zum wiederholten Male durch meinen Kopf. Drei Wellen später hielt ich es nicht mehr aus. Meine Hand wanderte zur Gesäßtasche meiner Jeans und fischte das Handy heraus, das ich dort vor meinem Spaziergang hineingesteckt hatte. Ich entsperrte das Display und sah – nichts. Keine Messengernachricht. KeineSMS. Keinen Anruf. Nichts.

Zarte Bindfäden fielen vom Himmel und tropften auf das Display. Ich steckte das Handy wieder zurück und hob den Blick. Der graue konturlose Himmel ging nahtlos in das Grau des Wassers über. Auch der nasse Sand wirkte trist und schmutzig. Die einzige Farbe, die dem Einheitsgrau Paroli bot, war das Weiß der Schaumkronen, die auf den heranrollenden Wellen saßen, meine Füße umspülten und weiter Richtung Land schwappten.

»Schade«, dachte ich. Als ich die Reise gebucht hatte, hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt: strahlend blauen Himmel mit maximal ein paar harmlosen Wölkchen. Wärmende Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Und ausgiebige Strandspaziergänge mit meiner Freundin Isa, die ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Doch vor drei Tagen hatte mein Handy geklingelt und eine sehr zerknirschte Isa war am anderen Ende der Leitung gewesen: »Es tut mir so leid, Süße, aber ich kann nicht mitkommen«, murmelte sie und ich konnte echtes Bedauern in ihrer Stimme hören. Doch schon im nächsten Satz war da wieder die Euphorie, die immer mitschwang, wenn Isa über ihre beruflichen Projekte sprach. »Stell dir vor, wir haben endlich das Geld für das Krankenhaus zusammen. Eine alte Dame hat uns ihr ganzes Vermögen vermacht und jetzt muss ich sofort nach Afrika fliegen, um alles für den Bau in die Wege zu leiten. Das Krankenhaus wird so dringend gebraucht. Bitte sei nicht böse.«

Die Absage ließ mich traurig zurück – zu sehr hatte ich mich auf das Treffen mit meiner besten Freundin gefreut. Ich hatte mir schon alles so schön ausgemalt: den Moment an der Fähre, an dem wir uns beide lachend in die Arme fallen würden, Spaziergänge morgens am Strand, bei denen wir stramm, mit roten Wangen am Meer entlangstapfen würden. Nachmittage, an denen wir Seite an Seite im Strandkorb sitzen und in unseren Büchern schmökern würden. Und dunkle Nächte, die wir nebeneinander in unseren Betten bis zum Morgengrauen durchquatschen würden. All das war durch den Anruf zu nichts verpufft.

Doch wie hätte ich Isa böse sein können? Seit wir unserBWL-Studium abgeschlossen hatten, widmete sie sich mit viel Leidenschaft verschiedenen Non-Profit-Organisationen. Zurzeit arbeitete sie für eine Stiftung, die Entwicklungshilfe in Afrika leistete. Ihr Leben war so ganz anders als meins: sie hatte keine Familie, war immer auf dem Sprung und versprühte eine unheimliche Energie und Lebensfreude.

Mein erster Impuls war, die Reise abzusagen. Was sollte ich zehn Tage lang alleine auf der Insel? Aber zum kostenlosen Stornieren war es zu spät. Jochen und die Kinder überredeten mich schließlich dazu, auch ohne Isa zu fahren. »Du hast dir doch früher so sehr gewünscht, einfach mal Zeit nur für dich zu haben«, sagte mein Mann verständnislos. »Entspanne dich und genieß es einfach!«

»Stimmt, Mama«, pflichtete Lara, meine14-jährige Tochter, ihm