: Bodo Hartke, Katja Koch, Kirsten Diehl
: Förderung in der schulischen Eingangsstufe
: Kohlhammer Verlag
: 9783170277847
: 1
: CHF 23.60
:
: Grundschule
: German
: 315
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Zentrales Ziel des Unterrichts in der Schuleingangsstufe ist das Vermitteln der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Verschiedenen Untersuchungen zufolge weisen inzwischen etwa 10% der Erstklässler während dieses Prozesses einen erheblichen Förderbedarf auf. Die Förderung zu Schulbeginn ist besonders wichtig, weil sich frühe Leistungsrückstände im Anfangsunterricht dramatisch auf die weiteren schulischen Lernprozesse auswirken. Das Buch informiert über Ursachen kindlicher Lernschwierigkeiten, Früherkennung und bewährte Konzepte einer wirksamen Förderung. Hierbei geht es auch um die Vermittlung psychologischen Wissens zur Verbesserung der Lernvoraussetzungen bei den Kindern (etwa im Bereich der Wahrnehmung, der Motivation und der Aufmerksamkeit). Zu jedem Bereich der Förderung werden Beispiele für sinnvolle Übungen mit den Kindern gegeben, wobei alle Übungsformen wissenschaftlich fundiert und in der Praxis erprobt sind.

Prof. Dr. Bodo Hartke und Prof. Dr. Katja Koch lehren an der Universität Rostock mit den Schwerpunkten Lernbehindertenpädagogik bzw. Frühe Sonderpädagogische Entwicklungsförderung. Prof.Dr. Kirsten Diehl lehrt am Institut für Sonderpädagogik der Universität Flensburg.

Lernen fördern


Bodo Hartke

1 Einführung


In der Schuleingangsstufe bewältigen Kinder eine umfangreiche Anzahl von schwierigen Entwicklungsaufgaben sowie komplexen Lernprozessen. Innerhalb der ersten Schuljahre entstehenbzw. vervollständigen sich in beeindruckender Weise Umweltwissen, Fertigkeiten im Umgang mit Materialien, Sprachverständnis, soziale Kompetenzen, Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz. Empirische Forschungsergebnisse insbesondere Erkenntnisse aus Längsschnittstudien sprechen dafür, sich in Theorie und Praxis besonders intensiv mit Lernprozessen innerhalb der Schuleingangsphase auseinanderzusetzen. Es zeigte sich in vielfältigen Untersuchungen, dass Lücken in den primär schulisch vermittelten Wissens- und Fertigkeitssystemen leider oft nicht in den weiteren Schuljahren geschlossen werden, sondern Kinder, die deutliche Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Anforderungen der ersten beiden Schuljahre aufweisen, noch schwerwiegendere Schulleistungsrückstände in darauf folgenden Klassenstufen entwickeln (s. hierzu insbesondere die Beiträge von Diehl und von Koch und Knopp in diesem Buch). Klassenwiederholungen helfen diesen Kindern meist nur kurzfristig (Bless, Schüpbach& Bonvin, 2005), was relativ einfach zu erklären ist. Analysiert man die Lernschwierigkeiten von Kindern genauer, die in dritten, fünften oder sechsten Klassen scheitern, stößt man meist auf Lücken, die Lerninhalte der ersten beiden Schuljahre betreffen. Eine Wiederholung beispielsweise der dritten Klassenstufe führt dann also nicht dazu, dass ein Kind in den Bereichen gefördert wird, in denen Lücken bestehen, sondern das Kind wird erneut überfordert, meist mit dramatischen Folgen für die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, die Motivation, das Selbstwertgefühl und oft auch das Sozialverhalten des Kindes.

Im Fokus einer aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigenden Förderpädagogik hier verstanden als eine gemeinsame Aufgabe von Grundschullehrkräften und Sonderpädagogen sowie weiteren Spezialisten stehen folglich

  • ein Anfangsunterricht, der darauf ausgerichtet ist, Lernrückstände zu vermeiden,
  • Verfahren der Früherkennung von ungünstigen Lernvoraussetzungen, von Leistungsrückständen und damit von besonderem Förderbedarf,
  • unterrichtsergänzende Förderprogramme, welche im Anfangsunterricht vorkommende Kompetenzdefizite deutlich mindern und bestenfalls beseitigen sowie
  • Möglichkeiten der Förderung betroffener Kinder in Kooperation mit dem Elternhaus.

In diesem Beitrag über Grundsätze der Förderung in der Schuleingangsphase geht es vorrangig darum, wie gegenwärtig Lernen und gestörte Lernprozesse wissenschaftlich beschrieben und erklärt werden. Spezifische Erkenntnisse über Möglichkeiten der Vermittlung und Steigerung von Lese-, Rechtschreib- und Rechenkompetenz sowie der Förderung von lernrelevanten Personenmerkmalen wie beispielsweise Aufmerksamkeit, Motivation oder phonologische Bewusstheit sind in der Praxis in Zusammenhang mit allgemeinen Erkenntnissen ü