Damals hatte ich Helena getroffen. Zuerst war sie bloß eine Arbeitskollegin und Freundin, doch aus dieser Freundschaft wurde mehr. Es war ein schönes Gefühl, eine Frau kennengelernt zu haben, die mehr wollte als das übliche „Lass uns Freunde sein“, welches ich, dank der Mukoviszidose, schon so oft gehört hatte. Doch leider war es der falsche Zeitpunkt. So sehr ich dafür gekämpft hatte, so sehr ich es mir gewünscht hatte, merkte ich, wie meine Krankheit mich immer mehr in Besitz nahm. Ich wehrte mich mit meinen Gefühlen, doch fand keinen Ausweg. Wie so oft fragte ich meine Freunde und hoffte, dass sie mir die Entscheidung abnahmen. Doch sie konnten mir nur den einen Rat geben: meine Gefühle zuzulassen und sie nicht zu unterdrücken. Ich war körperlich nicht gerade ein Adonis, hatte einen krummen Rücken und meine Beine waren dünn wie Streichhölzer. Ständig hatte ich irgendeinen Infekt. Immer kämpfte ich gegen Atemnot und war dauernd und lange in der Klinik und das mehrmals im Jahr. Permanent musste ich Sekret abhusten und öfter als sonst inhalieren. Alles wurde immer schlimmer. Ich merkte, dass die Krankheit mich erobert hatte. In solchen Momenten zeigt die Mukoviszidose ihr wahres, hässliches Gesicht. Nur eines hatte ich noch zu bieten und das konnte mir selbst meine Krankheit nicht nehmen: Meinen Humor, mein Lachen. Ein Lachen, das Helena offenbar überzeugte, denn sie besuchte mich ständig im Krankenhaus und blieb stundenlang bei mir. Wir hielten uns an den Händen, quatschten über die Arbeit, über uns und über banale Dinge, über die wir so schön gemeinsam lachen konnten.
Es war schön! Sie war schön. Schön für den Augenblick.
Ich hatte oft das Glück, in einem Einzelzimmer untergebracht zu sein. Als sie eines Abends mein Zimmer betrat, merkte sie sofort, dass etwas mit mir nicht stimmte und ich kam gleich zum Thema: Ich sagte ihr alles, was ich empfand. Dass es mir seit Tagen auf dem Herzen lag, dass mir klar war, welches Glück ich hatte und dass jeder in einer solchen Situation froh wäre, einen Menschen wie sie an seiner Seite zu haben. Eine starke, wunderhübsche, gebildete Frau, die einem trotz allem das Gefühl gab, begehrt zu sein. Die einzig kluge Konsequenz wäre gewesen zu sagen „Lass uns ein Paar sein“, denn ich empfand so viel mehr für sie als nur Freundschaft. Aber ich konnte es