Er war dankbar dafür, dass ihn der Konsulatsbeamte in einem Büro empfing, das fast wie ein persönliches Arbeitszimmer aussah. Bücher in Regalen, die bis unter die Decke reichten, hohe Fenster, durch die der Blick zwischen alten Bäumen hindurch auf einen kleinen Park fiel, eine Sitzecke mit angenehm sachlichen und doch einladenden Polstermöbeln, ein Schreibtisch ohne Fahne oder andere nationale Embleme, kein Bild eines Präsidenten, sondern ein ruhiges, farblich ausgewogenes Ölbild an der Wand hinter dem Schreibtisch. Der Beamte stellte sich vor, Vonderau verstand den Namen nicht gleich. Er wollte nicht nachfragen, es war ja auch egal, wie dieser Mann hieß. Dazu bin ich heute zu müde, dachte Vonderau, wobei das Wort erschöpft oder ausgelaugt es vielleicht besser trifft, und dabei so beschädigt, dass von außen angebotene Anregungen oder Angebote in seinem Inneren nichts auslösten.
Bitte, er möge doch Platz nehmen. Der Beamte wies auf einen Polsterstuhl auf der Besucherseite des Schreibtisches, während er selbst in seinem Schreibtischsessel Platz nahm.
»Kaffee?«
Als Vonderau »bitte, ja« sagte, griff Mister Joshua Rauenthal – oder Rosenthal? – zum Telefon und bestellte zwei doppelte Espressos. Dann schlug er die Akten auf, die vor ihm lagen, blätterte ein wenig, blieb an einer Seite hängen und blätterte weiter. Offenbar hatte er keine Eile, das Gespräch, zu dem das Generalkonsulat Hinrich Vonderau eingeladen hatte, zu beginnen. Vonderau war hier nicht erschienen, um Freundlichkeiten auszutauschen. Eigentlich wollte er es kurz machen. Sein Anliegen hatte er bereits schriftlich übermittelt. »Renunciation of nationality« hieß das für diesen Zweck benutzte Formular. Wozu das alles noch einmal wiederholen? Ein paar zusätzliche Begründungen könnte er immerhin anbieten, zum Beispiel die, dass er jetzt, in fortgeschrittenen Jahren, zu seinen Anfängen zurückkehren und nicht mehr auf zwei Hochzeiten tanzen wolle. Es