1. KAPITEL
„Katie, mein Schatz, du brauchst unbedingt eine Begleitung für die Hochzeit deiner Schwester.“
„Ich hatte eine Begleitung, Mom! Er ist der Bräutigam.“
„Ja, ja, ich weiß. Deine Schwester hat dir den Freund ausgespannt.“ Janis McCormick seufzte. „Und natürlich war das nicht richtig von ihr. Aber das alles ist nun schon über ein Jahr her. Du musst endlich akzeptieren, dass die beiden heiraten werden. Nicht nur unsere ganze Familie wird anreisen, sondern außerdem noch über 200 weitere Hochzeitsgäste. Glaub mir, du solltest nicht allein zu der Feier kommen. Sie würden dich und mich mit ihrem Mitleid und ihren Fragen in den Wahnsinn treiben. Bitte, Katie, tu es für mich!“ Mit flehendem Blick sah Janis ihre Tochter an.
In Augenblicken wie diesem hasste Katie es, erwachsen und vernünftig sein zu müssen. Wie gern hätte sie einen handfesten Wutanfall bekommen, doch theatralische Auftritte waren noch nie ihre Stärke gewesen – ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester. Außerdem war es schwierig, ihrer Mutter etwas abzuschlagen. Vor allem, weil Janis sie nur sehr selten um etwas bat. Sie war eine wunderbare, sehr warmherzige Mutter, die ihr noch immer einen Fünfzig-Dollar-Schein zusteckte, wenn Katie zum Essen vorbeikam. Obwohl Katie seit dem College-Abschluss auf eigenen Beinen stand und einen großartigen Job hatte.
„Mom, du weißt, dass ich dich liebe …“
„Sag jetzt bloß nicht ‚aber‘! Ich habe es schon schwer genug. Deine Schwester macht mich wahnsinnig! Seitdem sie beschlossen hat zu heiraten, muss ich mir die Haare tönen. Ich schwöre dir, dass ich von dem Tag an grau geworden bin, an dem sie das erste Hochzeitsmagazin gekauft hat. Seitdem geht es nur noch um Kleider, Deko, Blumen und Menüs. Es ist unerträglich!“
Katie lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster des kleinen Restaurants, in dem sie sich mit ihrer Mutter zum Mittagessen verabredet hatte. Draußen herrschte herrlicher Sonnenschein, und in den Blumenkästen auf der Fensterbank blühten die Geranien in leuchtenden Farben. Wie gern wäre Katie ein wenig durch die Straßen geschlendert oder vielleicht kurz ins Schwimmbad gefahren, doch stattdessen musste sie sich mit ihrer Mutter über Courtneys jüngste Planänderungen unterhalten. Es schien ihre kleine Schwester nicht im Geringsten zu irritieren, dass die Hochzeit bereits in zwei Wochen stattfinden würde.
Genauso wenig, wie es sie irritiert hatte, Katie den Freund wegzuschnappen.
Nein, sie würde nicht verbittert enden! Eifersucht war etwas für Kleingeister. Courtney war ihre Schwester und Blut nun einmal dicker als Wasser. Sollte Courtney allerdings am Morgen ihrer Hochzeit einen Riesenpickel auf der Nase haben, würde sich Katies Mitleid in G