4.
Wenn man sich an einen der belebten Plätze Arkons stellte, wenn man einfach nur schaute und die Atmosphäre auf sich wirken ließ, konnte man nicht umhin, eine bedrückende Unsicherheit zu bemerken. Woran es lag, wusste anfangs niemand.
In Wahrheit waren es nur wenige Personen, die eine solche Stimmung verbreiteten. Aber sie griff auf alle anderen über.
Es konnte nicht am Wetter liegen, denn über der Hauptstadt lag strahlender Sonnenschein.Frühlingshoch. Eine Woche schon. Der Kristallpalast bot seinen monumentalen Anblick, wie immer seit Jahrtausenden. Und über den Trichterbauten der Peripherie lag stiller Friede.
Unter den Glasarkaden des Palastes schlenderte mit leerem Gesicht eine Frau, sprach mit niemandem, ließ sich weder von den Holoshows der Geschäfte noch von besonders schönen Blütenkübeln aufhalten.
Sie stellte sich an den Rand der Arkade.
Hätte jemand genauer hingesehen, wäre das Unglück vielleicht zu verhindern gewesen. Aber das war nicht der Fall. Da sie einen völlig normalen Eindruck machte, griff keiner der Roboter ein.
Die Frau sprang dreißig Meter in die Tiefe und zerschellte am Boden.
Dann erst erregte sie die verdiente Aufmerksamkeit; aber besonders fassungslos schien keiner. Es war wohl das, was die Leute im Augenblick erwarteten.
»Das Wunder ist versiegt«, tuschelten sie, während eine Staffel Roboter zum Aufräumen kam. »Was sollte sie machen? TIRARIM ist verschwunden.«
Und manche hofften insgeheim, dass essie nicht treffen möge.
*
Einige tausend Lichtjahre weiter, auf dem Planeten Ertrus, verbreitete eine Horde rasender Kolosse unvorstellbares Chaos. Sie spürten, wie die Hamamesch-Warenstücke an Wirksamkeit verloren, dass von der alten Kraft nichts mehr bleiben würde.
Dies war das Schlimmste für Ertruser: mit aller Kraft nichts tun können, einem Schicksal ausgeliefert sein.
Es dauerte Stunden, bis die Kolosse gebändigt wurden.
Und aus der drangvollen Enge ihrer Hochenergiezellen forderten sie:
»Gebt uns neue Warenstücke! Wir halten es nicht aus. Wir können nicht ohne das Wunder leben.«
Einer starb an Herzversagen, für einen Ertruser ein ausgesprochen unwürdiger Tod. Alle anderen zeterten noch stundenlang. Mit der Kraft ihrer Stimmen brachten sie das halbe Gebäude zum Einsturz, bis die Wächter sie akustisch stumm schalteten.
Die ertrusische Regierung nahm das Vorkommnis durchaus ernst.
Eine Regierung, der das Volk etwas bedeutete, versuchte auch, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Hier war das jedoch ausgeschlossen. Sie verfügten eben nicht über Hamamesch-Waren, schon gar nicht über neuwertige.
Sogar eine Anfrage an Titan leiteten sie in die Wege. Dort, so wusste man in der ganzen Galaxis, forschte Boris Siankow am Zauber der Hamamesch.
Als es in der Milchstraße noch Basare gab, hatte Titan täglich Warnungen verbreitet. Jetzt sah es so aus, als stellte sich das alles als berechtigt heraus.
Aber Siankow und seine Leute hatten nicht die geringste Ahnung, wie den Ertrusern zu helfen war.
*
Selbst auf Sphinx, in der Tolot-Ballung, unter den Zentrumsvölkern oder im Rusuma-System, überall erfasste Panik die Träumer, die sich schon im Himmel gewähnt hatten.
Meldungen über Amokläufer kamen zuerst täglich herein, dann stündlich, und am Ende fanden sie nicht einmal mehr Eingang in die Nachrichten.
Eine Ausnahme stellte der wildgewordene Epsaler dar, der eine 30-Meter-Space-Jet kaperte. Da es sich um das Beiboot eines Kampfraumschiffs handelte, verfügte der Umweltangepasste nun über tödliche Waffen. Er forderte ultimativ ein frisches Hamamesch-Warenstück – oder er wollte seine Welt dem Erdboden gleichmachen.
Mit dem Retter aus dem Nichts, auf den mancher wohl gehofft hatte, wurde so nichts. Es fand sich keiner, dessen Schatz noch genügend Zauber ausstrahlte.
Als der Epsaler das hörte, drehte er durch.
Er schickte sich an, seine Drohung wahr zu machen. Mehrfach eröffnete er das Feuer auf Unschuldige, pulverisierte in seinem Wahn ganze Straßenzüge. Erst einem Kreuzer der Liga Freier Terraner, der zufällig an Ort und Stelle war, gelang es, das Beiboot abzuschießen.
Der Schaden war immens, die Nachricht von mehr als zwe