Martinszell – Oberdorf früher Abend, Freitag, 25.Juli
Die Hitze flimmerte noch immer über der schmalen Asphaltstraße, als Lukas Grimmel am frühen Freitagabend sein voll bepacktes Trekkingbike die letzten Meter zum Haus rollen ließ und in den Schatten der hohen Fichten eintauchte. Eine Wohltat.
Er war mit dem Zug aus München nach Kempten gekommen und von dort aus das letzte Stück geradelt. Diese Steigungen im Allgäu war er nicht mehr gewohnt. Sein T-Shirt klebte, seine Radlerhose war an Stellen feucht, wo er es peinlich fand und er wusste genau, dass er nicht mehr besonders gut roch. Bei der Hitze versagte jedes Deo, zumal auch im Zug, wie zu erwarten, die Klimaanlage ausgefallen war. Trotz allem hatte die Radtour hierher seine heimatlichen Gefühle angenehm berührt. Damit hatte er nicht gerechnet.
Ohne den Blick zu heben, schob er sein Rad durch das halb verrottet, in den Angeln hängende Jägerzauntor, zum Haus hinüber. Der einstmals helle Kiesweg war von alten Fichtennadeln bedeckt, Unkraut wucherte überall, dazwischen dicke Moosteppiche. Dann kam die unterste Stufe der Holztreppe in sein Blickfeld. Abrupt blieb er stehen, schloss die Augen.
Das war der Moment, den er ersehnt und gefürchtet hatte, seitdem der Notar ihm das Testament seines Vaters verlesen hatte. Der Moment der Heimkehr. Der Moment, von dem er viele