Wie schnell kann ich zum Mörder werden? Diese lebenswichtige Frage bringt so manchen von uns um schlaflose Nächte. Sie, als versierter Krimileser, mögen im ersten Augenblick einen solchen Gedanken weit von sich weisen. Aber Hand aufs Herz, hat es in Ihrem Leben nicht auch schon ernsthafte Situationen gegeben, in denen Sie Ihrem Gegenüber am liebsten an die Gurgel gegangen wären? Gott sei Dank hat Sie in den meisten Fällen Ihre klösterliche Erziehung oder auch nur ein guter Freund davon abgehalten. Wobei auf die Kirche bei der Beantwortung solcher bedeutungsvollen Fragen auch nicht unbedingt Verlass ist, versucht sie uns doch schon seit Jahrhunderten einzureden, dass wir bereits als Sünder auf die Welt kommen.
Oh, entschuldigen Sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Karl-Magnus Lindberg. Ich bin Kriminalschriftsteller. Jetzt haben Sie sicherlich auch Verständnis dafür, weshalb ich mir Gedanken über die mögliche kriminelle Veranlagung der Menschheit mache. Sie werden sich bei der Gelegenheit bestimmt auch fragen, in welchem Sumpf menschlicher Abgründe muss ein Schriftsteller von Kriminalromanen selbst stecken, will er glaubwürdig verbrecherische Taten zu Papier bringen? Ich kann Sie beruhigen. Mein Werkzeug ist die Fantasie. Eine unerschöpfliche Quelle von gesetzlosen, verbotenen und bösartigen Machenschaften. Eine Fundgrube aller skrupellosen und unmoralischen Taten. Zugegeben, falsch geparkt habe ich auch schon einmal. Und wenn ich ganz ehrlich bin, die alte Schachtel, die an der Supermarktkasse ihre Tütensuppe mit einem 200-Euroschein bezahlt und den ganzen Laden aufgehalten hat, wandelte in meiner kriminellen Gedankenwelt schon auf sehr dünnem Eis.
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