: Margaret Scherf
: TÖDLICHE LECKERBISSEN Der Krimi-Klassiker!
: BookRix
: 9783748761594
: 1
: CHF 5.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 195
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bei einer Cocktail-Party in New York entging der Distriktrichter Taulbee dem sicheren Tod nur um Haaresbreite - weil er weniger gefräßig war als sein großer Kollege, der Bundesrichter Freeholder. Aber Taulbee weiß nicht, dass der Mörder die vergifteten Leckerbissen ihm zugedacht hatte... Margaret Scherf (* 1908 in Fairmont, West Virginia; ? März 1979) war eine US-amerikanische Kriminal-Schriftstellerin. Der Roman Tödliche Leckerbissen erschien erstmals im Jahr 1957; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1976. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  Erstes Kapitel


 

 

Richter Corbet Taulbee rasierte sich in seinem Badezimmer und dachte nach. Die Rasur war nötig, aber auf das Denken hätte er verzichten können. Unangenehme Gedanken bedrängten ihn oft im Badezimmer. Vielleicht lag das an den giftgrünen Wänden. Die Farbe war Marthas Idee gewesen. Martha hatte die Wände selbst gestrichen, und er hatte so getan, als ob er das Ergebnis hübsch fand, aber er wünschte, Marthas grüne Periode wäre nicht mit der Entscheidung des Obersten Bundesgerichtes vom 17. Mai 1954 zusammengefallen.

Da hatte er es, schon wieder musste er daran denken. Er wollte es nicht, er hatte die ganze Sache satt. Verdammt satt. Sie hatte ihm nichts als Magenschmerzen, empörte Bridgepartner und schlaflose Nächte eingebracht.

Er hatte sich nie darum gerissen, einen Kreuzzug zu führen. Es war sein Pech gewesen, dass er einer der ersten Richter war, die in einem Fall, der sich auf das brisante Urteil des Obersten Bundesgerichtes stützte, entscheiden mussten. Er hatte drei Jahre an der Universität Yale studiert und dann hier in Somers bei dem alten Hornby Rechtswissenschaft gehört. Er war nie ganz sicher, ob ihm während seines Studiums an der juristischen Fakultät nicht irgendetwas Wichtiges entgangen war, und so übte er Vorsicht und Bescheidenheit, wenn er eine Entscheidung treffen musste. Seine Freunde vertraten die Ansicht, er sei nicht unentschlossen, sondern handle überlegt. Seine Feinde sagten, er habe Angst vor graduierten Juristen, besonders vor Charlie Apwell. Er wusste nicht, ob er vor Charlie Angst hatte. Er verabscheute ihn, und an Tagen, an denen Charlie seine zweifelhaften Talente im Saal des Distriktgerichtes zur Schau stellte, ließ die Mittagspause viel länger als sonst auf sich warten.

Charlie hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht, als er über dem Fall der Schul-Integration brütete. »Der Richter kann sich nicht entscheiden, ob er Salz auf ein Ei streuen soll, ohne den Präzedenzfall nachzuschlagen. Was, zum Teufel, wird er dann erst in dieser Sache tun? Sie so lange vor sich herschieben, bis er seinen Kopf irgendwie aus der Schlinge ziehen kann.«

Nicht, dass Charlie darauf aus war, dass Taulbee eine Verordnung zur Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen erließ. Nein, das bestimmt nicht. Er wollte Taulbee nur aus der Fassung bringen. An einem sehr warmen Sonntag, nach einem schweren Essen, sagte sich Corbet: »Gut, ich werde eine Entscheidung treffen und sehen, wie sie ihnen gefällt. Ich komme sowieso nicht drum herum.« So ging sein Urteil nicht auf eine strenge Gewissenserforschung zurück, sondern auf Charlie Apwell und einen zu reichlichen Genuss von Kirschkuchen.

Man konnte natürlich nicht sagen, dass die Frage nie ein so kritisches Stadium wie die Entscheidung des Obersten Bundesgerichtes hätte erreichen dürfen. Wahrschein