: C.I. Ryze
: Birds and other kinds of violence
: neobooks Self-Publishing
: 9783752918106
: 1
: CHF 3.50
:
: Fantasy
: German
: 287
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vor vielen, vielen hundert Jahren existierte nur eine dominante Rasse auf diesem Planeten. Sie herrschten als absolute Könige über das Land, beraubten es aller Ressourcen und trieben die Welt an den Rand des Abgrunds. Dabei huldigten sie nur dem, was heute als Tech bekannt ist, Geräte aus Metall, die nur zum Vergnügen da waren und die mühselige Arbeit übernahmen. Dann, als der Winter viele Jahre dauerte und fast alles Leben auf der Welt vernichtet wurde, stiegen die vier großen Geister aus dem Himmel. Erst fuhren sie in Wind, Salz, Rauch und Sand, gaben ihnen eine Form und erschienen so den Menschen der Vorzeit. Den Anhängern boten sie Schutz, während der Rest im Chaos der Welt verloren ging. Frelskala' So erzählt man sich zumindest. Kenna hält nicht viel von diesen Märchen. Mit Cecil gräbt sie viel lieber im Dreck nach altem Tech, das sie für eine Münze oder zwei verscherbeln kann. Mit etwas Glück sogar für ein warmes Essen oder etwas Bier. Zumindest, bis sie auf eine Unbekannte treffen, die sie aus dem Leben als Techsammler herausreißt.

Ehefrau, Hundemama, Katzendosenöffner. Christine Ina Ryze wurde in den schönen Weinebenen Rheinland-Pfalz geboren, die vielleicht die ein oder andere Spur hinterlassen haben. Heutzutage lebt sie mit Hund, Katze, Frau und einem suspekt wirkendem Aquarium in NRW und schreibt neben Fantasy auch Dystopien in diversen Unterkategorien. Eigensinnigen Humor gibt es gratis dazu. Weitere Infos auf https://ciryze.wordpress.com/ Twitter: https://twitter.com/C_I_Ryze

Kapitel 1


»Dankeschön.«

Der Mann hinter der Theke und den dicken Metallstangen nickte nur zufrieden. Die Hand mit dem kleinen, glitzernden Ding verschwand in einer Schublade. Stattdessen fischte er in seiner abgetragenen Manteltasche nach einem Beutel, den er in die Durchreiche warf, die Platte drehte und damit verhinderte, dass man die Hand abgehackt bekam, sollte man versuchen ohne Erlaubnis in das Fach zu greifen. Die Brünette krallte sich mit flinken Fingern den Beutel und warf einen prüfenden Blick hinein. Eins, zwei, drei… Sie runzelte die Stirn.

»Hey! Das sind Krakenmünzen! Wir haben uns auf zehn Salamandermünzen geeinigt!«, knurrte sie und trat näher an die Theke. »Damit kann ich nichts anfangen!«

»Solange du hier in der Gegend bist, kannst du das. Nimm sie oder gib sie zurück, aber das Tech bleibt bei mir.«

Bei dem Tonfall von diesem Dreckskerl hätte sie ihm am liebsten direkt den Beutel durch die schützenden Stangen geworfen und ihm den Schädel damit eingeschlagen, steckte das Leder dann doch trotzig in die Gürteltasche. Noch immer brummend schlug sie sich die Faust genau in die Kuhle des Schlüsselbeins und zog diese in einer schnellen Bewegung bis über ihre Schulter. Der Pfandleiher lachte nur.

»Deine Beleidigungen funktionieren nur bei jemanden, der aus deiner Fraktion kommt, Süße.« Sie war aber schon auf dem Weg zur Tür und nahm sein Rufen nur durch einen Nebel von Wut wahr. »Bis zum nächsten Mal, Kenna!«

Mit hochrotem Kopf, zumindest so rot er bei ihr werden konnte, stürmte sie nach draußen, warf die halb kaputte Metalltür zurück ins Schloss und ging mit einem Stechschritt aus der dunklen Seitengasse heraus auf die offene Straße. Darauf brauchte sie erst einmal etwas zu trinken. Nur wenige Schritte später fühlte sie das junge Mädchen neben sich, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und den breiten Schal über die schmalen Schultern geworfen.

»Und?«, fragte sie ungeduldig. Ihre Stimme ging im Gerede der Menge fast unter.

»Krakenmünzen hat er uns gegeben, der Bastard. Geben wir sie aus, solange wir noch hier sind.«

Das Mädchen kommentierte es nur mit einem leisen »Oh…«. Kenna hasste diesen Ort. Die Stadt mitten auf dem Meer war alles andere als das Inselparadies, das einem die Händler immer auftischten. Die Metallplatten, die auf der ganzen Wasseroberfläche verteilt waren, soweit das Auge reichte, wackelten mit jeder Bewegung der Wellen, wenn sie nicht wie die große Hauptplatte auf dicken Metallstreben über dem Wasserspiegel hingen. Auf das geisterhafte Glitzern der Sonne konnte man sich gar nicht konzentrieren. Nochmal kamen sie nicht her.

»Hast du Hunger?«, fragte sie dieses Mal sanfter und das vermummte Mädchen nickte. »Sehen wir mal, ob wir einen Pub finden, in dem ich nicht bei der ersten Welle alles wieder auskotzen muss.«

Auch Kenna zog sich den umfunktionierten Schal über das Gesicht. Besser, keiner konnte sehen, wer sie waren, aus unterschiedlichen Gründen. Zusammen wackelten sie über die schmalen Übergänge, die die Einheimischen auf flinkem Fuß hinter sich ließen, Kenna und ihre Begleitung aber dazu brachten sich in das rostige Geländer zu krallen und im Stillen dem Geist des Kraken dafür zu danken, dass er das Meer nicht zu hohe Wellen schlagen ließ. Sie wählten einen Pub aus, der am Rand der Hauptplatte an einer der Streben befestigt war und den man nur über eine alte, stellenweise eingebrochene Treppe erreichte. Im Pub sah es aus wie überall sonst aus. Es stank nach Alkohol, Essen, Erbrochenem und dem Restgeruch der täglichen Arbeit, weshalb sie vorzogen sich in eine dunkle, ruhigere Ecke mit einem Tisch für zwei Personen nahe einer kaputten Wandplanke zurückzuziehen. Kenna zog sich einen zwei