: Sophia James
: Die Geheimnisse des Earls
: Cora Verlag
: 9783733748258
: Historical MyLady
: 1
: CHF 3.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Niemals wird Lady Adelaide Ashfield den furchtbaren Lord Berrick heiraten, den ihr Onkel für sie bestimmt hat! Der einzige Ausweg: Sie nimmt den spontanen Antrag von Gabriel Hughes, Earl of Wesley, an. Seit sie dem so arroganten wie rätselhaften Lebemann in einer rauschenden Ballnacht in London begegnet ist, lässt er ihr Herz insgeheim höherschlagen. Doch was empfindet er für sie? Ist es für ihn nur eine Scheinehe? Als Gabriel ihr ein schockierendes Geständnis macht, fürchtet sie, dass ihr die ersehnte Erfüllung in seinen Armen für immer versagt bleibt ...



Romane von Georgette Heyer prägten Sophias Lesegewohnheiten. Als Teenager lag sie schmökernd in der Sonne auf der Veranda ihrer Großmutter mit Ausblick auf die stürmische Küste. Ihre Karriere als Autorin nahm jedoch in Bilbao, Spanien, ihren Anfang. Nachdem ihr drei Weißheitszähne gezogen wurden, lag sie aufgrund starker Schmerzmittel tagelang flach. Die Zeit vertrieb sie sich mit einem Stoß Mills& Boons-Romane. Unter dem Einfluss der Medikamente dachte sie, so etwas kann ich auch schreiben. Nach mehreren Romanen, die in der Reihe Harlequin Historical erschienen sind, ist sie der Meinung, endlich ihren Traumberuf gefunden zu haben. Aber genauso wie das Schreiben genießt sie die Besichtigung von europäischen Kunstschätzen mit ihrem Ehemann, einem Maler. Ihre drei fast erwachsenen Kinder, zahlreiche Haustiere und Hausrenovierungen, die nie vollständig abgeschlossen sind, verschaffen ihr den nötigen Ausgleich zu ihrer Autorentätigkeit.

1. KAPITEL

London 1812

Das vertraute Gefühl der Sinnlosigkeit umfing Gabriel Hughes, den Earl of Wesley, raubte ihm den Atem und damit auch jede Wärme, als er so dasaß, mit einem Glas voll guten Brandys und einer halb aufgerauchten Zigarre.

Willige Frauen, verkleidet als Elfen, Nymphen und Najaden, umringten ihn, der Stoff ihrer knappen weißen Tuniken entblößte üppige nackte Brüste. Ein Dutzend anderer Männer hatten bereits ihre Begleiterinnen für die Nacht gewählt und waren einer nach dem anderen in den Zimmern verschwunden, die von der Halle abgingen. Hier waren die Lichter gedämpft, und der Rauch der heruntergebrannten Kerzen ringelte sich hinauf zur Decke. Der Tempel der Aphrodite war ein Ort der Lust und der gut bezahlten Liaisons. Und dieser Tempel war voll bis zum letzten Platz.

„Ich würde Ihnen sehr gern meine Vorzüge im Bett zeigen,monsieur“, flüsterte die schöne Blonde neben ihm ins Ohr. Ihr aufgesetzter französischer Akzent überdeckte kaum den schweren Ost-Londoner Slang. „Ich habe schon oft gehört, wie Ihr Name erwähnt wurde, und es heißt, Sie hätten auf diesem Gebiet sehr viel Geschick.“

Hätten … Das Wort hallte in seinem Kopf wider wie ein Schuss in einer Stahlkammer. Gabriel trank den letzten Schluck Brandy aus und hoffte, dass der starke Alkohol Gefühle in ihm wecken könnte, die er schon seit langer Zeit nicht mehr empfunden hatte. Oder dass er Erinnerungen auslöschte. Wie sehr er die hasste. Sein Herz schlug schneller, als er die Unruhe zu vertreiben versuchte. Der dumpfe Schmerz unerfüllter Erwartung war keine Empfindung, nach der er sich sehnte.

„Ich bin Athena, Mylord.“

„Die Schwester des Dionysos?“

Sie sah ihn verwirrt an und schob den Stoff von ihren milchweißen Schultern, während sie sich vorbeugte und ihre weichen Brüste dabei gegen seinen Arm drückten. „Diese Schwester kenne ich nicht, Mylord, aber heute Nacht kann ich Ihnen gehören. Ich kann Ihnen sehr viel Vergnügen bereiten, wenn Sie das wünschen.“

Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie irgendetwas über die griechischen Götter wusste, aber trotzdem verspürte er Enttäuschung – eine Frau, die einfach nur schön war und sonst nichts. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die vollen Lippen, befeuchtete sie und wartete auf eine Reaktion. Ihre geweiteten Pupillen ließen vermuten, dass irgendein Opiat im Spiel war, eine Hure ohne Scham und ohne Schranken, die vom Leben vermutlich enttäuscht war. Gabriel spürte so etwas wie eine Verbindung zu ihr und lächelte.

„Das ist sehr großzügig, Athena, aber ich kann dieses Angebot nicht annehmen.“

Schon kreisten die Dämonen über ihm, kamen näher, und als ihre Finger seine Lenden berührten, wäre er um ein Haar zurückgezuckt. „Und woran liegt das,monsieur? Der Tempel der Aphrodite ist der Ort, an dem Träume wahr werden.“

Oder Albträume, dachte er, als die Vergangenheit ihn einholte.

Die Schreie, während das Feuer um sich griff, der unerträgliche Schmerz brennenden Fleisches und dann die Dunkelheit, die den Schmerz betäubte.

Gabriel hasste es, wenn diese Erinnerungen kamen, unerwünscht und beängstigend. So plötzlich, dass er sich nicht gegen sie wehren konnte. Er stand auf und hoffte, das