: Sophia Como
: Anchor Up To Me
: TWENTYSIX
: 9783740777333
: 1
: CHF 2.40
:
: Spannung
: German
: 570
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sommer 1984 Abby ist leblos. So fühlt sie sich jedenfalls im Hause ihres Onkels. Missbraucht, eingesperrt und ihres Bruders beraubt, bricht sie eines Nachts zusammen und stürzt sich in die Tiefen des Ozeans. Dass genau in dieser Nacht Jake - der Sohn des Leuchtturmwärters Saint Marys - seine Nachtschicht antritt, rettet ihr das Leben. Und das nicht nur körperlich. Auch seelisch blüht Abby mit seinen Briefen und Worten langsam wieder auf und lernt es, geliebt zu werden. Doch der Tod scheint mit ihr noch nicht fertig zu sein.

Sophia Como wurde 1996 in der Nähe von Frankfurt am Main geboren. Seither lebt sie in einer Kleinstadt, nahe Frankfurt und Wiesbaden. Die 22-Jährige verbringt neben dem Schreiben viel Zeit mit ihren Hunden oder Pferden, lernte schon im frühen Alter die Instrumente Geige, Gitarre und Klavier und nahm Schauspiel-, Tanz-, und Gesangsunterricht. Im Frühling 2017 veröffentlichte sie ihren Debüt-Liebesroman"Der Klang von Erinnerungen" bei TWENTYSIX, welcher nur wenige Monate später auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde. 1 1/2 Jahre später erschien ihr zweiter Roman"Wie Stimmen im Wind" ebenfalls im TWENTYSIX-Verlag und schaffte es bereits nach einem Monat auf Platz 4 der TWENTYSIX-Bestsellerliste. Zudem wurde"Wie Stimmen im Wind" der Preis TWENTYSIX-Top-Titel für den Monat März 2019 verliehen. Sophiacomo.de Instagram: @Sophiacomo Pinterest: @Sophiacomo Facebook: Sophia Como

I

6. Juli 1984

Abby

Kennt ihr den Geschmack von Blut? Kaltes Eisen.

Für mich besaß Blut jedoch immer mehrere Geschmäcker. Es war salzig, wenn ich meine Tränen nicht unterdrücken konnte, so wie ich es eigentlich sollte, sauer, wenn mir vor Schmerzen Galle den Hals hochstieg, und bitter, wenn sich letztendlich alles zu einem vermengte. Am allermeisten schmeckte es aber nach Angst. Doch nicht diese aufregende, kribbelnde Angst, die man verspürt, wenn man etwas Verbotenes macht oder kurz davor ist, seinen Schwarm zum ersten Mal zu treffen.

Nein, die Angst, die in meinem Leben präsent war, schmeckte grässlich. Sie schmeckte nach der Luft, die mir fortblieb, wenn er mich würgte, sie schmeckte nach dem widerlichen Pelz, der sich in meinem Mund verbreitete, weil mir der Sauerstoff fehlte, und sie schmeckte nach dem süßlichen Speichel, der sich in unseren Mündern zusammentut, wenn wir kurz davor sind, uns zu übergeben.

Die meisten denken, es gibt nichts Schlimmeres als die Todesangst. Diese sei die höchste Art von Furcht. Doch eine Zeitlang machte mir der Tod keine Angst, - ganz im Gegenteil. Es war die Angst zu überleben, die damals schlimmer war. Denn überleben hieß, ich würde all das nochmal durchmachen müssen, immer und immer wieder.

Lebensangst. Wenn das Leben so aussah wie meines, dann war es das, was ich fürchtete.

Bis zu diesem Punkt.

Das kalte Laub kitzelte an meinen Füßen, abgebrochene Äste bohrten sich in meine nackten Sohlen. Ich konnte kaum gerade laufen, blieb immer wieder an einer Wurzel hängen oder taumelte gegen einen großen Baumstamm. Der Boden war uneben und voller Blätter und hinter jedem Baum schienen sich gierige