1. KAPITEL
Sorgfältig stellte Dr. Laurel Martin ein Teströhrchen in das Gestell, wobei ihr Pulsschlag sich vor gespannter Erwartung beschleunigte. Das könnte er sein – der Durchbruch, dem sie ihr gesamtes Berufsleben gewidmet hatte. Ein Prozess, um die Mutation des Faktor-IX-Gens im X-Chromosom zu verhindern. Wenn man ihn schon während der Schwangerschaft testen und korrigieren könnte, würde dies Tausende von Leben verändern, wenn nicht sogar retten. Der Schlüssel lag darin, das Bindeglied zu entdecken.
Um die Lösung zu finden, brauchte Laurel Fördermittel. An solche Gelder kam man nicht so leicht heran. Man hatte ihr bereits mitgeteilt, dass ihre Mittel bald ausliefen. Aber sie hatte sich für weitere Zuschüsse beworben und sollte diesbezüglich bald Bescheid bekommen.
Die Erforschung der Hämophilie war zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Während des Medizinstudiums hatte sie schnell gemerkt, dass sie sich im Kontakt mit Patienten und ihren Angehörigen nicht besonders wohlfühlte. Es fiel ihr schwer, schlechte Nachrichten zu überbringen. Da sie ohnehin eher introvertiert war, hatte sie sich der Forschung zugewandt, was ihr mehr Sicherheit gab.
Da klopfte jemand ans Laborfenster. Laurel schob ihre Schutzbrille hoch. Stewart, der Labordirektor, stand auf der anderen Seite der Glasscheibe. Obwohl mittelgroß, wirkte er im Vergleich zu dem hochgewachsenen, schlanken Mann neben ihm eher klein.
Laurels Herz schien kurz auszusetzen, ehe es sich wieder beruhigte. Der Fremde sah umwerfend aus. Eine solche Reaktion hatte sie seit Jahren bei keinem Mann mehr gespürt. Zumindest nicht mehr seit dem College, seit sie ihren Exfreund Larry zum ersten Mal gesehen hatte. Als College-Football-Spieler war er ebenfalls unglaublich attraktiv gewesen. Doch Laurel hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass gutes Aussehen nicht unbedingt bedeutete, dass derjenige auch ein guter Mensch war.
Der Mann neben Stewart schien aus dem Mittleren Osten zu stammen. Seine Haut besaß einen warmen, bronzefarbenen Ton, als wäre er oft der Sonne ausgesetzt. Seine stolze Haltung verlieh ihm die gebieterische Ausstrahlung eines Mannes, der seinen Platz in der Welt kannte. Das schwarze, maßgeschneiderte Jackett, unter dem man breite Schultern erkannte, passte zu seinem Haar und dem ebenso dunklen, makellos gepflegten Bart. Seine gesamte Erscheinung war ein Ausdruck von Reichtum und Macht. Er sah Laurel direkt an.
Erstaunlicherweise waren seine Augen nicht tintenschwarz, sondern kastanienbraun. Es erinnerte sie an die Farbe eines Rennpferdes, das sie als Mädchen mal gesehen hatte. Der Unbekannte hob leicht die geschwungenen Augenbrauen, als wüsste er von seiner Wirkung auf Frauen, sodass Laurels Reaktion ihn nicht überraschte.
Während sein Blick sich in ihren zu bohren schien, kam sie sich plötzlich wie eine ihrer Laborproben unter dem Mikroskop vor. Das Gemeine daran war, dass er der Typ Mann war, zu dem sie sich schon immer hingezogen gefühlt hatte. Der Typ, der immer an ihr, dem unscheinbaren, allzu ernsthaften und viel zu intelligenten Mädchen vorbeigeschaut hatte. Und stattdessen zu einer großen Blondine mit vollen Brüsten, langen Beinen und einem verführerischen Kichern, die genau hinter ihr stand.
Männer bemerk