: Elizabeth Haran
: Eine Liebe in Australien Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732586455
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 479
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

England 1957: Die junge Kate ist von exotischer Schönheit und ein gefeierter Filmstar. Doch plötzlich werden hässliche Gerüchte laut. Sie flieht vor der Presse und ihrem ruchlosen Ehemann nach Australien zu ihrem Vater. Aber ihr Vater scheint nicht erfreut, sie zu sehen. Es war sein Geheimnis, dass er eine Tochter hat, die er vor vielen Jahren nach England brachte. Kate ist zutiefst verletzt und will abreisen, bis der junge Lehrer der kleinen Outbackstadt ihr Mut macht, zu bleiben ...

Eine mitreißende Familiengeschichte zwischen dem Outback und England



Elizabeth Haran wurde in Simbabwe/Afrika geboren, als es noch Südrhodesien hieß. In den 1960er-Jahren zog ihre Familie erst nach England, später nach Australien. Für ihre Recherchen besucht sie stets die Orte, die als Kulisse für ihren nächsten Roman dienen. Elizabeth lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren an der Küste Südaustraliens. Nach dem Schreiben ist Kochen ihre zweite Leidenschaft.

Kapitel 1


New South Wales – 1936


Willie McGregor löste die Hände von der Schaufel, die sogleich mit einem Klirren zu Boden fiel, das die erdrückende Stille um ihn herum jäh durchbrach. Er stand neben einem Hügel aus roter Erde, den er gerade aus losem Gestein aufgehäuft hatte. Wegen der sengenden Hitze, der Dingos, der aufdringlichen Fliegen und ihrer Lage fernab jeglicher Zivilisation hatte er Harry Winston McLean zügig begraben müssen. Er hatte noch gar keine die Zeit gehabt zu verarbeiten, dass sein bester Freund vor weniger als zwei Stunden direkt vor seinen Augen gestorben war.

Willie hob Harrys staubigen, zerschlissenen Hut vom Boden auf. Der war gerade mal ein Jahr getragen, sah aber uralt aus durch die Strapazen, die das Goldschürfen im unerbittlichen Outback mit sich brachte. Willie rieb den abgewetzten Filz zwischen Daumen und Zeigefinger und versank für einen Moment in Erinnerungen. Die Goldsuche ging mit vielen Misserfolgen und viel Enttäuschung einher, aber Harry war es stets gelungen, Willie das Positive jeder Situation vor Augen zu halten. Er war der perfekte Partner für diese Arbeit mitten in Australiens Outback, wo sie nicht mehr hatten als ihren großen Traum, einige Werkzeuge, eine Karte und ein paar Zelte. Sie kämpften gegen Staubstürme, viel zu wenig Regen, Milliarden von Fliegen, eiskalte Winternächte und quälend heiße Sommertage im Nordwesten von New South Wales, dieser Gegend, die Corner Country genannt wurde.

Willie holte zitternd Luft und sog dabei Harrys Duft ein, den der Hut ausströmte, vermischt mit dem von Tabak, Schweiß und Staub. Dann legte er den Hut sanft auf Harrys Grab. »Kannst doch nicht ohne deinen Hut in den Himmel wandern, Harry«, murmelte er. Und in diesem Moment schnürte eine Erinnerung ihm die Kehle zu. Harry hatte ihm einmal von seiner kurzen Zeit als Ministrant in einer schottischen Kirchengemeinde erzählt. Der Priester hatte ihn dabei erwischt, wie er nach der Messe den heiligen Wein aus dem Kelch trank, und ihm gesagt, im Himmel sei kein Platz für einen Jungen, der ein Sakrileg begehe. Harry, der auch damals schon kein Blatt vor den Mund genommen hatte, antwortete dem Priester, dann werde dieser wohl auch nicht in den Himmel kommen, schließlich tue er dasselbe. Nach diesem Vorfall hatte sich seine Familie nie wieder in der Kirche in Ferryhill blicken lassen.

Harry stammte aus einer üblen Gegend in Aberdeen, war aber mit seiner Familie kurz nach dem Vorfall in der Kirche nach Redbridge gezogen, einem Außenbezirk von London. Dort hatte er in der Schule Willie kennengelernt, und sie waren gute Freunde geworden. Nach Willies Meinung hatte Harry ein Herz aus Gold, er verdiente einen Platz im Himmel. Er selbst wusste nicht, was er ohne ihn machen sollte.

Willie stieß einen tiefen Seufzer aus und hob den Blick. Durch einen Schleier aus Tränen starrte er in die unendliche Landschaft vor sich, die in der Februarhitze flirrte. Über ihm brannte die Sonne am endlos blauen Himmel. Das alles wa